Doch nicht nur die Schallplatte ist aus Kunststoff. Ohne Kunststoff war es lange Zeit unmöglich, Musik zu konservieren. Es kamen Tonbänder und Musikkassetten auf den Markt, hergestellt aus Kunststoffen. Die Welt der Kunst und Kultur wäre ohne die polymeren Klangkörper sehr viel ärmer.
Der Begriff „Kunststoff“ ertönt allerdings nicht allein als Klangkörper, sondern ist selbst Gestand und Inhalt von Musik. Musik ist eben auch, wie die Literatur – auf die wir zu einem späteren Zeitpunkt noch zu sprechen kommen werden – sowie die anderen darstellenden Künste immer auch Spiegel der Zeit, wie es Sängerin Diana Ross andeutet, und die damit auch, es verwundert nicht, die jahrzehntelange Gegenwart von Kunststoffen und Kautschuk reflektiert. Einige Beispiele gefällig?
Wie wäre es mit dem Album „Plastic Beach“ der virtuellen Cartoon-Band „Gorillaz“? Hinter den gezeichneten Figuren, die die Band verkörpern, stecken Damon Albarn, Sänger und musikalischer Kopf der britischen Rockband „Blur“, sowie der Comiczeichner Jamie Hewlett. Die Darstellung auf dem Cover des Albums zeigt eine sich auftürmende Insel irgendwo im Ozean, gezeichnet in drastischen Farben. Der Song On Melancholy Hill zeichnet ein apokalyptisches Weltbild: Überlebende durchqueren in U-Booten unseren Planeten, ohne wirklich Zuflucht, ein neues Heim zu finden. Plastikpalmen auf der Insel als Symbol für die vergangene und die neue Kunstwelt.