Von Kleidern bis Fluggerät: DBU setzt Start-up-Förderung fort
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Von Kleidern bis Fluggerät: DBU setzt Start-up-Förderung fort
Mode im Kreislauf denken und so die Umwelt schonen – das ist das Ziel von circular.fashion. Bild: circular.fashion
"Digitalisierung und Klimaschutz müssen trotz und wegen der momentanen Corona-Krise weiterhin intensiv vorangetrieben werden", sagte Alexander Bonde der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Dementsprechend konsequent setzt die Stiftung ihr Green Start-up-Sonderprogramm fort. Unterstützt werden die Gründerteams von Free-D Printing (Bochum), circular.fashion (Berlin), Hybrid-Airplane Technologies (Baden-Baden) und cirplus (Hamburg), die mit insgesamt einer halben Million Euro fachlich und finanziell gefördert werden. Seit letztem Sommer seien jetzt bereits 16 Start-ups mit insgesamt rund zwei Millionen Euro in der Förderung. So sollen kreative Köpfe die Chance erhalten, sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit wie Agrar-, Energie- und Verkehrswende zu beschäftigen und innovative grüne Lösungen zu entwickeln.
„Das größte Problem in der Textilindustrie ist ihre Struktur, die nicht im Sinne einer Kreislaufwirtschaft aufgebaut ist", so Ina Budde von circular.fashion, eine der wenigen Gründerinnen in der Start-up-Branche. Mehr als 97 Prozent der Textilien produziere man aktuell aus neuen Rohstoffen und vieles davon werde nach Gebrauch auf Deponien entsorgt oder verbrannt. Viele Firmen hätten inzwischen erkannt, dass ein grundlegender Wandel dieser Verhaltensmuster notwendig sei. circular.fashion unterstützt die Textilindustrie bei dieser Veränderung. „Wir wollen den Modemarken und Altkleidersortierern eine Software zur Verfügung stellen, die es ermöglicht, kreislauffähige Produkte zu designen und später den passenden Recyclingbetrieben zuzuführen. Gleichzeitig sollen die Kunden ermutigt werden, ihre Kleidung länger zu tragen und sie dann ebenfalls recyceln zu lassen“, erklärt Budde die Idee des jungen Unternehmens.
Sechs Achsen für sparsames Arbeiten
Beim gewöhnlichen 3D-Druck – 3D steht für dreidimensional – handelt es sich um ein Verfahren, mit dem zum Beispiel Bauteile hergestellt werden. Dabei trägt der 3D-Drucker entlang von drei Achsen – links nach rechts, oben nach unten und vorne nach hinten – das verwendete Material Schicht für Schicht auf einer Grundplatte zum fertigen Bauteil auf. Dieses eingeschränkte Bewegungsmuster habe jedoch viele Nachteile wie zum Beispiel erforderliche Stützkonstruktionen, die unnötig Material verbrauchen. Das will das Start-up „Free-D Printing“ ändern: Mit einem sechsachsigen Industrieroboter soll das Drucken freigeformter Objekte möglich gemacht werden, um so Materialverbräuche zu reduzieren und Fertigungskosten einzusparen. Besonders interessant sei, dass so an vorhandene Oberflächen anderer Bauteile direkt angeschlossen werden könne, was völlig neue Anwendungen ermöglicht. Das Team wurde bereits mit dem Erfinderpreis 2017 der Ruhr-Universität Bochum ausgezeichnet, konnte beim ERCIS Launch Pad 2017 mit der besten wissenschaftlichen Fundierung überzeugen und gewann den Gründerwettbewerb start2grow.
Doppelt nachhaltig: Mit Altplastik Ressourcen schonen
„Der Einsatz von recycelten Kunststoffen, so genannten Rezyklaten, ist ein zentraler Ansatz, um Rohstoffe zu sparen und den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu verringern. Denn: eine Nachfrage nach Abfällen verhindert, dass Plastik unsachgemäß in der Umwelt abgelagert wird. Außerdem spart der Einsatz von Rezyklaten zwischen 50 und 85 Prozent des Kohlendioxid (CO2)-Ausstoßes ein, der beim Herstellen von Neuware entsteht“, erläutert Christian Schiller von „cirplus“. Das zentrale Problem der Plastikkrise: Neuware sei im Einkauf oft günstiger und der Handel von Rezyklaten sei durch schwankende Qualität, unklare Stoffströme, fehlende Standards und einem geringen Grad an Digitalisierung gekennzeichnet. „cirplus“ bietet eine digitale Handelsplattform für Anbieter und Nachfrager von Kunststoffabfällen und Rezyklaten weltweit, um eben diese Kosten für den industriellen Einsatz zu senken. Dadurch erziele „cirplus“ einen doppelten Nachhaltigkeitseffekt: Das Verschmutzen der Umwelt und der Ausstoß von CO2 werden reduziert.
Ein echter Senkrechtstarter
Großflächig Waldbrandschäden vermessen, Schadstoffpartikel in Metropolen erfassen oder die Bewuchsdichte von Wäldern ermitteln; dafür werden derzeit noch Hubschrauber und bemannte Kleinflugzeuge eingesetzt. Die Erfindung „h-aero“ soll diese Technologien in Zukunft bei zahlreichen Anwendungen ersetzen, so die Vision des Gründers Dr. Csaba Singer. Es handelt sich dabei um das Fluggerät des Start-ups „Hybrid Airplane Technologies“, das den Auftrieb eines mit Helium gefüllten ellipsenförmigen Ballon mit dem erzeugten Schub von schwenkbaren elektrischen Propellerantrieben kombiniert und dies für einen wahlweise Senkrechtstart, Rotations- oder Vorwärtsflug zunächst als unbemannte robotische Einheiten nutzt. Spätere größere Exemplare benötigten daher weder Start- noch Landebahn. Verschiedenste Sensoren können mit dem h-aero punktgenau an den Messort transportiert werden. Auf dem Testfeld lädt das Team die Batterien bereits heute mit handlichen Solar-Paneelen, somit wird h-aero bereits heute mit Solarenergie betrieben. Geplant ist ein eigenständiger 24-stündiger Flugbetrieb mit einem eingebauten ultraleichten Solar-Paneel an Board. Dabei weist das Flugkonzept nachhaltige Potenziale auf, die dem Projekt den Projektnamen „Fliegen mit erneuerbaren Energien“ verleiht. Die Unternehmer fördern bewusst die soziale Akzeptanz für Zukunftstechnologien indem sie sich auf zivile, nachhaltige und umweltfreundliche Zwecke fokussieren.