Wenn ich an Polymere denke

Zwischen dem 9. November und 2. Dezember 2016 führte PlasticsEurope in Deutschland eine repräsentative Umfrage durch, mit dem Ziel, mehr über das Image von Kunststoff zu erfahren. Im März 2017 präsentierte der Verband der Kunststofferzeuger das Resultat der Umfrage. K-online fasst die Kernaussage im Thema des Monats März zusammen. 

Von Angesicht zu Angesicht wurden rund 1500 Personen einer breiten Bevölkerungsschicht im Alter von 18 bis 60 Jahren zu ihrer Meinung über Kunststoff befragt. Ziel der Umfrage war es, schildert Michael Herrmann von PlasticsEurope Deutschland, einen Eindruck zu erhalten, wie man Kunststoff sieht und welches Image Polymerwerkstoffe genießen. Um die Antworten differenziert bewerten zu können, wurden die Befragten in Gruppen unterteilt. Unterschieden wurden zwischen

• der breiten Bevölkerung (bB) im Alter von 18 bis 60 Jahre,
• jungen Gebildeten (jG), im Alter von 18 bis 30 Jahre mit Abitur und
• Entscheidungsträgern (ET) im Alter von 31 bis 60 Jahre mit Abitur und einem monatlichen Nettoeinkommen von wenigstens 4000 €.

Der Versuch wurde unternommen, auch abseits des Werkstoffs ein Stimmungsbild darüber zu bekommen, was die Menschen hierzulande bewegt. Auf die Frage nach den dringendsten Aufgaben und Herausforderungen unserer Zeit nannten mehr als 60 Prozent der Befragten – Mehrfachnennungen waren möglich – unisono durch alle Bevölkerungsschichten hindurch die Lösung der Flüchtlingsproblematik. Die Sicherung der Sozialleistungen thematisierten 37 Prozent der breiten Bevölkerung (bB), 27 der jungen Gebildeten (jG) und 31 Prozent der Entscheidungsträger (ET).

Arbeitslosigkeit ist durch die Bank für rund ein Viertel der Befragten ein Thema wie auch der Einkommenserwerb und die Bewahrung der Grundabsicherung (16 % ET, 22 jG; 26 % bB). Die Sorge vor den Folgen des Terrorismus treibt rund ein Fünftel der Befragten um (20 % ET; 17 % jG; 20 % bB). Im Durchschnitt haben 15 Prozent der Befragten den Schutz der Umwelt und des Klimas im Blick, allen voran die jungen Gebildeten (19 %). Die Entwicklung der Wirtschaft rangiert mit einem Wert von zehn Prozent (ET) und fünf Prozent (jG und bB) am unteren Ende der Skala.

Eine Frage richtete sich auf das Hörensagen von Positivem oder Negativem über Kunststoff. Rund drei Viertel der Befragten äußerten sich neutral, mit anderen Worten, es wurde nichts Wertendes über Kunststoff wahrgenommen. Zehn Prozent der Befragten sprachen davon, nur Negatives, fünf Prozent nur Positives über Kunststoff gehört oder gelesen zu haben. Sieben Prozent erinnerten sich sowohl an Positives als auch Negatives. Die Interviewpartner wurden hernach gefragt, ob und wenn ja, in welchem konkreten Kontext Kunststoff dabei gestanden habe. Als Antwort dominierten einerseits funktionale, vielseitige und kostenwirtschaftliche Aspekte, die Kunststoffe generieren, sowie die Chance, unter Einsatz von Kunststoffen Energie und Ressourcen einsparen zu können. Anderseits rückten Nachhaltigkeitsaspekte sowie Umweltthemen in den Fokus, insbesondere die Verschmutzung der Weltmeere durch Marine Litter.

Hierbei gab es bei den Antworten qualitative und quantitative Unterschiede, dazu ein Beispiel: Wurden der allgemeine Eindruck abgefragt, also ob der Befragte generell etwas Positives oder Negatives über Kunststoff gehört hätte, nannten nur rund sechs bis sieben Prozent der Befragten – mehrheitlich die jungen Gebildeten – spontan den Aspekt Marine Litter. Wurde die Befragten dagegen gezielt auf Marine Litter angesprochen, zeigte sich ein ganz anderes Bild. Hierbei äußerten rund 30 Prozent der Befragten, davon gehört oder gelesen zu haben. Das Thema Marine Litter hat, das belegt der Vergleich, über die Zeit offenkundig an Aufmerksamkeit eingebüßt.

Auf die Frage, wer oder was die Hauptursache für Marine Litter sei, wurde an erster Stelle Kunststoffabfall genannt, unmittelbar gefolgt von der Wegwerf- und Konsumgesellschaft. Den dritten Rang belegt die Profitgier der Wirtschaft und Industrie, gefolgt von der Schifffahrt und Fischerei. Nur drei Prozent sehen die Schuld bei Nicht-Kunststoffverpackungen und im Tourismus. Und nur zwei Prozent sind der Meinung, dass die Kunststoffindustrie ursächlich sei.

65 Prozent aller Befragten gaben an, dass vor allem die positiven Aspekte von Kunststoff im persönlichen Alltag zum Tragen kommen, bei durchschnittlich 19 Prozent hielten sich die Pros und Cons die Waage; 16 Prozent nannten ausschließlich die negativen Aspekte. Deutlich erkennbar ist, die Zahl derer, bei denen die positiven Aspekte von Kunststoff im Alltag überwiegen, hat sich von rund 80 Prozent im Jahr 2004 auf 65 Prozent in 2017 verringert. 51 Prozent der befragten Entscheider gaben an, den Einsatz von Kunststoff im Alltag reduzieren zu wollen (bB 42 %). Alles in allem wird der Einsatz von Kunststoffen nach wie vor als unverzichtbar erachtet, insbesondere in den Bereichen Fahrzeugbau, Medizin, IT und Elektronik, Bauen und Renovieren sowie im Bereich Küche und Haushalt; der Wert für den letztgenannten Aspekt hat sich von 2015 auf 2016 geringfügig erhöht. Kunststoffverpackungen werden in der allgemeinen Betrachtung und in Relation zu den oben genannten Anwendungen als bedenklicher eingestuft, werden aber nahezu gleichbleibend von den Befragten als unverzichtbar angesehen.

Global betrachtet genießt Kunststoff in den befragten Bevölkerungsschichten einen überwiegend positiven Ruf; die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen liegen im Bereich weniger Prozentpunkte. Die Kunststoffindustrie, die seit Jahr und Tag an positivem Image gewinnt, wird dagegen von Entscheidungsträgern mehrheitlich besser bewertet (für 79 Prozent besitzt sie ein positives Image), als von den jungen Gebildeten, von denen nur 69 Prozent die Kunststoffindustrie positiv bewerten.

In den Augen der breiten Bevölkerung haben nahezu sämtliche Industriezweige – mit Ausnahmen der Autoindustrie, der Mineralölwirtschaft und der Bankenwirtschaft – leicht an Ansehen verloren, darunter die Elektronikindustrie – die allerdings mit 86 Prozent (2016) das beste Image aller Industriezweige insgesamt hat (Rang 1) –, die Elektrizitätswirtschaft (2), die Chemische Industrie (3), aber auch die Pharmaindustrie (6) und die Versicherungswirtschaft (7). Die Kunststoffindustrie bewerten 74 Prozent (2016) der Befragten als sehr beziehungsweise überwiegend positiv; 2015 waren es noch 77 Prozent. Dessen ungeachtet liegt das positive Image der Kunststoffindustrie deutlich über dem Durchschnitt und auf Platz vier im Gesamtranking.

Bei den jungen Gebildeten haben hingegen „nur“ 69 Prozent (2016) einen positiven Eindruck von der Kunststoffindustrie (71 % in 2015). Mit ihrem Image rangiert die Kunststoffindustrie im Feld der Wettbewerber auf Rang sechs, hinter der Elektronikindustrie auf Platz 1, der Elektrizitätswirtschaft (2), der Chemischen Industrie (3), der Automobilindustrie (4) und der Pharmaindustrie (5).

Für die Entscheidungsträger liegt das Image der Kunststoffindustrie über dem Durchschnitt auf Platz vier hinter dem der Elektronikindustrie (Rang 1), der Elektrizitätswirtschaft (2), der Chemischen Industrie (3) und der Pharmaindustrie (4). Insgesamt aber bewerten bei den ETs mit 79 Prozent (2016; 80 % in 2015) deutlich mehr die Kunststoffindustrie positiv als es in den anderen befragten Gruppen der Fall ist. Insgesamt betrachten rund 75 Prozent der breiten Bevölkerung sowohl Kunststoff als auch die Kunststoffindustrie als sehr respektive überwiegend positiv.

Jede Umfrage, mag sie auch noch so repräsentativ sein, hat ihre Schwächen, da hier der Versuch unternommen wird, von einer wie auch immer großen Stichprobe auf eine in der Regel sehr viel größere Gesamtmenge zu schließen. Ungeachtet dessen vermag es eine repräsentative Umfrage durchaus, sich mit wenigen Informationen der Realität gut anzunähern. Ihre Umfrage habe ergeben, berichtet Michael Herrmann von PlasticsEurope Deutschland, dass sich das Image von Kunststoff als Werkstoff und das der Kunststoffindustrie an und für sich stabil auf einem hohen Niveau befindet. Allerdings zeige die Umfrage auch, dass in der Gesellschaft noch ein hinreichender Informationsbedarf über Kunststoff und seine Anwendung existiert. Den gilt es nun mit geeigneten Mitteln und Methoden nachzukommen. Eines der wichtigsten Vehikel der Kunststofferzeuger dabei: Den Produktnutzen des Werkstoffs in den Vordergrund rücken und kontinuierlich darüber berichten, dass Kunststoffe in ihrer Gebrauchsphase deutlich mehr Ressourcen sparen als für ihre Herstellung nötig sind.