Am 15.2. 1936 stellt die IG Farben den ersten Autoreifen aus synthetisiertem Kautschuk (Styrol-Butadien-Kautschuk, BUNA) der Öffentlichkeit vor, womit ergebnishaft dokumentiert wurde, dass zur Herstellung von Autoreifen kein Naturkautschuk erforderlich ist. Was Teil eines Notfallplans der Nationalsozialisten im Fall eines Rohstoffembargos im Kriegsfall sein sollte, wie es Deutschland bereits im ersten Weltkrieg erfahren musste, avancierte im Lauf der Zeit zum internationalen Standard für die Herstellung von Autoreifen.
Wer sich im Krieg erfolgreich behaupten will, muss die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern auf Zeit sicherstellen. Wer zur Herstellung kriegsrelevanter Güter von Dritten abhängig ist, wird zur leichten Beute, insofern es dem Gegner gelingt, die Rohstoffzufuhr zu drosseln. Für Historiker gilt die Seeblockade der alliierten Streitkräfte daher als entscheidende Wende im ersten Weltkrieg, die zur Niederlage Deutschlands führte. Damit so etwas kein weiteres Mal geschehen könne, sannen die Nationalsozialisten darauf, Deutschland von notwendigen Rohstoffimporten unabhängig zu machen.
Ziel war es, wichtige Stoffe wie Baumwolle, Erdöl beziehungsweise Benzin und Gummi entweder durch einen anderen Stoff zu ersetzen oder auf künstliche Weise im Labor zu erzeugen, sprich zu synthetisieren. Der Einsatz der deutschen chemischen Industrie war gefragt, die sich in der Interessengemeinschaft (IG) Farben zur Kooperation zusammengefunden hatte. Als Ersatz für Baumwolle sollten Kunstfasern dienen, Benzin wurde aus Kohle synthetisiert und Naturkautschuk respektive Gummi durch künstlich erzeugten Styrol-Butadien-Kautschuk (Buna) substituiert; das Verfahren zur Gewinnung von Buna wurde 1926 von Walter Bock und Eduard Tschunkur bei der I.G.-Farbenindustrie im Werk Leverkusen entwickelt und am 15. Januar 1927 zum Patent angemeldet.
Die Bezeichnung Buna leitet sich her von den Anfangsbuchstaben der Synthese-Komponenten Butadien und Natrium ab. Natrium fungierte als Katalysator für die Polymerisation des Butadiens in Gegenwart von Styrol. Buna (-S) ist ein Copolymer aus 70 Prozent Butadien und 30 Prozent. Die Wortmarke Buna wurde am 11. Juli 1929 für die IG-Farbenindustrie geschützt, die ihres Beitrags zur Vorbereitung des zweiten Weltkriegs u. a. wegen nach 1945 zerschlagen wurde.
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Lennart Wehmeier/Guido Deußing
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