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20.05.2020

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Semperit: Gesteigerte Profitabilität trotz Corona-Pandemie und glo­bal­er Wirtschaftsdepression - Verzögerte Trennung vom Medizingeschäft

Trotz einer historisch beispiellosen Corona/Covid-19-Pandemie und der damit einsetzenden globalen Wirtschaftsrezession hat die börsennotierte Semperit-Gruppe die Profitabilität im ersten Quartal sowohl auf EBITDA als auch auf EBIT-Ebene gesteigert. "Dies ist ein deutlicher Beleg dafür, wie gut und erfolgreich die Maßnahmen unseres Restrukturierungs- und Transformationsprozesses, der nun durch Corona nochmals beschleunigt wird, greifen", sagt Dr. Martin Füllenbach, Vorsitzender des Vorstands der Semperit AG Holding. "Die drastische Verbesserung im Sektor Medizin ist überwiegend Ergebnis unserer unermüdlichen Produktivitätssteigerungsmaßnahmen und operativen Fortschritte seit Anfang 2018. Die Effekte des deutlichen Nachfrageanstiegs für medizinische Schutzhandschuhe im Zusammenhang mit Corona werden sich zum überwiegenden Teil erst in künftigen Quartalsergebnissen niederschlagen."

Seit März hat Semperit unter anderem in Kooperation mit dem Krisenstab der österreichischen Bundesregierung mehr als 60 Millionen Handschuhe zur Versorgung des medizinischen Personals in Österreich mit Schutzausrüstung geliefert. Man setze im Zuge der Corona-Krise neue Prioritäten, so Füllenbach weiter: "Die Unterstützung der Republik Österreich mit medizinischen Schutzhandschuhen steht für uns als österreichisches Unternehmen mit einem österreichischen Kernaktionär selbstverständlich im Vordergrund. Daher verzögert sich die Umsetzung der nach wie vor gültigen strategischen Grundsatzentscheidung zur Trennung vom Medizingeschäft."

Externe Faktoren werden voraussichtlich vor allem im zweiten Halbjahr belasten
Die robuste Profitabilitätssteigerung der Semperit-Gruppe im ersten Quartal 2020 wurde in einem Umfeld erzielt, in dem die rezessiven Ängste, die seit der spürbaren Abkühlung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr 2019 grassierten, durch eine zunehmend verschärfende globale Wirtschaftsdepression im Gefolge der Corona-Pandemie abgelöst wurden. An den relevanten Rohstoffmärkten gab es positive Entwicklungen, die Situation muss aber weiterhin genau im Auge behalten werden. Semperit hat im Zuge der Corona-Krise vorbeugend alternative Lieferanten gesichert. Zu den fortlaufenden Belastungen für die globale Weltwirtschaft zählen zunehmend die durch den weltweiten Lockdown verursachten Produktionsstopps, die Unterbrechung der globalen Lieferketten und die hohe Verschuldung der Staatshaushalte der entwickelten Industriestaaten. Diese marktrelevanten externen Faktoren werden das Geschäft der Semperit-Gruppe im zweiten Halbjahr 2020 zunehmend beeinflussen.

Konjunkturell bedingter Umsatzrückgang im ersten Quartal
Die Ergebnisse des Sektors Industrie wurden im ersten Quartal 2020 das erste Mal in der neuen Struktur berichtet. Der Sektor besteht nun aus vier Segmenten (Semperflex, Sempertrans, Semperseal und Semperform), nachdem das frühere Segment Semperform in zwei separate Segmente unterteilt wurde: Semperseal beschäftigt sich mit Dichtungsprofilen und Elastomerplatten; Semperform umfasst die Business Units Handläufe, Seilbahnringe, Schifolien und Engineered Solutions (SES).

Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum verzeichnete die Semperit-Gruppe im ersten Quartal 2020 einen Umsatzrückgang von -6,5 Prozent auf 199,1 Mio. Euro. Im Sektor Industrie ging der Umsatz um -14,0 Prozent zurück. Der Sektor Medizin konnte hingegen eine Steigerung von +8,4 Prozent erzielen. Der im Wesentlichen konjunkturbedingte Rückgang im Sektor Industrie war vor allem durch das Segment Semperflex, aber auch die anderen Industriesegmente geprägt.

Die Umsatzsteigerung im Sektor Medizin beruht vorwiegend auf einem Anstieg der abgesetzten Mengen, die insbesondere durch die verbesserte Kapazitätsauslastung aufgrund höherer Produktionsmengen erreicht werden konnte. Daneben zeigten sich die ersten Auswirkungen der Corona-Krise in einer gestiegenen Nachfrage sowohl nach Untersuchungs- und Schutzhandschuhen wie auch nach Operationshandschuhen. Der kurzfristig gestiegene Bedarf spiegelt sich in einer verbesserten Auftragslage wider.

Robuste Profitabilitätssteigerung
Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) stieg trotz des Umsatzrückgangs dank Kostenreduktion von 16,5 Mio. Euro im ersten Quartal 2019 auf 16,9 Mio. Euro im ersten Quartal 2020. Die EBITDA-Marge verbesserte sich entsprechend von 7,7 Prozent auf 8,5 Prozent. Die Abschreibungen verringerten sich auf 7,1 Mio. Euro (-18,1 Prozent), vor allem aufgrund der geringeren Abschreibungsbasis infolge der Wertminderung im Segment Sempermed, welche im dritten Quartal 2019 erfasst worden ist. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) verbesserte sich auf 9,8 Mio. Euro im ersten Quartal 2020 gegenüber 7,8 Mio. Euro im ersten Quartal 2019. Die EBIT-Marge stieg von 3,7 Prozent auf 4,9 Prozent.

Die zahlungswirksamen Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte lagen im ersten Quartal 2020 mit 6,8 Mio. Euro unter dem Vorjahresniveau von 16,2 Mio. Euro. Die Schwerpunkte bildeten hauptsächlich kapazitätserhaltende Investitionen. Die liquiden Mittel lagen per 31. März 2020 bei 151,5 Mio. Euro und damit über dem Niveau per Jahresende 2019 mit 141,4 Mio. Euro. Der Grund hierfür war unter anderem ein verbessertes Cash Management und die Verringerung der Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte.

Wirtschaftliche Abkühlung wird im Sektor Industrie spürbar
Der Sektor Industrie - allen voran Semperflex - wurde wie erwartet von dem konjunkturellen Abschwung getroffen, wodurch in Summe der Umsatz des Sektors von 141,4 Mio. Euro um 14,0 Prozent auf 121,6 Mio. Euro zurückging. Auch die Profitabilität des Sektors Industrie ging im Gefolge der wirtschaftlichen Abkühlung zurück. Das EBITDA nahm um -27,9 Prozent auf 17,7 Mio. Euro ab, das EBIT um -38,2 Prozent auf 11,4 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge ging von 17,3 Prozent auf 14,5 Prozent, die EBIT-Marge von 13,0 Prozent auf 9,3 Prozent zurück.

Erste Schritte zur regionalen Bearbeitung im Zusammenhang mit der Nordamerika-Expansion haben erfreuliche Marktreaktionen gebracht. Das Expansionsprojekt wird allerdings aufgrund der auch in Amerika deutlich präsenten Corona-Krise verzögert.

Sektor Medizin dank Restrukturierung im Aufwind; Corona pusht Nachfrage
Die Entwicklung des Segments Sempermed war im ersten Quartal insbesondere durch den Anstieg der Produktionsmengen gekennzeichnet. Die Absatzmengen konnten erhöht werden. Dies führte zu einem Umsatzanstieg von +8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Maßnahmen des Restrukturierungs- und Transformationsprozesses zeigten auch bei der Produktivität nachhaltig positive Auswirkungen. Das EBITDA lag im ersten Quartal 2020 bei 4,8 Mio. Euro nach -0,9 Mio. Euro im ersten Quartal 2019. Das EBIT betrug 4,3 Mio. Euro nach -2,8 Mio. Euro im ersten Quartal 2019.

Durch die anhaltende Corona-Krise herrscht im Sektor Medizin eine überdurchschnittlich starke Nachfrage. Die Auftragsbücher sind auf einem sehr hohen Niveau; das Ergebnis in 2020 wird gemäß den aktuellen Erwartungen deutlich über 2019 liegen. Wenngleich die operativen Kennzahlen bei Sempermed derzeit positiv sind, kennzeichnet den Sektor Medizin eine unverändert scharfe Wettbewerbsdynamik.

Begrenzte Visibilität für den weiteren Jahresverlauf 2020
Die Corona-Krise beeinflusst naturgemäß nicht nur die Umsetzung der Strategie, sondern auch die Entwicklung des Unternehmens in den kommenden Monaten: Da die weiteren Effekte von Corona auf Weltwirtschaft und Gesellschaft nach wie vor unklar sind, können auch die Auswirkungen auf Semperit derzeit nicht näher abgeschätzt werden. Hinzu kommt die sich seit dem Vorjahr abzeichnende konjunkturelle Abkühlung, die insbesondere den Sektor Industrie deutlich belasten wird. Im Sektor Medizin zeichnet sich infolge der erfolgreichen operativen Restrukturierung der vergangenen Jahre sowie durch die derzeit signifikant erhöhte Nachfrage nach medizinischen Handschuhen eine deutliche Verbesserung für das aktuelle Geschäftsjahr ab. Zusätzliche Potenziale können aus einer möglichen positiven Marktdynamik und damit einhergehend aus einem steigende Marktpreisniveau resultieren.

Um die Corona-Krise bestmöglich managen zu können, hat die Semperit-Gruppe frühzeitig entsprechende Maßnahmen eingeleitet: Zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter arbeiten alle Personen, die nicht in die operativen Produktionsprozesse eingebunden sind, von Zuhause aus. Eine schrittweise Wiederaufnahme des Bürobetriebes - in zwei getrennten Teams - wird ab der zweiten Mai-Hälfte umgesetzt. Hierfür wurden, ebenso wie für die Produktionsmitarbeiter, umfassende Maßnahmen zum verstärkten Schutz der Gesundheit eingeführt. Die Sicherstellung der benötigten Produktionsmengen wird erforderlichenfalls durch alternative Rohstofflieferanten gewährleistet. Im ersten Quartal waren - abgesehen vom Shutdown in China im Februar und in Indien v.a. im April - keine wesentlichen Beeinträchtigungen erkennbar. Erste Unsicherheiten auf den Märkten waren erst Ende März spürbar. Im laufenden zweiten Quartal gab es in den Segmenten des Industrie Sektors unterschiedliche Marktreaktionen: Einerseits wurden etwa Sicherheitsbestände aufgebaut; andererseits waren auch Schließungen auf Kundenseite zu beobachten. Diese Effekte heben sich zum Teil auf.

Vor diesem Hintergrund erwartet Semperit ein Geschäftsjahr, das von signifikanten Herausforderungen gekennzeichnet sein wird. Dies wird sich demnach infolge der weltweiten allgemeinen konjunkturbedingten Entwicklungen und der Konsequenzen der Corona-Krise in sichtbar niedrigeren Ergebnissen im Sektor Industrie widerspiegeln: Es sei damit zu rechnen, dass sich die Corona-Krise und der dadurch verstärkende wirtschaftliche Abschwung auf die Semperit-Gruppe erst leicht verzögert auswirken werde, deutliche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis werden allerdings insbesondere ab dem zweiten Halbjahr erwartet. Das Ergebnis im Sektor Medizin wird hingegen von der deutlich gesteigerten Nachfrage und potenziellen Preissteigerungen am Markt positiv beeinflusst. In welchem Ausmaß diese Aufwärtstendenzen die negativen Wirkungen aus dem Sektor Industrie kompensieren können, sei aus heutiger Sicht noch nicht abschätzbar.

Der Anfang 2018 eingeleitete Restrukturierungs- und Transformationsprozess der Semperit-Gruppe, der zu signifikanten Verbesserungen auf unterschiedlichen Ebenen geführt hat, wurde durch die Corona-Krise weiter beschleunigt und läuft in Zukunft weiter: In diesem Zusammenhang soll in den kommenden Monaten der Fokus auf Kostensenkungsmaßnahmen nochmals geschärft werden.

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