Methacrylpolymeren deshalb so groß und ins Auge fallend, weil bei Raumtemperatur der Polymethacrylsäuremethylester ein harter, glasartiger Werkstoff, der entsprechende Polyacrylester ein zäher Kautschuk ist“, schreibt Trommsdorff 1976, 227. Letzterer härtet erst bei Temperaturen unter 0 °C aus, während „der polymere Methylester das härteste Polymerisat mit dem höchsten Erweichungspunkt darstellt“ (Trommsdorff 1976, 232), das heißt bis ca. 100 °C formbeständig bleibt: „Bei 140-160 °C nimmt Plexiglas weichgummiähnliche Eigenschaften an und wird beim Abkühlen wieder hart und formstabil, unter Beibehaltung der Form, die ihm in der Wärme aufgezwungen wurde.“ (Trommsdorff 1976, 237; vgl. Trommsdorff 1937, 8) „Sehr hochmolekulares Polymethylmethakrylat ist noch bei Temperaturen von etwa 200 °C kautschukähnlich zäh“ (Trommsdorff 1937, 5). Zurückzuführen ist der fundamentale Unterschied zwischen PMMA und PA auf „die höhere Kettensteifigkeit der Polymethacrylatmoleküle gegenüber der höheren Beweglichkeit der Polyacrylatkette“ (Trommsdorff 1976, 227).
- organisches Glas (Kohlenstoffbasis) versus anorganisches Glas (Silikatbasis): „Plexiglas ist ein organisches Glas, das mit dem Silikatglas die klare Durchsicht gemeinsam hat, vor Silikatglas den Vorteil des geringeren spezifischen Gewichts, der besseren mechanischen Festigkeit, der leichteren Verformbarkeit und Verarbeitbarkeit besitzt. Es hat den Nachteil einer geringeren Oberflächenhärte, der jedoch nicht sehr ins Gewicht fällt, da es leicht poliert werden kann“, fasst Trommsdorff 1937, 9 zusammen. Neben der hohen Bruchfestigkeit (Schlagbiegfestigkeit), die ungefähr das Siebenfache des Silikatglases beträgt (Röhm & Haas 1938, 12 und Edschmid 1957, 54), überzeugt Plexiglas vor allem durch sein geringes Gewicht:
„Plexiglas ist leicht, und zwar um mehr als die Hälfte leichter als gewöhnliches Glas. Das spezifische Gewicht beträgt 1,18 gegenüber 2,6 bei Silikatglas. Damit erfüllt Plexiglas in hohem Maße die dringende Forderung neuzeitlicher Technik nach Gewichtsersparnis. Ein Beispiel: Die Silikatglasscheiben in der üblichen Dicke von 5,5 mm für die Dachseiten- und Rückwandverglasung eines Omnibusses wiegen etwa 80 kg. Die gleichen Scheiben aus Plexiglas in einer Dicke von 3 mm (diese Stärke ist bei der hohen Bruchfestigkeit des Werkstoffes ausreichend) haben jedoch nur ein Gewicht von etwa 20 kg. Gewichtsersparnis aber bedeutet [...] Erhöhung der Nutzlast, Steigerung der Geschwindigkeit, Verminderung des Brennstoffverbrauchs, also: Erhöhung der Wirtschaftlichkeit“ (Röhm & Haas 1938, 10).
Auch im Hinblick auf die optischen Eigenschaften punktet organisches Glas: „Seine Lichtdurchlässigkeit liegt mit 92 % [...] über derjenigen von gewöhnlichem Fensterglas – selbst ein 6 m dicker PMMA-Block würde noch 50 % des einfallenden Lichts durchlassen.“ (Buchholz 2007, 107) Hinzu kommt eine deutlich größere Durchlässigkeit für ultraviolette Strahlen und für Röntgenstrahlen (Röhm & Haas 1938, 4-5).
Bei dem Vergleich mit anderen Kunststoffen schneidet Plexiglas ebenfalls häufig besser ab. Hervorgehoben werden seine Licht-, Witterungs- und Alterungsbeständigkeit, mit anderen Worten: es vergilbt nicht, wird nicht spröde oder rissig (Röhm & Haas 1938, 14). Buchholz 2007, 125 schränkt ein: „Die im Sonnenlicht enthaltene UV-Strahlung kann auch bei PMMA zum Bruch einzelner Ketten führen, dennoch besitzt Acrylglas im Vergleich zu anderen Werkstoffen eine besonders hohe Witterungsbeständigkeit. Ein Langzeitversuch unter mitteleuropäischen Klimabedingungen, der sich über 25 Jahre erstreckte, hat ergeben, dass [...] die Bruchsicherheit durch Bewitterung [...] nicht beeinflusst wird. Die Untersuchung der Schlagzähigkeit lieferte vergleichbare Ergebnisse, wobei die Werte hier sogar mit den an unbewittertem Material gemessenen identisch waren.“
Zwar ist organisches Glas brennbar, aber schwer entflammbar, also – anders als das ebenfalls transparente Celluloid – nicht feuergefährlich (Röhm & Haas 1938, S. 14). „Laugen jeglicher Konzentration“ sowie „die meisten Desinfektions- und Reinigungsmittel“ können ihm nichts anhaben, Gleiches gilt für Wasser, Meerwasser und Kochsalzlösung, sogar für Benzin, Mineral-, Terpentin- und Dieselöl. Säuren hingegen greifen es an und „Alkohole, Ketone, Chlorkohlenwasserstoff, Benzol und benzolartige Stoffe sind Quell- oder Lösungsmittel für Plexiglas“ (Röhm & Haas 1938, 14 u. 15).