Virtuelles Schnupperstudium: Kunststoff- und Elastomertechnik hautnah erleben

Einmal Studienluft schnuppern, bevor die endgültige Entscheidung über die nächsten Schritte nach dem Schulabschluss getroffen wird – das geht seit Montag an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS). Im virtuellen Schnupperstudium können Schüler vom 17. bis zum 28. Mai. auch Veranstaltungen zum Studiengang "Kunststoff- und Elastomertechnik" besuchen.

Im Interview mit K-MAG spricht Prof. Leiber über das besondere Angebot der FHWS für Studieninteressierte und das Berufsbild des Kunststoffingenieurs.

Herr Prof. Leiber, worauf dürfen sich Schüler im virtuellen Schnupperstudium freuen? Welches Angebot hält der Studiengang "Kunststoff- und Elastomertechnik" für sie bereit?

Prof. Jörn Leiber: Das virtuelle Schnupperstudium bietet einen realistischen und unverstellten Einblick in die laufenden Veranstaltungen verschiedener Semester. Schüler können hier direkt an Vorlesungen und Seminaren teilnehmen, sie erleben also, wie der Unterricht real abläuft. Es sind keine speziellen "Werbeveranstaltungen" für Studieninteressierte, sondern der Live-Alltag an unserer Hochschule. Hinzu kommen mehrere Informationsveranstaltungen im Live-Chat mit Dozenten und Studierenden, in denen man sich über Details und Erlebnisse im Studium informieren kann. Da momentan alle Lehrveranstaltungen digital stattfinden, können Schüler besonders einfach – wie die Studierenden auch – von zu Hause aus ganz ohne Anreise teilnehmen.

Inwiefern hilft es Schülern bei der Entscheidung für den Studiengang?

Leiber: Es gibt viele Info-Veranstaltungen zu unserem Studiengang. Etwas Besonderes ist es aber, hautnah zu erleben, wie die Lehre sich "anfühlt". Wer also nicht nur formal das Studium in seiner Struktur verstehen möchte, sondern für die eigene Entscheidung gerne ein Bauchgefühl hätte, wie sich Vorlesungen ganz praktisch anfühlen, der kann das hier erfahren. Dabei kommt es natürlich nicht darauf an, die Inhalte voll zu verstehen.

Wie genau möchten Sie den Studiengang jungen Menschen "schmackhaft" machen?

Leiber: Wir möchten den Studiengang niemandem künstlich "schmackhaft" machen, denn ein Studium und der darauffolgende Beruf sollte vor allem zu den persönlichen Interessen und Neigungen passen, damit es den Studierenden (und auch uns…) für viele Semester Freude macht und erfolgreich verläuft. Das Ausloten dieser eigenen Interessen wollen wir daher keinesfalls durch schöne Worte oder Bilder verstellen. Uns geht es vielmehr um diese Punkte: Einerseits möchten wir den Studiengang "Kunststoff- und Elastomertechnik" bekannter machen und darüber informieren, weil die Inhalte und Berufsaussichten viel weniger bekannt sind als klassische Studiengänge wie zum Beispiel Maschinenbau oder Elektrotechnik. Zum anderen leben wir in einer Zeit, in der Kunststoffe in der Gesellschaft ein zunehmend negatives Image haben. Der Grund hierfür liegt in der einseitigen öffentlichen Diskussion über "Plastik", die komplett ausblendet, in wie vielen Anwendungen Kunststoffe für eine nachhaltige Zukunft unverzichtbar sind beziehungsweise diese überhaupt erst möglich machen: Gewichtsreduktion im Verkehr, erneuerbare Technologien, Medizintechnik, und viele mehr. Darüber müssen wir ausführlich informieren, damit die aktuelle Stimmungsmache nicht dazu führt, dass heute Studienanfänger beziehungsweise zukünftig Kunststoffingenieure fehlen, die diese Zukunft intelligent und verantwortungsvoll gestalten.

Was hebt den Studiengang an der FHWS von ähnlichen Ausbildungen im Kunststoff-Bereich ab?

Leiber: Unser Studiengang hat mehrere Besonderheiten: Zum einen ist es ein reiner Kunststofftechnik-Studiengang im Gegensatz zu vielen anderen Angeboten, die meist nur eine Spezialisierungsrichtung im ansonsten typischen Maschinenbaustudium darstellen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, das Wesen und die Bearbeitung von Kunststoffen sehr viel tiefer und professioneller zu beleuchten. Weiterhin haben wir einen deutlichen Lehr- und Forschungs-Schwerpunkt im Bereich der Elastomere der in dieser Tiefe einzigartig in Deutschland ist. Zudem enthält das Studium besonders umfassende praktische Anteile, sodass alles theoretische Wissen direkt an Maschinen und in Labors "begriffen" werden kann. Und nicht zuletzt wird bei Unternehmen und Studierenden die Möglichkeit immer beliebter, ein "Studium mit vertiefter Praxis" zu wählen, in dem die Studierenden immer wieder in der Partnerfirma aktiv sind, die Praxis noch besser kennenlernen und sich das Studium finanzieren können.

Welchen Beruf können Absolventen des Studiengangs ergreifen?

Leiber: Das Berufsbild des Kunststoffingenieurs ist außerordentlich vielseitig: Das gilt einerseits für die verfügbaren Branchen, die von Schwerpunkten wie Automobilbau, Luft- und Raumfahrttechnik über Sport sowie Medizin- und Umwelttechnik in alle denkbaren Bereiche gehen. Andererseits sind die Tätigkeiten genauso vielseitig und erstrecken sich von Forschung und Entwicklung über Konstruktion und Produktion bis hin zu Einkauf, Marketing oder Qualitätssicherung. Aufgrund dieser Vielseitigkeit sind sowohl die Berufs- als auch die Gehaltsaussichten für unsere Absolventen konstant gut.

Haben Sie in der Vergangenheit bereits Erfahrung mit solchen Angeboten sammeln können? Wie war das Feedback?

Leiber: In der Vergangenheit wurde das Schnupperstudium in Präsenz durchgeführt, das heißt, Schüler konnten in den Hörsälen an den Veranstaltungen teilnehmen. In anderen Angeboten wurden Workshops in Laboren oder spezielle Vorträge angeboten. Das Feedback war durchgehend positiv, die Herausforderung besteht aber grundsätzlich darin, im Vorfeld überhaupt bekanntzumachen, dass es diese Angebote gibt und dass es für die Berufswahl sehr wichtig ist, sich solche Einblicke zu verschaffen. Seit ähnliche Veranstaltungen wegen Corona online stattfinden (vielleicht auch gestützt durch Online-Aktivitäten wie Homepage oder Instagram), ist der Zulauf deutlich gestiegen. Meines Erachtens liegt das an dem viel unkomplizierteren Zugang im Vergleich zur persönlichen Teilnahme.

Was möchten Sie Schülern, die sich generell für eine Ausbildung im Kunststoff-Bereich interessieren, noch mit auf den Weg geben?

Leiber: Ganz allgemein möchte ich empfehlen, sich vor einer Entscheidung differenziert mit den vielfältigen Möglichkeiten im Bereich der Kunststoffe zu beschäftigen und nicht nur der einseitigen öffentlichen Umweltdiskussion zu folgen. Und konkret für unseren Studiengang: Wer sich für technische Themen interessiert, eine nachhaltige Zukunft mitgestalten möchte, ein praktisches Studium mit überschaubaren Studentenzahlen sucht, in dem man sehr persönlichen Kontakt untereinander und zu den Dozenten hat, und wer zudem vielfältige und gute Berufsaussichten sucht, der sollte sich die Kunststoff- und Elastomertechnik unbedingt ansehen. Und natürlich @kunststofftechnik.wuerzburg auf Instagram abonnieren.