Auf einem Segelturn durch den Panamakanal kamen James Holm die Tränen. Fassungslos stand der Kapitän an Bord seines Schiffes: Er konnte es einfach nicht mehr mit ansehen, wie die Ozeane und die Küstenabschnitte der Meere verschmutzen – „selbst in entlegensten Regionen, die fernab der Zivilisation liegen, findet man meinen, unseren Müll“, sagte James Holm auf der 253. Tagung der American Chemical Society (ACS) vergangenen Monat in San Francisco. In den 40 Jahren, die er zu See fahre, habe er beobachten können, wie die Menge an Marine Litter größer und größer wurde. Für den erfahrenen Seemann und bekennenden Umweltaktivisten war es an der Zeit, etwas dagegen zu tun – und ihm kam eine Idee, mit der er sich an den Experten für organische Chemie Dr. Swaminathan Ramesh wandte. Der hatte sich nach den Jahren der Berufstätigkeit bei der BASF nicht mit dem wohlverdienten Ruhestand abgefunden und kurzerhand das Unternehmen EcoFuel Technologies in Michigan, USA, gegründet, das sich mit der Herstellung von Treibstoff aus Plastik beschäftigt. Auf der 253. Tagung der ACS stellten die Partner das Resultat ihrer gemeinsamen Arbeit, bei der es sich um die Möglichkeit handelt, aus Kunststoffrückständen aus dem Meer (Marine Litter) Dieseltreibstoff herzustellen.
Diese Technik ist nicht neu, wurde aber von James Holm und Dr. Swaminathan Ramesh verbessert. Der Kern ihrer Lösung bildet ein Reaktor, in dem bestimmte Kunststoffe wie Polyethylen und Polypropylen sowie Polystyrol – alles Kunststoffe, die sich vielfach als Müll und an Küstenabschnitten im Meer finden lassen – unter Ausschluss von Sauerstoff (Pyrolyse) zersetzt und depolymerisiert und – ohne weiter raffiniert zu werden – in einen dieselartige Treibstoff umgewandelt wird. Möglich wird das durch den Einsatz einer speziellen, patentierten Katalysatortechnik. Sie sei kostengünstig und effizient im Betrieb und liefere im kleinen Maßstab und bei niedrigeren Temperaturen gute Resultate. Der Prototyp ihrer Entwicklung, sagte Dr. Ramesh, sei in der Lage, unterschiedliche Mengen an Kunststoffen in einer kontinuierlichen Weise zu Treibstoff umzusetzen. Der Wissenschaftler spricht von 100 bis 5000 Kilogramm pro Zehn-Stunden-Tag.
Nicht nur die Technologie sei interessant, sondern auch die Handhabung ihres Systems: Aufgrund der geringen Größe ihrer Maschine – sie lasse sich ohne Mühe in einem üblichen Schiffscontainer oder mit einem Lkw transportieren – ist es möglich, an Bord eines Schiffes Treibstoff aus dem Plastikmüll herzustellen, den man aus dem Wasser fischt oder am Strand einsammelt. Ihre Entwicklung helfe folglich dabei, nicht nur Kosten einzusparen, sondern vor allem auch, aktiv etwas gegen das Problem „Marine Litter“ zu unternehmen. Weiterer Mehrwert: Der Rückstand, der bei der Pyrolyse anfalle, dabei handele es sich um ein weißes kohlenstoffhaltiges Pulver, lasse sich nutzbringend einsetzen. Derzeit arbeiten die Wissenschaftler an Anwendungsmöglichkeiten.