Leicht, stabil, sicher sowie einfach und leise zu transportieren: das waren die Hauptansprüche, die die Joghurtverpackung erfüllen sollte: Am 10. Mai 1963 stellte die Berliner Meierei-Zentrale ihren neuen, viereckigen Becher aus Kunststoff vor und bereitete damit den Weg für eine bislang unbekannte, bequeme Art des Konsums.
Bevor Joghurt in Kunststoffbecher abgefüllt wurde, verwendete man Gläser mit Schraubverschluss. Die Glasbehälter waren aber alles andere als leicht und robust, was sich in puncto sicherer und kostengünstiger Transport als ungünstig erwies. Obendrein machten die Gläser Lärm beim Transport. Kunststoff kam als Heilsbringer ums Eck.
Die Umstellung vom Glasbehälter auf den Kunststoffbecher erwies sich als Herausforderung. Die Hauptschwierigkeit lag darin, ein Material zu finden, das beim Formen zu dem eckigen Becher mit einer Wandstärke von nur rund acht Millimetern Dicke nicht löchrig wurde und der über eine hinreichende Stabilität verfügte. Polystyrol (PS), ein thermoplastischer, unter Hitze leicht verformbarer, heute weit verbreiteter Kunststoff, erwies sich als geeignet. PS wird durch Polymerisation von Styrol gewonnen.
Um das PS in die gewünschte eckige Form zu bringen, hat man mehrere Verfahren entwickelt. Eines ist zum Beispiel das Form-Fill-Seal-Verfahren (FFS), bei dem alle Prozesse – von der Formgebung bis zur Befüllung der Becher – in einer Maschine stattfinden: Eine Polystyrol-Folie wird zurechtgeschnitten, anschließend erhitzt und in die gewünschte Becherform gepresst. Dann folgt die Einfüllung des Joghurts, der Becher wird mit einer Aluminiumfolie versiegelt, ausgestanzt und auf ein Fließband befördert.
Im Gegensatz zum Herstellungsprozess ist das Konsumverhalten des Endverbrauchers, das die Bevorratung des Joghurts im Kunststoffbecher ermöglicht, alles andere als komplex: Deckel abziehen und Löffel rein. Jeder Joghurtbecher entspricht einer Portion, die man sowohl leicht lagern, als auch unproblematisch unterwegs verköstigen kann. Der Joghurtbecher aus Kunststoff wurde, es lag auf der Hand, vom Verbraucher bestens angenommen. Bis heute sind Kunststoffbecher das Joghurtbehältnis Nummer eins. (Lennart Wehmeier / Guido Deussing)