01.06.2011
Auf den ersten Blick scheinen Reifen zunächst eines dieser profanen Alltagsprodukte zu sein, die uns selbstverständlich vorkommen. Sie sind vorhanden, aber wir verschwenden wenig Gedanken an sie. Warum auch, sie erfüllen ihren Dienst, prall gefüllt mit Druckluft, wenn wir in die Pedale treten oder uns komfortabel motorisiert von A nach B und weiter nach C bewegen. Frühestens beim nächsten Plattfuß, der immer zu ungünstigster Gelegenheit passiert, kreisen unsere Gedank um das Hightech-Rund aus Kautschuk und Metall.
Doch stellte man sich die mobile moderne Welt einmal ohne dieses vermeintlich profane Alltagsprodukt vor: Wie sollten wir den Weg zur Arbeit zurücklegen, mit der ganzen Familie im Auto in den Urlaub fahren, wie einen wichtigen Geschäftstermin in New York wahrnehmen und mal eben im Flieger über den großen Ozean jetten oder schnell den Großeinkauf aus dem Supermarkt nach Hause transportieren. Die Welt sähe anders aus ohne die Erfindung des Reifens, sie wäre ziemlich immobil….
Statistisch gesehen ist alle 44 100 Kilometer oder nach dreieinhalb Jahren an deutschen Autos ein neuer Satz Sommerreifen fällig, Winterreifen halten, weil sie weniger Kilometer gefahren werden, ein paar Monate länger. Mehr als 36 Millionen neue PKW-Reifen verkaufte der Handel im Jahr 2010. Macht bei vier Rädern pro Auto rund acht Millionen Werkstattbesuche. Rund acht Millionen Autobesitzer jährlich müssen sich also entscheiden, welches neue Gummi auf die Felgen soll. Ein Grund mehr noch mal genauer hinzusehen und sich mit dem „rollenden Gummi“ näher zu beschäftigen.
Reifen, wie wir sie heute kennen, sind wahrlich High-Tech-Produkte, die unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Sie sind aufgebaut aus vielen verschiedenen Schichten und nicht, wie viele vielleicht vermuten, aus einem Guss. Reifen dienen in erster Linie sicherlich der Fortbewegung. Dennoch darf ein wesentlicher Aspekt nie aus den Augen verloren werden: Reifen sind eine wesentliche Sicherheitskomponente am Fahrzeug.
Die Entwicklung des Reifens war - um es in wenige Worte zu kleiden - ein langer Weg, gepflastert mit Irrtümern, kostspieligen Fehlentwicklungen und teuren Lernprozessen. (Kleine Reifenhistorie) Von der ersten luftgefüllten Kautschukwurst bis zum High-Tech-Produkt ließen etliche Generationen an Reifentechnikern Schweiß, Mühe und jede Menge Gehirnschmalz, es vergingen mehr als 100 Jahre.
Das letztlich ein High-Tech-Produkt aus dieser ganzen Entwicklung resultierte, ist ohne die Forschung rund um den Rohstoff Kautschuk nicht denkbar. Ohne Kautschuk kommt kein Reifen aus.
Und wie sieht die Zukunft des Reifens aus? Brauchen wir auch in 50 Jahren noch das „elastische mobile Rund“, das uns sicher ans Ziel bringen wird? Ein großer Teil des Transports wird höchst wahrscheinlich weiter über die Straße erfolgen.
Für die fernere Zukunft darf man spekulieren: Wird der Luftreifen überflüssig und durch eine gefederte Felge mit Gummibelag ersetzt? Werden elektronische Leitsysteme die Anforderungen an Reifen auf den Kopf stellen? Wird es eine Art von Schienensystem geben? Wird ein selbstvulkanisierender Kautschuk auf den Markt kommen?
Eines jedenfalls ist sicher, auf ein hochelastisches Material mit optimaler Bodenhaftung, stabil, widerstandsfähig und sicher für die unterschiedlichsten Ansprüche und Aufgaben, werden wir nicht verzichten können.
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