Sind die amerikanischen Kunden risikoaverser?
Kiesl: Die amerikanischen Kunden wissen ganz genau, dass sie über kurz oder lang an der Vernetzung ihrer Anlagen nicht vorbeikommen. Aber etwas ist anders als in Europa: Der Markt in den USA ist sehr dynamisch und technologieoffen. Das hat zur Folge, dass man dort sehr viele Technologien kommen und gehen sieht. Deshalb ist der amerikanische Kunde zurückhaltender und will nicht gleich auf den erstbesten Dampfer springen. Wir müssen die Kunden davon überzeugen, dass OPC UA in 5, 10 oder auch 20 Jahren immer noch da sein wird. Es ist ein Standard, der viel Sinn macht, und deshalb wird er auch bleiben. Der Implementierungsaufwand ist zwar am Anfang da, aber danach nimmt er ab.
Die Anlage kann sozusagen wachsen und der Aufwand bleibt gering.
Kiesl: Genau. Und wenn neue Companion Standards herauskommen, die vielleicht heute noch nicht absehbar sind, so bleibt doch die Server-Client-Logik immer dieselbe. Wenn jeder seinen individuellen Industrie-4.0-Ansatz anwendet, dann ist die Grundsatzlogik so unterschiedlich, dass jemand, der viele Marken und Maschinentypen mit seinem Netzwerk verbinden will oder muss, jedes Mal von vorne anfängt. Bei OPC UA-Standards gibt es eine Anfangshürde, die Implementierung, danach ist alles wiederanwendbar. Das ist der Punkt, der unsere amerikanischen Kunden am meisten zum Denken bringt.
Wie wichtig ist es für Billion, dass die amerikanischen Kunden OPC UA akzeptieren?
Kiesl: Für uns ist das sehr wichtig und zwar aus zwei Gründen. Zum einen sind die USA ein riesiger Absatzmarkt. Auf der anderen Seite – und das ist für uns als Billion noch viel wichtiger - sind die USA ein bedeutender wirtschaftlicher Trendsetter. Der amerikanische Einfluss ist in Nord-, Mittel- und Südamerika sehr groß – Regionen, in denen wir als Billion viele Aktivitäten haben. Amerikanisches Denken, amerikanische Standards sind dort allgegenwärtig. Deshalb ist es wichtig, die Amerikaner bei OPC UA mit an Bord zu haben. Wenn man damit wirklich eine Weltsprache der Maschinen anstrebt, kommt man an den Amerikanern nicht vorbei.