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06.03.2025

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OMV + Adnoc: Gründung eines Milliarden US-Dollar schweren Polyolefin-Konzerns

OMV und Adnoc haben kürzlich bekannt gegeben, dass sie eine verbindliche Vereinbarung über die Zusammenlegung ihrer Anteile an Borealis und Borouge in einem neuen Unternehmen, Borouge Group International, unterzeichnet haben. Adnoc hat außerdem mit Nova Chemicals Holdings GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Mubadala Investmentgesellschaft einen Aktienkaufvertrag über 100 Prozent von Nova Chemicals für 13,4 Milliarden USD Unternehmenswert (Enterprise Value) abgeschlossen. Adnoc und OMV haben zudem vereinbart, dass Borouge Group International nach Abschluss des Zusammenschlusses Nova Chemicals erwerben wird, um damit ihre Präsenz in Nordamerika auszubauen.

Sobald Borouge 4 vollständig in Betrieb ist, soll es Ende 2026 von OMV und Adnoc zu Kosten von voraussichtlich rund 7,5 Milliarden USD an Borouge Group International rückübertragen werden. Durch den Zusammenschluss dieser drei einander ergänzenden Unternehmen entsteht der weltweit viertgrößte Polyolefin-Produzent, der zu gleichen Anteilen von OMV und Adnoc gehalten wird.

Gemäß den Transaktionsbedingungen sollen Borealis und Borouge zusammengelegt werden, wobei OMV Barmittel in Höhe von 1,6 Milliarden EUR - abzüglich Dividendenzahlungen bis Transaktionsabschluss - in Borouge Group International einbringt, um die Anteile auszugleichen. Die Transaktion von Nova Chemicals soll durch Akquisitionsverbindlichkeiten finanziert und am Kapitalmarkt refinanziert werden. Die Bewertung impliziert einen Unternehmenswert zu einem EBITDA-Vielfachen von rund 7,5. Dies basiert auf einem erwarteten EBITDA von 1,8 Milliarden USD über den durchschnittlichen Zyklus.

Borouge Group International beabsichtigt, bis zu 4 Milliarden USD an den Kapitalmärkten zu beschaffen, um in den MSCI-Index aufgenommen zu werden und ein Investment-Grade-Rating mit einem Nettoverschuldungsgrad vom bis zu 2,5-fachen EBITDA über den gesamten Zyklus zu erreichen.

Borouge 4, das Ethylen- und Polyethylen-Erweiterungsprojekt der Borouge-Produktionsstätte in den Vereinigten Arabischen Emiraten, will außerhalb von Borouge Group International weiterentwickelt. Es sei geplant, dass das Projekt Ende 2026 nach Inbetriebnahme für schätzungsweise 7,5 Milliarden USD von OMV (30 Prozent Anteil) und Adnoc (70 Prozent Anteil) an Borouge Group International zurückgeführt wird. Das Projekt soll mittelfristig einen EBITDA-Beitrag von jährlich rund 900 Millionen USD über einen Durchschnittszyklus leisten.

Die Borouge Group International vereint drei komplementäre regionale Marktführer mit mehr als 11.000 Mitarbeitern, einer Pro-forma-Polyolefinkapazität von 12,2 Millionen Tonnen jährlich und einer Olefinkapazität von 11,4 Millionen Tonnen pro Jahr.

Gleiche Governance-Rechte für OMV und Adnoc
Die weltweite Zentrale und der Sitz des neuen Unternehmens werden in Wien, Österreich, sein, mit einer regionalen Zentrale in Abu Dhabi. Borouge Group International wird an der Abu Dhabi Securities Exchange (ADX) notiert sein. Eine künftige Doppelnotierung an der Wiener Börse (ATX) ist beabsichtigt. Die ausgeglichene Beteiligungsstruktur sol OMV und Adnoc gemeinsame Kontrolle, mit gleichen Entscheidungsrechten bei allen strategischen Belangen ermöglichen.

Borouge Group International soll eine zweistufige Verwaltungsstruktur haben, mit gleichberechtigten Mitbestimmungs- und Stimmrechten für OMV und Adnoc. Dem Aufsichtsrat sollen fünf Vertreter von OMV und fünf Vertreter von Adnoc angehören; zusätzlich zu möglicherweise fünf Arbeitnehmervertretern im Einklang mit den Vorgaben zur Corporate Governance in Österreich.

Synergieeffekte und Dividendenpolitik
Borouge Group International erwartet erhebliche jährliche laufende EBITDA-Synergien von etwa 500 Millionen USD, basierend auf verbesserter Beschaffung, Cross-Selling, Optimierung und Effizienz. Rund 75 Prozent des Synergiepotenzials sollen demnach innerhalb von drei Jahren nach Transaktionsabschluss realisiert werden.

Die Transaktion soll zudem die Beteiligungsstruktur von OMV im Bereich Chemikalien vereinfachen, indem sie eine einheitliche, direkte Beteiligung an Borouge Group International schafft. Borouge Group International strebt ein Investment-Grade-Rating an und will eine wettbewerbsfähige Dividendenpolitik verfolgen, mit einer Mindestgesamtdividende von 2,2 Milliarden USD, basierend auf der erwarteten Aktienstruktur bei Abschluss der Transaktion.

Die bestehende Dividendenpolitik der OMV soll für das Jahr 2025 unverändert bleiben und danach auf mögliche Anpassungen überprüft werden. Die Netto-Mindestdividende von Borouge Group International an OMV wird bei rund 1 Milliarde USD erwartet. Die OMV Aktionäre sollen weiterhin an den attraktiven Renditen profitieren.

Beschleunigung der Strategie 2030 der OMV
Die Gründung von Borouge Group International soll die Umsetzung der Strategie 2030 von OMV und das Wachstum im Bereich Chemikalien einschließlich wichtiger Prioritäten wie Wachstum in attraktiven Märkten mit besonderem Fokus auf Nordamerika und Asien, Aufbau einer führenden Position bei nachhaltigen und kreislauforientierten Lösungen sowie Diversifizierung des Portfolios beschleunigen.

OMV will weiterhin verstärkt auf Innovationskraft durch F&E-Expertise und hochqualifizierte Arbeitskräfte setzen. Die bestehenden Innovationszentren in Europa, inkl. Österreich, sowie in den VAE sollen weiterhin wichtige Drehscheiben für die Forschung und Entwicklungsaktivitäten von Borouge Group International sein. Durch die Gründung von Borouge Group International soll die Struktur der Chemicals Holding von OMV vereinfacht und die industrielle Integration beibehalten werden: OMV will die Naphtha-Cracker in den Raffinerien Schwechat (Österreich) und Burghausen (Deutschland) weiterhin betreiben und ihr Angebot an nachhaltigen Basischemikalien ausbauen. Die industrielle Integration sowie ein Großteil der operativen Synergien an den OMV-Standorten in Österreich und Deutschland sollen erhalten bleiben.

Vorläufiger Zeitplan für die Transaktion
Der Abschluss der All-Share-Kombination von Borealis und Borouge und die Übernahme von Nova Chemicals wird für das erste Quartal 2026 erwartet, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen und der üblichen Abschlussbedingungen.

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