Wenn es am Filmset hoch her geht und die Szene zu gefährlich wird für den Hauptdarsteller, ist die Stunde der Doubles und Stuntmen gekommen. Ihr Metier ist das Spiel mit dem Feuer, der Sturz aus großer Höhe, die Fahrt in einem ungebremsten Auto auf einer abschüssigen Straße einem gähnenden Abgrund entgegen. Die einzige Sicherheit des Fahrers: der unter seinem Hemd für das Auge des Zuschauers unsichtbar verpackte Fallschirm und die Erfahrung, auch eine solch heikle Mission mit Bravour zu meistern. Am Ende, wenn der Wagen in die Tiefe stürzt, bleibt einzig die Hoffnung, dass die Autotür nicht klemmt.
Ein Museum ist nun kein Filmset und schon gar nicht ein Platz, an dem große Gefahren lauern, zumindest nicht solche, die einen Stuntman erfordern. Dass es jedoch auch in musealer Umgebung durchaus auf den Einsatz eines Doubles ankommen kann, um Kostbarkeiten vor Schaden zu bewahren, darüber berichtete erst kürzlich die deutsche Presselandschaft. Folgendes hatte sich zugetragen:
In einer Nacht- und Nebelaktion hatten sich fingerflinke, nicht aber materialkundige Diebe auf illegale Weise Zugang zum Bonner Museum König verschafft. Ziel der Langfinger war eine Nachbildung der afrikanischen Savanne, genauer gesagt: ein ausgestopftes Rhinozeros, dessen Horn sie zu stehlen und mit ordentlichem Gewinn zu versilbern gedachten.
Ein Kilogramm Horn sollte, so berichteten die Medien, auf den Schwarzmarkt rund 50.000 Euro einbringen. Dem auf dem freien Markt raren, weil geschützten Nashornkörperteil wird in Ostasien nachgesagt, zermahlen zu Mehlen, Fieber zu senken und vermutlich auch - allein der Form wegen - die sexuelle Potenz zu steigern.
Da nun das körperlich überaus beeindrucke und für gewöhnlich in freier Wildbahn nicht ganz ungefährliche Breitmaulnashorn im Museum bekanntlich bereits das Zeitliche gesegnet hatte, wähnten sich die Diebe in der Annahme, leichte Beute zu machen.
Was sie aber nicht wussten, das Museum hatte in Anbetracht eines möglichen Diebstahls Vorsorge getroffen. Das echte Horn war bereits vor geraumer Zeit vom Nashornkörper abgetrennt und durch ein Kunststoffimitat ersetzt worden; das echte Horn lag sicher im Tresor.
Die Echtheit des Plastikhorns war offenkundig so verblüffend, den Dieben ist die Substitution in keiner Weise aufgefallen. Nicht einmal, als sie mit der Säge zu Werke gingen. Ein Hoch auf den Kunststoff, perfekter kann ein Double nun wirklich nicht sein.
Bei der Gelegenheit: Eigentlich schade, dass man die Diebe erwischt hat. Es wäre doch interessant gewesen zu erfahren, welche Wirkung das aus dem Plastikhorn gewonnene und für medizinische Zwecke eingesetzte Pulver entfaltet hätte.
Vermutlich hätten Heiler und Patient keinen Unterschied gemerkt, oder vielleicht doch? Schließlich weiß man aus Erfahrung, dass Kunststoffe bereits in vielen Anwendungsbereichen wirksam und nachhaltig andere Materialien verdrängt haben. GDeußing