Cooler Schnappschuss

„Mit automatischer Belichtung und anpassbarer Linse wird jetzt jeder Schnappschuss ein Treffer! Dank stylischer Farben und anpassbarem Design unterstreicht sie den Look und wird so zum coolen Accessoire.“ Mit diesen und ähnlichen Worten wird eine Fototechnologie vermarktet, die zwar schon Jahrzehnte alt, nun aber wieder voll im Trend liegt: die Sofortbildkamera. Am 26. November 1948 wurde die erste ihrer Art in den USA verkauft.

Sie kommt daher wie ein Anachronismus in unserer durch und durch digitalisierten Zeit und liegt dennoch voll im Trend, sorgt nicht nur auf Geburtstagspartys und Hochzeitsfeiern für gute Laune. Die Rede ist von der Sofortbildkamera. Hierbei handelt es sich um einen Fotoapparat, der unmittelbar nach dem Betätigen des Auslösers das abgelichtete Motiv auf einem Film bestehend aus Papier, Polymer und Chemikalien entwickelt, fixiert und als fertiges Bild ausdruckt; je nach dem verwendeten Fotopapier sind Fotos in schwarz-weiß oder Farbe möglich. Als Synonym für die zugrundliegende Technologie steht die Bezeichnung „Polaroid“, die sich zum einen auf ein physikalisches Phänomen bezieht, zum anderen auf das gleichnamige Unternehmen des in Bridgeport im US-Bundesstaat Connecticut geborenen Physikers Edwin Herbert Land (1909-1991) und dessen Erfindung.

Land hatte 1937 sein Firma, die „Polaroid Corporation“ mit dem Ziel gegründet, flache, folienartige Polarisationsfilter aus Kunststoff – sogenannte Polaroid-Filter – herzustellen und zu verkaufen; der Name „Polaroid“ lässt sich folglich auf den Begriff „Polarisatoren“ zurückführen. Das Patent dafür hatte er acht Jahr zuvor erhalten. Aufgabe des Polarisationsfilters ist es, um es einmal ganz vereinfacht zu beschreiben, Lichtwellen der gleichen Schwingungsebene zu überlagern und zu bündeln und damit eine diffuse Lichtstreuung zu verhindert. Statt zu diesem Zweck Einkristalle zu verwenden, wie man sie vielleicht der eine oder andere noch aus dem Physikunterricht her kennt, verwendete Land Kunststofffolien, in die er winzige, gleichgerichtete Splitter von geeigneten Kristallen einarbeitete.

Seine erste Polarisationsfolie stellte Lang aus Celluloseacetat her, einem aus Baumwolle auf chemische Weise gewonnenen thermoplastischen, also unter Zufuhr von Wärme verformbaren Kunststoff, in die er winzige Licht absorbierende und polarisierende Splitter eines iodhaltigen Kristalls (Herapathit) einarbeitete). Später verwendete Land farblose Folien aus Polyvinylakohol (PVAL oder PVOH), ebenfalls ein Thermoplast. Eine gerichtete Polarisation erreichte der Tüfftler, indem er die Folie zunächst erhitzte und in eine bestimmte Richtung streckte, was zu einer Parallelausrichtung der langkettigen Polymere führte. Als polarisierendes Element wurden hierbei Jodkristallite in die Folie eingebracht, die sich an die Moleküle des Polymers anlagerten und somit ebenfalls lange (elektrisch leitfähige) Ketten ausbildeten.

Lands blattartigen Polarisationsfilter auf Kunststoffbasis hatten seine Vorzüge, sie waren nicht zuletzt leichter im Gewicht als etwa Glas und damit auch preisgünstiger. Und der Bedarf für seine Entwicklung war hoch, und zwar nicht nur in puncto Verwendung in Sonnenbrillen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Nachfrage nach Polarisationsfiltern weiter zunahm, setzte Land schließlich seine Idee einer Sofortbildkamera in die Realität um. Ausgangspunkt dieser Idee war, der Legende nach, die Frage seiner Tochter während eines Urlaubs 1943, warum man so lange warten müsse, bis man ein Foto, dass man aufgenommen hatte, in die Hand nehmen können. Seine Polaroid erfüllte diesen Wunsch letztlich innerhalb von einer Minute. Mit den Sofortbildkameras wurde das Unternehmen des Erfinders zu einer milliardenschweren Weltmarke mit bis zu 20.000 Mitarbeitern, schreibt der Journalist Christoph Gunkel in Spiegel Geschichte.

Land enthüllte seine fertige Erfindung 1947 in der Optical Society of America, indem er ein Foto von sich machte und es dem Publikum nach nur einer Minute enthüllte. Die erste Kamera von Land, es handelt sich um das Modell 95, war am 26. November 1948 in den USA erhältlich und sofort ausverkauft.

Die Firma Polaroid produzierte weiterhin neue Kameras und Filme, 1951 auch solche für Röntgenaufnahmen, und zwar bis Februar 2008: Sinkende Umsätzen infolge des boomenden Marktes mit Digitalkameras führte das Ende herbei. Man war geneigt zu glauben, die Polaroid-Kamera, diese einstmals revolutionäre Erfindung, sei überholt – bis vor wenigen Jahren die Sofortbildfotografie neu auflebte und nach wie vor Anklang findet. Es heißt nicht ohne Grund: Totgesagte leben länger.

• Edwin H. Land, Some Aspects of the Development of Sheet Polarizers, Journal of the Optical Society of America 12 (1951) 957-963, https://doi.org/10.1364/JOSA.41.000957
• Zur Geschichte der Sofortbildkamera, https://de.wikipedia.org/wiki/Sofortbildkamera
• Zur Geschichte der Firma und Marke und des Produkts „Polaroid“, https://de.wikipedia.org/wiki/Polaroid
• Christoph Gunkel, „Der Mann ist ein Nationalheiligtum“, Spiegel Geschichte 21.02.217, https://www.spiegel.de/geschichte/polaroid-erfinder-edwin-land-und-die-ersten-testaufnahmen-a-1135444.html
• Edwin H. Land, A New One-Step Photographic Process, Journal of the Optical Society of America 2, pp (1947) 61-77, https://doi.org/10.1364/JOSA.37.000061