Letztens haben sie einen Aufruf gestartet, haben Zettel an Bäume im Park und am Geländer einer kleinen Brücke befestigt und die Passanten darin aufgefordert, sich ihnen und ihrer Idee anzuschließen: Sauber muss es sein, und Ordnung schaffen kann ja auch Spaß machen und das Wir-Gefühl stärken. Ich weiß nicht, ob und wie erfolgreich die Werbemaßnahme war. Aber wenn die Truppe, die sich in der Pause mit Tee und selbstgebacken Plätzchen stärkte, einmal zugange gewesen ist – das sah am Ende wirklich richtig gut und aufgeräumt aus. Der ganze Straßenzug, die Bürgersteige und auch die Grünanlagen – vom Siedlungsmüll befreit. Bedauerlicherweise hat dieses Bild meist nur wenige Tage Bestand, dann ist alles wieder zugemüllt mit aufgerissenen Lebensmittel- und Konsumgüterverpackungen, Tüten, Flaschen, Dosen, manches aus Gas, aus Papier und Pappe, folienbeschichtet, vieles aus Kunststoff, achtlos auf den Boden geworfen. Einige der Müllspuren kann man bis ins Schulviertel verfolgen. Gibt es in der Schule eigentlich das Fach Abfallvermeidung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit?
Seit wir Corona haben, hat sich der Siedlungsabfall im Straßenbild ein wenig gewandelt. Veränderungen kommen in meiner Erinnerung eher selten wie ein Paukenschlag, sondern es sind meist irgendwie schleichende Prozesse. Jetzt war es anders. Zu den Bonbon-, Schokoriegel-, Chips-, Brot- und Brötchenverpackungen haben sich plötzlich mehr und mehr zwei neue Arten von Wegwerfverpackungsmaterialien gesellt: Gummihandschuhe sowie Mund- und Nasenmasken. Viele dieser Handschuhe liegen inzwischen auf dem Boden und erinnern, wie sie da liegen, irgendwie an Unfallopfer, deren Finger eigenartig verdreht sind. Die Träger hatten offenbar wenig Erfahrung darin, wie man einen Gummihandschuh richtig ausziehen, geschweige denn entsorgt. Vor allem, wie man es geschickt anstellt, sich nicht mit dem zu kontaminieren, was man versucht war, durch die Handschuhe von sich fernzuhalten. Das haftet nämlich dann außen am Handschuh an, und wer sich nicht vorsieht, kriegt dann doch alles ab. Die Dinger liegen mittlerweile überall herum, vor dem Eingang zum Supermarkt, ein ganzer Haufen davon ist mir in einem auf dem Parkplatz abgestellten Einkaufswagen aufgefallen. Echt eklig! Sie liegen in Rinnsteinen, auf Stromkästen, in der Hecke vom Nachbarn zur Linken, auf der Wiese im Vorgarten des Nachbarn zur Rechten, im Gebüsch an der Bushaltestelle, zwischen den Fahrradständern an der S-Bahnhaltestelle, im Zaun beim Kinderspielplatz, in Bäumen und Sträuchern am Wegesrand. Überall findet man Gummihandschuhe – neuerdings eben auch Mund- und Nasenmasken. Wenn ich mir vorstelle, welche Bakterien sich darin tummeln, die sich in schwitziger Hand und in Atemfeuchte gesammelt und vermehrt haben? Und wie wirksam sind diese vermeintlichen Virenabwehrinstrumente tatsächlich?