Eine dpa-Meldung hat die k-online-Redaktion kürzlich emotional sehr bewegt. Einerseits waren wir hocherfreut zu sehen, welche Bedeutung Menschen Kunststoffen beimessen, zum anderen aber hat es uns tief betroffen gemacht, wie leichtfertig mit dem Werkstoff umgegangen wird.
Anfang Juli ging von der Deutschen Presseagentur folgende Meldung über den Ticker: Ein 46 Jahre alter Autofahrer sei auf einem Plastikeimer hockend durch Hückeswagen im Oberbergischen Kreis unterwegs gewesen. Der Eimer kippte um, der Mann verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte mit einem parkenden Wagen. Die herbeigerufene Polizei staunte nicht schlecht, als sie sah, dass der Unfallfahrer nicht nur den Fahrersitz durch einen Plastikeimer ausgetauscht hatte, die ganze Innenausstattung des Autos fehlte.
Es steht außer Frage, dass Kunststoffe in vielen Anwendungsfällen schlicht und ergreifend interessanter, funktionaler, kurz: besser sind als konventionelle Materialien. Kunststoffe lassen sich von innen nach außen regelrecht komponieren. Sie können flexibel sein oder starr, butterweich oder schlagfest, sie lassen sich unter enormen Druck setzen, unter dem andere Werkstoffe bersten würden, und sie lassen sich meist auch kostengünstiger herstellen.
Zudem kann man Kunststoffe in nahezu jede Form bringen, was Designerherzen höher schlagen lässt. Kurz gesagt: Kunststoffe sind oftmals, sprich von Fall zu Fall, von Anwendung zu Anwendung, die attraktivere Alternative – unter einer Bedingung: wenn sie unter anwendungsspezifischen Gesichtspunkten komponiert, produziert und eingesetzt werden. Womit wir beim Thema wären:
Ein Plastikeimer dient seiner Bestimmung nach dem Sammeln, Aufbewahren und Transport flüssiger sowie fließ- oder rieselfähiger Materialien. Der Plastikeimer kann als Klangkörper zum Musizieren dienen, als Vasen- oder Blumentopfersatz. Beim Autowaschen und auch im Haushalt ist der Plastikeimer wertvolles Utensil, ebenso den Strohhalmtrinkern am Ballermann auf Mallorca. Im Zweifel lässt sich auf einem „leeren“ Eimer, mit der Öffnung nach unten gedreht, auch Platz nehmen. In Ermangelung anderer Sitzgelegenheiten und einem klitschnassen Fußboden ließe sich ein Plastikeimer zugegebenermaßen als Luxussitz bezeichnen, obgleich der Eimerboden nicht darauf genormt ist, einem menschlichen Gesäßteil Halt und Stütze zu geben. Vom Bild ganz zu schweigen, das der auf einem Eimer Hockende abgibt und das Volksmund gerne mit „Affe auf Schleifstein“ betitelt.
Unter gar keinen Umständen aber, liebe Kunststoffaffine, sollte ein Plastikeiner als Autositz verwendet werden. Zum einen des mangelnden Komforts wegen und zumal es hinreichend Kunststoff-basierte Autositze mit allem Schnick und Schnack gibt. Zum anderen fehlen dem klassischen Plastikeimer die alles entscheidenden Sicherheitsaspekte: die Rückenlehne mit Kopfstütze und die Verbindungsmöglichkeit zum Anbringen eines Sicherheitsgurtes. Oder gibt es dafür vielleicht schon Pläne? Die Innovationsfähigkeit polymerer Werkstoffe und derer, die mit ihm arbeiten ist schließlich und bekanntermaßen unbegrenzt. GDeußing