Biokunststoff und Biosprit aus Reststoffen stoßen bei den Deutschen auf Zuspruch, Laborfleisch und grüne Gentechnik werden abgelehnt. Das geht aus dem TechnikRadar 2020 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Körber-Stiftung hervor. Neben der allgemeinen Einstellung zu Technik fragt die Studie in diesem Jahr ab, wie die Deutschen zu den Zielen und möglichen Auswirkungen der Bioökonomie stehen.
70,2 Prozent der Deutschen finden, Deutschland sollte beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen. Dass der Umweltschutz eine Einschränkung des Konsums erfordert, meinen sogar 74,4 Prozent der Befragten. Das zeigt das TechnikRadar 2020 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und Körber-Stiftung. Neben allgemeinen Einstellungen zu Technik, fragt die repräsentative Studie 2020 ab, was die Deutschen über „Bioökonomie“ denken. Der Begriff bezieht sich auf neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, die fossile durch biologische Ressourcen ersetzen oder biologisches Wissen nutzen, um zu einem nachhaltigeren und zukunftsfähigen Wirtschaftssystem beizutragen.
Während allgemeine Ziele zum Umwelt- oder Klimaschutz in Deutschland Zuspruch finden, sind persönliche Einschränkungen und Verbote unter den Befragten wenig populär: Höhere Steuern auf fossile Brennstoffe würde nur ein Drittel begrüßen (35 Prozent). Ähnlich wenige befürworten die Einschränkung des privaten Autoverkehrs (33,4 Prozent) – und fast genauso viele Deutsche (29,5 Prozent) lehnen dies ab.
„Die Corona-Krise wird die Einstellung der Deutschen zu Technik verändern. Welche Technologien konkret anders bewertet werden, werden wir durch eine Befragung nach dem Abklingen der derzeitigen Infektionswelle gezielt untersuchen und die Ergebnisse Ende des nächsten Jahres vorstellen“, erklärt Ortwin Renn, acatech Präsidiumsmitglied und wissenschaftlicher Direktor am IASS Potsdam. „Möglicherweise werden die Bewertungen zu Themen der Bioökonomie, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit oder Klimaschutz, aufgrund der Krisenerfahrung heute etwas anders ausfallen als zum Zeitpunkt der Befragung, aber dramatische Änderungen sind in diesen Technikfeldern nicht zu erwarten. Die vorliegenden Studienergebnisse ermöglichen daher verlässliche Aussagen darüber, wie die Deutschen über diese Ziele denken“, ergänzt Ortwin Renn.
Geht es um die Rolle der Politik beim Umweltschutz, sind die Befragten geteilter Meinung: Die Frage, ob der Staat die Menschen zu umweltgerechtem Handeln zwingen sollte, wird je zu etwa einem Drittel befürwortet (34,7 Prozent) oder abgelehnt (32,2 Prozent), ein weiteres Drittel (33,1 Prozent) ist ambivalent. 59 Prozent sind der Ansicht, die Politik müsse für den Klimaschutz Maßnahmen ergreifen, auch wenn die Wirtschaft darunter leide. „Wir sehen, dass nachhaltiges Wirtschaften den Deutschen grundsätzlich ein wichtiges Anliegen ist. Weniger eindeutig ist das Bild, wenn es um die politische Umsetzung oder persönliche Konsequenzen geht“, kommentiert Tatjana König, Mitglied im Vorstand der Körber-Stiftung. „Dass eine Meinungsbildung zur Bioökonomie noch am Anfang steht, bietet auch die Chance, die Menschen mitzunehmen, um die enormen Potenziale, aber auch mögliche Nebenwirkungen in den Blick zu nehmen. Dafür brauchen wir mehr Wissensvermittlung, aber auch eine Debatte auf Augenhöhe mit denen, die diese Technologien entwickeln“, fügt Tatjana König hinzu.