Vermutlich ist die Zeit der Uhren bald vorbei, die vollgestopft mit Hightech dick und schwer das Handgelenk zieren. Puls- und Herzfrequenzmesser: statt sie sich umzuschnallen, werden diese Messgeräte künftig einfach auf die Haut geklebt und senden eine Schar medizinisch relevanter Parameter an stationäre Empfangsgeräte. Geheimdienst reiben sich schon jetzt die Hände, ob der ungeahnten Möglichkeiten in puncto Überwachungs- und Abhöraktionen. Verrückt ist nur, man merkt gar nicht, dass man „verkabelt“ ist – weil man eben nicht verkabelt ist. Der Clou liegt in der Verwendung ultradünner leitfähiger Polymerfolien.
Es steht zu befürchten, um es überspitzt zu beschreiben, demnächst ist das, was wir auf der Haut tragen, intelligenter als wir es sind. Denn als intelligent wird eben jene Elektronik bezeichnet, von der hier die Rede ist und in deren Entwicklung Wissenschaftler auf der ganzen Welt viel Zeit und Energie investieren. Die Rede ist von leitfähigen Polymeren, die sich mit einfachsten Tintenstrahldruckern im heimischen Umfeld herstellen und mit denen sich Oberflächen beschichten lassen. Die Entwicklung leitfähiger Polymere geht mit großen Schritten voran. Erst kürzlich haben Forscher an der Waseda University in Tokio, Japan, ein neues Verfahren ausgetüftelt, mit dem sich nicht nur ultradünne elektrisch leitende SBS-Folien (SBS: Polystyrol-Polybutadien-Polystyrol) mit komplexen Schaltkreisen und Funktionen herstellen lassen, sondern die sich obendrein einfach auf die Haut kleben und mit weiteren „Bauteilen“ auf leichte Weise Verbinden lassen – ohne Kabel und ohne Stecker.
Die leitfähige "Verdrahtung" entsteht ebenfalls durch Tintenstrahldruck. Chips und LEDs lassen sich offensichtlich spielend einfach integrieren – mit einem Klebstoff, der sich zwischen zwei Polymerschichten befindet. Das ganze Sandwichkonstrukt ist allerdings nur 750 Nanometer dick und damit ungleich dünner als ein Haar! Chemiker, Polymerwissenschaftler, Biomechaniker und viele andere wissenschaftliche Disziplinen arbeiten bei der Entwicklung Hand in Hand, um das Beste aus dem Polymerwerkstoff herauszuholen und um Anwendungen zu finden, in denen es auf eine derartig dünne und leistungsfähige Polymerelektronik ankommt, will man bestehende technische Grenzen. Es bleibt abzuwarten, wann leitfähige Polymere sich im großen Stil durchsetzen und bestehende herkömmliche Technologie auf die Plätze zu verweisen, etwa in der Medizin, im Gesundheitswesen, im Sport aber auch im industriellen Umfeld. Dass sich leitfähige Polymere durchsetzen werden, davon sind Experten überzeugt. Bleibt nur die Frage nach dem Wann? GD