Bis zu 32 Prozent mehr Durchsatz bei der Blasfolienextrusion ermöglicht ein neuartiges adaptives Luftführungssystem, das das Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) an der RWTH Aachen entwickelte. Damit leisten die Forscher einen enormen Beitrag zu einer höheren Produktionseffizienz, was gerade bei der Herstellung von Blasfolien besonders wichtig ist.
Kaum ein Produkt ist im Markt so allgegenwärtig wie Blasfolien. Die Anwendungen sind vielfältig und reichen von einfachen Tragetaschen, über Verpackungs- oder Hygieneartikel wie Windeleinlagen bis hin zu Abdeckplanen in der Landwirtschaft. Gleichzeitig ist gerade der Blasfolienmarkt einem starken Wettbewerb unterworfen. Produkte aus Westeuropa können oft nur schwer mit ausländischen Produkten konkurrieren. Produktionseffizienz ist also unerlässlich.
Bei der Blasfolienextrusion hängt der Massedurchsatz und somit die Produktivität stark von der Höhe des Wärmeentzugs aus dem Folienschlauch ab. Deshalb werden bestehende Kühlsysteme stetig weiterentwickelt und optimiert. Das IKV beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit der Entwicklung neuer Kühltechnologien in der Blasfolienextrusion. Als Beispiele sind der Einsatz feuchter Luft oder die Verwendung einer Kontaktkühlhülse zu nennen.
Eine vielversprechende neue Möglichkeit zur Steigerung der Kühlleistung in der Blasfolienextrusion ist das jetzt entwickelte flexible und adaptive Luftführungssystem. Dieses wird einem konventionellen Luftkühlring nachgeschaltet. Es erreicht durch den Einsatz einer flexiblen Membran eine gezielte Führung sowie Beschleunigung der Kühlluft zwischen Folienblase und Membran, was zur Ausbildung des Venturi-Effekts führt. Der Venturi-Effekt erhöht den Wärmeübergang der Kühlluft und sorgt zudem für eine gesteigerte Blasenstabilität. Für eine erfolgreiche Prozessführung ist auf einen möglichst geringen Strömungsspalt zwischen luftführender Membran und Folienblase zu achten. Um den Strömungsspalt genau beobachten zu können, konstruierten die Forscher am IKV ein transparentes Luftführungssystem. Die Verstellung der luftführenden Membran erfolgt mittels Druckschrauben (Bild 1) .
Aktuelle Forschungsergebnisse belegen das Potenzial des entwickelten Luftführungssystems. So lässt sich der Durchsatz bei nahezu gleichen Foliendickenschwankungen im Vergleich zum konventionellen Prozess um bis zu 32 Prozent steigern. Sogar die Nachrüstung bestehender Produktionsanlagen ist möglich und zwar bei geringen Investitionskosten.
30. Internationales Kolloquium Kunststofftechnik, 11.-12. März 2020, Aachen
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