Offenbar kein Scherz und auch keine verspätete Meldung zum 1. April: Kaukasischer Löwenzahn könnte eine künftige Kautschukquelle für die Reifenindustrie werden. Ein Forscherverbund aus sechs Partnern unter Koordination der Aeskulap GmbH erarbeitet seit diesem Frühjahr die methodischen Grundlagen eines Zuchtprogramms für den Kaukasischen oder Russischen Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz). Die Pflanze, bislang nur als Wildform existierend, produziert in der Wurzel unter anderem Naturkautschuk. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).
Auch die Gummi verarbeitende Industrie ist von der Rohstoffverknappung betroffen und sucht deshalb nach Alternativen zum bisherigen Naturkautschuk-Lieferanten, dem Kautschukbaum Hevea brasiliensis. Der kaukasische Löwenzahn kann in weiten Teilen Europas auch auf weniger fruchtbaren Böden angebaut werden. Soll dies in kommerziellem Umfang geschehen, muss die bislang nur als Wildform in zahlreichen Varietäten existierende Pflanze jedoch züchterisch bearbeitet werden. Vor allem gilt es, die Erträge zu steigern.
Auf dem Programm des jetzt gestarteten Forschungsvorhabens steht zunächst die Anpassung bereits existierender biotechnologischer Zuchtmethoden auf den Löwenzahn. Daneben wollen die Forscher Saatgut im Kilogramm-Bereich gewinnen. Die Continental Reifen AG, Industriepartner des Verbundes, plant Tests erster Naturkautschukproben.
Bei der Züchtung setzen die Forscher, anders als in anderen europäischen FuE-Projekten zum gleichen Thema, auf zweijährige Pflanzen. Sie versprechen sich davon unter anderem ein höheres Ertragspotenzial im 2. Jahr. Nachteil zweijähriger Pflanzen ist jedoch, dass ihre Züchtung länger dauert, weil die Pflanzen erst im 2. Jahr Samen bilden. Deshalb wollen die Wissenschaftler Methoden wie spezielle Analysetechniken einsetzen, um den Prozess zu beschleunigen.