wdk über Kautschuk-Rohstoffe: Versorgungssicherheit im Blick
„Gesunkene Naturkautschukpreise und eine reibungslose Versorgung mit Kautschukrohstoffen zeichnen vordergründig eine entspannte Rohstoffsituation,“ stellte Boris Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk), am 27. Juni 2016 in Düsseldorf, im Rahmen der Preview zur K 2016 fest. Einschränkend merkte Engelhardt an, „im Detail gibt es jedoch Entwicklungen, die in der Kautschukindustrie sehr aufmerksam verfolgt werden.“
Zu der insgesamt positiven Rohstoffsituation trug unter anderem der anhaltende Rückgang der Naturkautschukpreise bei, die sich nunmehr auf einem moderaten Niveau konsolidiert haben. Ergänzend führte Engelhardt dazu aus: „Der nachhaltig gesunkene Rohölpreis hat bei den Synthesekautschuken und bei Industrierußen zu einer Entlastung der Rohstoffkosten beigetragen, die in abgeschwächter Form auch beim Kautschukverarbeiter registriert wird.“
„Trotz des positiven Gesamtbildes“, so Engelhardt, „kann nicht darüber hinweggesehen werden, dass wir in Europa einen substanziellen Abbau von Rohstoffkapazitäten verzeichnen. Die Schließung des EPDMStandortes Marl, das Ende der Rußproduktion in Hannover und das angekündigte Aus für das Rußwerk in Ambѐs (Frankreich) allein in diesem Jahr bedeuten nicht nur einen Verlust von Kapazitäten; all dies geht oftmals mit dem Wegfall von speziellen Rohstofftypen und ‐qualitäten einher.“ Engelhardt wies in diesem Zusammenhang darauf hin, „Der daraus resultierende Aufwand zur Modifizierung der Kautschukmischungen und zusätzliche Freigabeprozeduren sind in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht eine Herausforderung für die Kautschukverarbeiter.“
Auch die letzte Registrierungsphase für Chemikalien nach der EU‐Chemikalienverordnung REACH, die zum 1. Juni 2018 endet, könnte noch einmal spannend werden. „Insbesondere die Hersteller von technischen Elastomer‐Erzeugnissen haben derzeit keine gesicherte Erkenntnis darüber, ob ihre Lieferanten die nun zur Registrierung anstehenden Kleinmengen‐Chemikalien auch tatsächlich bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA registrieren lassen,“ beschrieb Engelhardt die aktuelle Situation. „Gerade die meist in geringer Dosierung verwendeten speziellen Kautschukchemikalien sind für technisch anspruchsvolle Erzeugnisse entscheidend,“ fügte Engelhardt an. Er mahnte daher: „Hier ist eine offene Informationspolitik innerhalb der Lieferkette notwendig, um Irritationen und kurzfristige Versorgungsprobleme sicher zu vermeiden.“
„Anzeichen sprechen dafür“, so Engelhardt abschließend, „dass das Rohstoff‐Preisniveau in der nahen Zukunft insgesamt eher eine Seitwärtsbewegung vollzieht, als dass von starken Veränderungen auszugehen wäre.“