Lage in Japan
Bevor Heitmann zu den Zahlen 2010 kam, ging er auf die Lage in Japan ein. Japan ist der zweitgrößte Absatzmarkt in der Region Asien/Pazifik nach Greater China für Lanxess. Es sei noch zu früh für Prognosen, wie sich die Geschäfte im laufenden Jahr in Japan angesichts der jüngsten Ereignisse entwickeln werden. Die Standorte in Toyohashi und Himeji, die beide mehrere 100 Kilometer südlich von Tokio liegen, laufen zum gegenwärtigen Zeitpunkt normal, und die Versorgung mit Rohstoffen, Vorprodukten und Energie ist stabil, sagte Heitmann. Das Büro in Tokio wurde hingegen vorübergehend geschlossen. Kennzahlen 2010
Der Umsatz des Leverkusener Spezialchemiekonzerns stieg, vor allem aufgrund eines signifikanten Preis-Mengen-Effekts, gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen verdoppelte sich nahezu auf 918 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen betrug 12,9 Prozent nach 9,2 Prozent ein Jahr zuvor. Mit 379 Millionen Euro hat sich das Konzernergebnis 2010 nahezu verzehnfacht. Wachstumsmärkte
In der Region Lateinamerika erzielte man im Geschäftsjahr 2010 mit einem Umsatzplus von 85 Prozent auf 955 Millionen Euro das stärkste Wachstum. Der Anteil der Region am Konzernumsatz erhöhte sich auf 13 Prozent. Wichtigster Wachstumstreiber war das Segment Performance Polymers in Brasilien. Der Umsatz in der Region Asien/Pazifik wuchs um 43 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der Anteil am Konzernumsatz betrug damit 23 Prozent. Das höchste Wachstum verzeichnete das Segment Advanced Intermediates. Hier profitierte die Business Unit Basic Chemicals zudem von den im Jahr 2009 erworbenen Geschäftsaktivitäten in Indien und China. Den höchsten regionalen Umsatz erzielte man mit 2 Milliarden Euro in der Region EMEA (Europa ohne Deutschland, Mittlerer Osten, Afrika), was einem Plus von 31 Prozent entspricht. Ihr Anteil am Konzernumsatz betrug damit 29 Prozent. Wachstumstreiber war vor allem das Segment Performance Polymers. Russland, die Türkei und Südafrika waren die Länder mit den prozentual deutlichsten Umsatzsteigerungen. Der Umsatz in den vier BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) stieg 2010 gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Das waren 23 Prozent des Konzernumsatzes, nach 20 Prozent im Jahr zuvor. Die Region Nordamerika erreichte mit einem Umsatzplus von 50 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro einen Anteil von 16 Prozent am Konzernumsatz. Um mehr als 50 Prozent verbesserte dabei das Segment Performance Polymers seine Umsätze. In Deutschland erwirtschaftete der Konzern einen um 24 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro verbesserten Umsatz. Dies entspricht 19 Prozent des Konzernumsatzes. Zweistellige Wachstumsraten zeigten dabei die Segmente Performance Polymers und Performance Chemicals. Megatrends
Performance Polymers war 2010 mit einer Steigerung um 58 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro das umsatzstärkste Segment. Ausschlaggebend für dieses außerordentliche Wachstum waren deutliche Mengen- und Preissteigerungen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen des Segments wurde mit 585 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Business Units Butyl Rubber und Performance Butadiene Rubbers profitierten von der Nachfrageerholung bei Ersatzreifen und im Erstausrüstergeschäft mit Reifen. In den Business Units Technical Rubber Products und Semi-Crystalline Products führten die gestiegene Nachfrage sowie verstärkte Marketingaktivitäten im Geschäftsjahr zu einer deutlichen Ausweitung der Absatzmengen. Der Umsatz im Segment Advanced Intermediates wuchs 2010 um 20 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Dieser Anstieg wurde durch Mengen- und Preissteigerungen sowie die Integration von im Jahr 2009 erworbenen Geschäftsaktivitäten in Indien und China in die Business Unit Basic Chemicals erreicht. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg um 44 Prozent auf 222 Millionen Euro. Die beiden Business Units Basic Chemicals und Saltigo profitierten von der zum Jahresende einsetzenden Erholung der Nachfrage nach Agrochemikalien. Basic Chemicals kam zudem die Erholung der Automobilindustrie zugute. Im Segment Performance Chemicals stieg der Umsatz 2010 um 29 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro. Alle sieben Geschäftsbereiche des Segments weiteten ihre Absatzmengen aus. Die deutlichsten Mengenzuwächse verzeichneten dabei die Business Units Rubber Chemicals und Rhein Chemie, die mit Kunden aus automobilnahen Industrien einen wesentlichen Erlösanteil erzielen. Das EBITDA vor Sondereinflüssen verbesserte sich um 54 Prozent auf 281 Millionen Euro. Die Business Units Leather und Functional Chemicals leisteten einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung. Leather profitierte von der Bekleidungs-, Möbel- und Automobilindustrie. Insgesamt entfallen 14% des Konzernumsatzes auf die Automobilindustrie, 24% werden im Bereich "Reifen" generiert. Für 2011 sind Investitionen in der Größenordnung von 550 bis 600 Millionen Euro vorgesehen, von denen ein großer Anteil in den Bau der neuen Butylkautschuk-Anlage in Singapur fließen wird. Auf die Frage, ob bereits eine Entscheidung für den Standort der neuen Nd-PBR-Anlage gefallen sei, sagte Heitmann, dass derzeit verschiedene Standorte in Asien evaluiert würden. Die Standortfrage soll jedenfalls noch im laufenden Jahr abschließend geklärt werden. "Grüne Chemie"
Ausdrücklich wies Heitmann auf die wachsende Bedeutung der Biotechnologie hin. Deshalb habe man auch die Kooperation mit dem amerikanischen Biorohstoffhersteller Gevo intensiviert und die Beteiligung dort weiter aufgestockt. Vor allem aber, so Heitmann, stamme von Lanxess die entscheidende technologische Innovation, um künftig Isobuten, den Schlüsselrohstoff für die Herstellung von Butylkautschuk, alternativ aus erneuerbaren Ressourcen herzustellen. Zuversicht für 2011
Die geschäftliche Entwicklung im Jahr 2011 wird von Lanxess zuversichtlich beurteilt. Umsatz und EBITDA vor Sondereinflüssen sollen im Vergleich zum Vorjahr höher ausfallen. Das Unternehmen erwartet, dass Weltwirtschaft und Chemieindustrie weiter wachsen werden, allerdings mit geringerem Tempo als 2010. Die stärksten Wachstumsraten dürften dabei die aufstrebenden Märkte in Asien/Pazifik und Lateinamerika aufweisen. 2011 Jahr der Hightech-Kunststoffe
Mit der am 13. Januar 2011 erfolgten Grundsteinlegung für eine neue Compoundieranlage der Business Unit Semi-Crystalline Products für Durethan und Pocan im indischen Jhagadia hat Lanxess den Auftakt des "Jahrs der Hightech-Kunststoffe" markiert. Damit setzt man eine erfolgreiche Tradition fort. Während 2009 zum 100jährigen Jubiläum der Erfindung des synthetischen Kautschuks ganz im Zeichen der Elastomere stand, war 2010 dem Wasser gewidmet.
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