Christopher Pannucci und Kollegen feuerten aus zweieinhalb Metern Entfernung auf einen Block aus ballistischer Gelantine. Das Projektil durchschlug die Oberfläche und drang, der Schusskanal war deutlich sichtbar, in den transparenten Block ein. Die Wissenschaftler befestigten daraufhin an einem anderen Gelantineblock und zwar dort, wo die Gelantine vom Projektil getroffen wird, ein Brustimplantat. Dann wiederholten sie das Schussexperiment. Das Projektil brachte das Implantat beim Auftreffen zum Platzen und drang ebenfalls in die ballistische Gelantine.
Die Wissenschaftler griffen zum Maßband und verglichen die beiden Eindringtiefen – mit und ohne Implantatkissen. Das Resultat war eindeutig: Laut Pannucci et al. wies das Projektil, das das Silikonkissen durchschlug eine um mehr als 20 Prozent geringere Eindringtiefe in den Block aus ballistischer Gelantine auf. Auch bei mehrfacher Wiederholung des Versuchs. Also, folgern die Wissenschaftler, können Brustimplantate die Einschlagsenergie und damit die Eindringtiefe sowie auch die Bewegungsverlauf durch menschliches Gewebe beeinflussen und reduzieren.
Pannucci et al. spekulieren, dass nicht allein Schusswirkungen abgemildert werden, sondern dass auch andere Art von Gewaltwirkung, wie sie bei einem Schlag, Sturz oder Aufprall entsteht, abgemildert werden können.
Ungeachtet dieser Erkenntnis und der schützenden Wirkung des Kunststoffkissens aus Silikon und dessen Füllung raten die Wissenschaftler davon ab, aus ihren Ergebnissen vorschnell falsche Schlüsse zu ziehen. Wer glaubt, ein Implantat ersetze die kugelsichere Weste, der irrt. Obendrein führe die Einwirkung von Gewalt eben auch nicht selten zur vollständigen Zerstörung des Implantats. Dessen Inhalt kann austreten und unter anderem Entzündungen hervorrufen. Im schlimmsten Fall könne ein zerstörtes Brustimplantat die Entfernung der Brust (Mastektomie) zur Folge haben. GD