Doch der Kugelschreiber besaß nicht bloß den Vorteil, dass seine Tintenpaste schnell zu trocknen vermochte und sich dokumentenecht, sprich fälschungssicher zu Papier bringen ließ. Seine Bauform wies überdies einen Mehrwert auf, der einen bestimmte Zielgruppe sehr zupass kam, wie der britische Kaufmann Henry George Martin erkannte. Von Bíró erwarb er das Patent und startete in Südengland eine Kugelschreiberproduktion. 30.000 der als verfälschungssicher geltenden Schreibgeräte verkaufte Martin in der Anfangszeit an die Royal Air Force. Die nämlich hatte erkannt, dass Kugelschreiber auch unter großen Luftdruckschwankungen funktionierten, wie sie beim Fliegen auftraten, anders als Füllfederhalter.
Einen neuen Entwicklungsschub erhielt der Bíró-Kugelschreiber in den USA, und zwar durch den Füllfederfabrikaten Milton Reynolds, einen Abenteurer wie er im Bilderbuch zu finden ist, der den Go-Pen als "Reynolds Rocket" im New Yorker Kaufhaus Gimble auf den US-amerikanischen Markt brachte. Bereits am ersten Tag wurden 10.000 Reynolds Rocket zu einem Preis von US-Dollar 12,50 (umgerechnet rund EUR 160,00) verkauft.
Schließlich suchte auch die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde NASA ein Schreibgerät, das sowohl unter Wasser als auch in der Schwerelosigkeit des Weltalls funktionierte. Auch hier konnte der Kugelschreiber auftrumpfen, allerdings in einer modifizierten Form: Damit der Tintenfluss von der Gravitation unabhängig fließen kann, muss die Tinten beziehungsweise der Tintenbehälter unter Druck gesetzt werden. Das gelang der US-Firma von Paul Fischer 1967. Heute existieren verschieden Bíró-basierte "Space Pens", deren Entwicklung Millionen Dollar verschlungen hat.
Unabhängig von ihrer Besonderheit, den breiten Markt bedienen die Space Pens nicht, wohl aber der klassische Kugelschreiber, dessen Stift, der den Kugelschreiber-Container beinhaltet, in überwiegender Zahl heute aus Kunststoff hergestellt wird und tausendfach erfolgreich und vielversprechend als Träger von Werbebotschaften genutzt wird - auch 74 Jahre nach dem ersten Patent.
Diese Entwicklung konnte László József Bíró miterleben. Er war laut Medienangaben am Donnerstag, 24. Oktober 1985, im Alter von 86 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in einem Krankenhaus in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires gestorben. (Lennart Wehmeier/Guido Deußing)