Zeitsprung in die 1950er-Jahre Jahre: Hermann Staudinger, bald 70jährig, blickt auf ereignisreiche Jahre zurück, darunter fünf Jahrzehnte intensiver Arbeit und Forschung, vornehmlich im Bereich der Polymerwissenschaft, die Hälfte der Zeit an der Universität Freiburg. Und Staudinger blickt auf das bevorstehende Ende seiner Karriere.
Auch als Emeritus genießt Staudinger auf der ganzen Welt hohes Ansehen. Er ist Ehrendoktor der Universitäten Mainz, Salamanca und Turin sowie der Technischen Hochschulen Karlsruhe, Straßburg und Zürich und zudem dekoriert mit zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen. 1952 wird ihm obendrein das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verlieren, weitere folgen mit den Jahren. Doch Staudingers Einfluss im Bereich der Polymerwissenschaften hat abgenommen. Das jedoch vermochte nicht, Staudingers Lebensleistung zu schmälern. Schließlich war er es, der mit der Makromolekültheorie die Polymerchemie revolutioniert hatte. Eine Leistung, die unbedingt den Nobelpreis verdient, wie das Nobelpreis-Komitee befand:
Am 5. November 1953 traf die Nachricht in der Lugostraße 14 in Freiburg ein. Der Hausherr und seine Frau langen an diesem Donnerstagmorgen noch in den Federn, und so nahm kurzerhand die Putzfrau das Telegramm aus Stockholm entgegen. Knapp, aber unmissverständlich stand dort geschrieben:
„kgl akademie der wissenschaften hat ihnen den nobelpreis für chemie zuerkannt stop brief folgt stop – westgren sekkretär“ - Adressat der Depesche war Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. Dr. rer. Nat. E. h. Hermann Staudinger.
Einen Monat später dann, und zwar am 10. Dezember nahm Hermann Staudinger den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1953 aus der Hand von Schwedens König Gustav Adolf entgegen und hielt damit die höchste Auszeichnung in Händen, die einem Wissenschaftler zu Lebzeiten zuteilwerden kann – unüberbietbare Krönung seines Lebenswerks. Hermann Staudinger starb am 8 September 1965 im Beisein seiner Ehefrau und treuesten Assistentin Magda Staudinger. Die K hat die Leistung Hermann Staudingers für die Branchen in einem umfangreichen Porträt ein lesenswertes Denkmal gesetzt.