Clariant, ein weltweit führendes Unternehmen der Spezialitätenchemie, gab gestern für das Gesamtjahr 2011 einen Umsatz von 7,370 Milliarden CHF bekannt, gegenüber 7,120 Milliarden CHF im Jahr 2010. Das bedeutet eine Steigerung um 16 % in Lokalwährung und um 4 % in Schweizer Franken. Der geringere Anstieg in Schweizer Franken wird auf dessen deutliche Aufwertung im Vergleich zu den meisten wichtigen Währungen gegenüber dem Vorjahr zurückgeführt.
Durch die Übernahme von Süd-Chemie (siehe auch plasticker-News vom 26.4.2011) und die Stärke der Geschäftseinheit Catalysis & Energy im dritten und vierten Quartal waren die Umsätze im zweiten Halbjahr höher als im ersten, obwohl die Entwicklung in einigen Geschäftseinheiten zum Jahresende hin deutlich abflaute. Neben der Geschäftseinheit Catalysis & Energy, die ein Rekordjahr verbuchte, trugen die weiteren wenig zyklischen Geschäftseinheiten Additives, Functional Materials, Industrial & Consumer Specialties und Oil & Mining Services massgeblich zum Umsatzanstieg im Jahr 2011 bei. Sie erwirtschaften über 50 % des Konzernumsatzes.
Die zyklischeren Geschäftseinheiten Pigments und Masterbatches litten dagegen unter einer nachlassenden Industrieproduktion, was Anfang des zweiten Halbjahres begann und in der gesamten Wertschöpfungskette zum Abbau von Lagerbeständen führte. Alle Regionen erzielten in Lokalwährung ein zweistelliges Wachstum.
Der zweistellige Umsatzanstieg wurde durch die Preiserhöhung um 7 % gegenüber dem Vorjahr und durch Akquisitionen unterstützt, die 14 % zum Umsatzwachstum beisteuerten. Die Volumen gingen um 5 % zurück, da sich die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte abschwächte und Clariant bewusst auf Umsätze verzichtete, die den Rentabilitätszielen des Unternehmens zuwiderliefen.
Die Bruttomarge sank von 27,9 % im Jahr 2010 auf 26,7 %. Geringere Volumen, negative Währungseffekte und eine Einmalbelastung waren die Hauptgründe für den leichten Margenrückgang, der durch das erfolgreiche Verkaufspreismanagement nur teilweise ausgeglichen werden konnte. Ohne Berücksichtigung der Einmalbelastung in Höhe von 54 Millionen CHF aufgrund des Verkaufs von Lagerbeständen von Süd-Chemie, die zum Marktwert abzüglich Veräusserungskosten neu bewertet wurden, belief sich die Bruttomarge auf 27,4 %. Trotz der Abkühlung der globalen Konjunktur verharrten die Rohstoffpreise auf einem hohen Niveau. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Rohstoffkosten um 14 %. Die Anhebung der Verkaufspreise um 7 % glich die höheren Rohstoffkosten vollständig aus, sodass ein leicht positiver Beitrag zur Bruttomarge resultierte.
Das EBITDA vor Einmaleffekten stieg auf 975 Millionen CHF (Marge 13,2 %), gegenüber 901 Millionen CHF (Marge 12,7 %) vor einem Jahr. Ursachen hierfür waren vor allem ein starkes viertes Quartal der Geschäftseinheit Catalysis & Energy sowie die weniger negativen Währungseffekte zum Jahresende. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Einmaleffekten stieg auf 717 Millionen CHF (Marge 9,7 %), im Vergleich zu 696 Millionen CHF (Marge 9,8 %) im Jahr 2010. Die niedrigeren Restrukturierungskosten schlugen sich trotz einer höheren Steuerbelastung in einem Anstieg des Nettogewinns von 191 Millionen CHF auf 251 Millionen CHF nieder.
Die extreme Volatilität an den Devisenmärkten belastete im Jahr 2011 die Rentabilität von Clariant. Sowohl das EBITDA als auch das EBIT vor Einmaleffekten erlitten Einbussen. Das EBITDA sank um ca. 190 Millionen CHF, was einem Margenrückgang um 0,9 Prozentpunkte entspricht, und das EBIT um ca. 170 Millionen CHF, was einem Margenrückgang um 1,0 Prozentpunkte entspricht.
Der operative Cashflow von 206 Millionen CHF lag unter dem Vorjahreswert von 642 Millionen CHF, aber deutlich über den Ende des dritten Quartals 2011 ausgewiesenen 21 Millionen CHF. Das Nettoumlaufvermögen in Prozent des Umsatzes betrug 19,6 % und lag damit unterhalb des Ziels von 20 % des Umsatzes.
Infolge der Akquisition von Süd-Chemie stieg die Nettoverschuldung von 126 Millionen CHF zum Jahresende 2010 auf 1,740 Milliarden CHF. Die Nettoverschuldung ist gegenüber dem Stand von 1,812 Milliarden CHF am Ende des dritten Quartals zurückgegangen. Dies führte zu einem Verschuldungsgrad (Nettoverschuldung geteilt durch Eigenkapital) von 58 % am Jahresende 2011. Die Cash-Position war mit flüssigen Mitteln in Höhe von 1,199 Milliarden CHF am 31. Dezember 2011 stark. Das Fälligkeitsprofil der Schulden von Clariant wurde erfolgreich verlängert, indem seit Mai 2011 auf Schweizer Franken lautende Anleihen im Gesamtwert von 300 Millionen CHF begeben und weitere 365 Millionen EUR über Schuldscheindarlehen mit Laufzeiten von 3 und 4,5 Jahren aufgenommen wurden. Nach dem Berichtszeitraum wurden weitere 500 Millionen EUR mit Fälligkeit im Jahr 2017 am Eurobond-Markt aufgenommen.
Geschäftsentwicklung im vierten Quartal 2011
Clariant wies im vierten Quartal in Lokalwährung ein Umsatzwachstum von 21 % aus. In Schweizer Franken gerechnet stieg der Umsatz um 13 % auf 1,918 Milliarden CHF, verglichen mit 1,700 Milliarden CHF vor einem Jahr. Die Verkaufspreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 9 %, während die Volumen um 12 % sanken und die Rohstoffkosten um 10 % anzogen. Im Vergleich zum dritten Quartal 2011 stiegen die Verkaufspreise nach und nach leicht an, während die Rohstoffkosten um 1 % zurückgingen. Catalysis & Energy verbuchte ein ausgezeichnetes Quartal und schnitt von den weniger zyklischen Geschäftseinheiten am besten ab. Masterbatches und Pigments wurden durch die schwächere Nachfrage der Kunststoffindustrie und den damit verbundenen Abbau von Lagerbeständen negativ beeinflusst. Die strukturell schwächeren reifen Geschäftseinheiten Textile Chemicals, Leather Services und Paper Specialties litten weiter unter den schlechten wirtschaftlichen Bedingungen in ihren jeweiligen Endmärkten.
Das organische Umsatzwachstum in Nord- und Lateinamerika lag im zweistelligen Bereich, während sich in der Region Asien/Pazifik der Umsatz abschwächte. Europa hatte unter der Schuldenkrise zu leiden und verzeichnete einen Umsatzrückgang in zweistelliger Höhe. Unter Einbeziehung der Akquisitionen erzielten alle Regionen ein zweistelliges Umsatzwachstum.
Die Bruttomarge ging mit 23,8 % gegenüber 26,0 % im Vorjahresvergleich zurück. Dies war ausschliesslich auf eine einmalige Belastung in Höhe von 43 Millionen CHF infolge des Verkaufs der Lagerbestände von Süd-Chemie zurückzuführen, die zum Marktwert abzüglich Veräusserungskosten neu bewertet wurden. Unter Ausschluss dieser Belastung lag die Bruttomarge auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahresquartal. Die EBITDA-Marge vor Einmaleffekten stieg auf 12,6 %, gegenüber 10,0 % im vierten Quartal 2010. Grund dafür waren die niedrigeren Kosten, verbunden mit Einmaleffekten, die 0,8 Prozentpunkte zur EBITDA-Marge beitrugen. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Einmaleffekten stieg auf 165 Millionen CHF (Marge 8,6 %), im Vergleich zu 120 Millionen CHF (Marge 7,1 %).
Der operative Cashflow nahm im Vergleich zu den ersten neun Monaten (21 Millionen CHF) deutlich auf 185 Millionen CHF zu, blieb damit aber hinter dem aussergewöhnlich hohen Stand von 277 Millionen CHF im Vorjahr zurück.
Süd-Chemie erfüllt Erwartungen, reibungslose Integration setzt sich fort
Die beiden neuen von Süd-Chemie kommenden Geschäftseinheiten - Catalysis & Energy und Functional Materials - entwickelten sich in den ersten acht Monaten ihrer Konsolidierung besser als erwartet. Catalysis & Energy meldete ein EBITDA vor Einmaleffekten von 107 Millionen CHF (Marge 21,8 %), während Functional Materials 59 Millionen CHF (Marge 12,9 %) verbuchte. Catalysis & Energy zeigte die erwartete starke Entwicklung im dritten und besonders im vierten Quartal.
Die ausserordentliche Generalversammlung der Süd-Chemie AG genehmigte am 22. November die Übertragung aller Aktien im Besitz von Minderheitsaktionären auf Clariant. Der Squeeze-out wurde am 1. Dezember wirksam, sodass Süd-Chemie jetzt nach dem Betriebsmodell von Clariant organisiert ist.
Die Integration von Süd-Chemie schreitet wie geplant voran und alle Projektteams verzeichnen Fortschritte. Auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse und Erfahrungswerte wird die Prognose bestätigt, dass die Integration bis Ende 2013 zu einem Anstieg des EBITDA um 75 bis 95 Millionen EUR führen wird.
Ausblick 2012
Clariant wird auch die nächsten Schritte des Transformationsprozesses systematisch umsetzen. Dabei wird der Schwerpunkt auf der Integration von Süd-Chemie, dem Abschluss der 2009/10 eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen und dem Portfoliomanagement liegen. In diesem Zusammenhang prüft Clariant strategische Optionen für die Geschäftseinheiten Textile Chemicals, Paper Specialties, Emulsions sowie Detergents & Intermediates, die mittel- bis langfristig realisiert werden sollen.
Eine exakte Vorhersage für 2012 ist aufgrund der aktuell unsicheren wirtschaftlichen Situation schwierig. Es wird erwartet, dass die Rohstoffkosten im niedrigen einstelligen Bereich steigen werden, während die Wechselkurse im Vergleich zum Jahresanfang stabil bleiben dürften. In einem Basisszenario geht Clariant davon aus, dass die globale Wirtschaft nach einem schwachen Start in das Jahr 2012 im Laufe des Jahres an Stärke gewinnt. Es wird deshalb erwartet, dass die Ergebnisse für das erste Halbjahr im Vergleich zur hohen Basis des ersten Halbjahrs 2011 niedriger sein werden, dass sich aber in der zweiten Jahreshälfte 2012 eine Besserung einstellt. Für das Gesamtjahr 2012 erwartet Clariant einen weiteren Umsatzanstieg in Lokalwährung und eine anhaltende Rentabilität.
In den letzten drei Jahren führten das Restrukturierungsprogramm in Verbindung mit Massnahmen im Portfoliomanagement zu einer deutlichen Steigerung der operativen Performance von Clariant. Der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung deshalb eine Ausschüttung von 0,30 CHF pro Aktie durch Reduzierung des Nennwerts der Aktien von 4,00 CHF auf 3,70 CHF vorschlagen.