Was wäre eine Stadt ohne Strom? Dunkel in der Nacht, aber bevölkert. Eine Stadt ohne Wasserversorgung hingegen wäre öd und menschenleer. Die ersten Siedler, die das Leben als Jäger und Sammler hinter sich gelassen hatten, achteten darauf, einen Fluss in der Nähe ihrer Ansiedlung zu haben. Die Menschen lernten schnell, Wasser über weite Strecken zu transportieren – in früher Zeit oberirdisch, später vornehmlich unterirdisch und in Gebäuden unter Putz. Das Problem hierbei: Leckagen zu flicken bedeutet, verborgene Rohrleitungen zunächst großräumig freizulegen, und zwar um die schadhafte Stelle zu finden. Eine attraktive Alternative stellt das Rohr-in-Rohr-Prinzip dar. Hierbei werden ganz Rohrabschnitte einfach von innen heraus mit Kunststoff, genauer gesagt mit Epoxidharz, beschichtet. Das Verfahren ist wirksam, aber nicht ganz unumstritten. Unbegründet? Wir werfen einen Blick auf die Details.
Je mehr Menschen an einem Fleck leben und je höher der Urbanisierungsgrad, desto bedeutsamer ist eine solide Wasserversorgung. Damit gemeint ist nicht allein die generelle Verfügbarkeit, also das Vorhandensein hinreichender Mengen qualitativ hochwertigen und gesundheitlich unbedenklichen Wassers. Gemeint ist darüber hinaus auch die Installation eines intakten Speicher- sowie Rohrleitungssystems, um Frischwasser möglichst frei von unerwünschten Schad- und Geruchstoffbelastungen zum Einsatzort transportieren sowie Abwasser verlustfrei davon wieder abführen zu können.
Im Römischen Reich prägten Wasserbrücken (Aquädukte) das Bild von Stadt und Land, von denen einige durchaus imposante Bauwerke erhalten geblieben sind und Zeugnis der Baukunst dieser Epoche ablegen. In heutiger Zeit werden Wasserleitungen vorwiegend unterirdisch und in der Hausversorgung unter Putz verlegt. Treten durch Verschleiß Korrosion und Leckagen auf, womit bei flüssigkeitsführenden Systemen stets nach einer Bestimmten Zeit zu rechnen ist, sind Reparaturen zwingend, um den Flüssigkeitsverlust sowie das Ausmaß von Folgeschäden zu begrenzen. Während Instandsetzungsarbeiten bei oberirdisch verlaufenden Leitungssystemen vergleichsweise einfach umzusetzen sind, ist mit aufwendige Erd- oder Stemmarbeiten zu rechnen, will man an die unter Straßen und in Hauswänden verlaufende Wasserrohre gelangen.
Allerdings lässt sich der Arbeits- und Kostenaufwand reduzieren, wenn man davon abrückt, buchstäblich einzelne Löcher zu stopfen, sondern dazu übergeht, komplette Leitungsabschnitte zu sanieren, und zwar ohne aufwendige Bauarbeiten mithilfe der Liner-Technologie (Relining). Hierbei wird ein mit Epoxidharz getränkter Schlauchträger, aus Filz zum Beispiel, auf ganzer Länge in die korrodierte Rohrleitung eingezogen. Experten sind der Auffassung, dieses Rohr-im-Rohr-Prinzip sei, sobald das Epoxidharz ausgehärtet ist, die Dichtheit und Tragfähigkeit betreffend ebenso zuverlässig wie eine vollständig erneuerte Wasserleitung. Leitung lassen sich auch direkt mit Epoxidharz beschichten, was aber in Ermangelung einer zusätzlichen Stabilisierung durch einen entsprechenden Schlauchträger nur bei Hausinstallationen sinnvoll ist [1].