Ob es darum geht, die Geruchsbelastung gebrauchter Kunststoffverpackungen zu bewerten, Reinigungsprozesse für Altkunststoffe oder Rezyklate zu optimieren oder Empfehlungen für eine effiziente und zielführende Mülltrennungen auszusprechen: Grundlage bildet stets die richtige Analysenstrategie und eine geeignete Analysentechnik. Über beides, Strategie und Technik, sowie über ein umfangreiches Know-how in puncto Polymeranalytik verfügt das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Freising. Ergebnisse der Forschungsarbeit des IVV finden sich in unterschiedlichen angesehenen wissenschaftlichen Publikationen [1-4] ergebnishaft dokumentiert.
Wie aber ist vorzugehen bei der Geruchsanalyse bei Kunststoffen? Orientierung bieten die Bestimmung von Aromastoffen in Lebensmitteln, die sich auch auf andere Anwendungsbereiche übertragen lässt, erläutert Dr. Philipp Denk vom IVV. Ein kurzgefasster Blick auf die verschiedenen Schritte im Labor macht den Sachverhalt deutlich:
Schritt 1: Sensorische Einstufung der Proben. Ein aus mehreren Personen bestehendes Sensorik-Panel, das geschult ist, Gerüche zu erkennen und dezidiert sprachlich zu erfassen, führt im Rahmen eines „Einstufungstests“ gemäß DIN ISO 8587:2010-08 eine sensorische Bewertung der Proben durch. „Auf diese Weise ist es möglich, einen Gesamtgeruchseindruck zunächst zu benennen, was für die weitere Arbeit wichtig ist“, schildert Dr. Philipp Denk. Diesem Schritt schließt sich die gaschromatographische Analyse der Proben an, gepaart mit einer weiteren sensorischen Bewertung mittels Olfaktometrie (O) unter Einsatz eines speziellen Ports am GC zum Abschnüffeln mit der Nase zwecks eingehender Charakterisierung der einzelnen enthaltenen Geruchsstoffe. Dazu werden die Geruchsstoffe jedoch zunächst aus dem Polymer extrahiert (siehe Schritt 2).
Schritt 2: Extraktion der VOC aus der Polymermatrix. Mithilfe eines geeigneten Lösungsmittels, etwa Dichlormethan, werden die oftmals nur in Spuren in der Probe vorliegenden, geruchlich jedoch hochpotenten Komponenten aus der Polymermatrix extrahiert und über eine lösungsmittelunterstützende Destillationstechnik (Solvent Assisted Flavour Evaporation, SAFE) im Hochvakuum von den nichtflüchtigen Bestandteilen getrennt. Es komme auf eine schonende Vorgehensweise an, um zu vermeiden, dass „während der Aufarbeitung instabile geruchsaktive Verbindungen abgebaut oder neue gebildet werden, was das Gesamtbild der Analyse verfälschen würde“, berichtet Dr. Philipp Denk. Der resultierende Extrakt wird filtriert und aufkonzentriert und eine Geruchsextrakverdünnungsanalyse (GEVA) durchgeführt.
Schritt 3: Geruchsextraktverdünnungsanalyse. Aus der Aromaanalytik ist bekannt, wenngleich auch viele verschiedene flüchtige Verbindungen in einer Probe vorliegen können, dass oft nur ganz wenige Substanzen den charakteristischen Geruch determinieren. Um diese wenigen relevanten Komponenten herauszufinden, wird eine aufeinanderfolgende Verdünnungsreihe der Extrakte gaschromatographisch getrennt und mittels Olfaktometrie, sprich über einen „Sniffing“-Port (bspw. ODP) am Ende der Trennung mit der menschlichen Nase durch einen Sensorikexperten bewertet. „Geruchsaktive flüchtige Komponenten lassen sich auf diese Weise bestimmen und über den Vergleich mit Referenzsubstanzen zuordnen“, berichtet Dr. Philipp Denk.
Schritt 4: Identifizierung der Geruchsverursacher mittels 2D-GC-MS/O. Die endgültige Identifizierung der für den Geruch besonders relevanten Verbindungen erfolgt mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie gekoppelt an Olfaktometrie (GC-MS/O) und, im Falle einer Überlagerung von Signalen bzw. Substanzen, mittels zweidimensionaler Gaschromatographie-Massenspektrometrie in Verbindung mit der Olfaktometrie (GC-GC-MS/O).