Im Interview mit dem K-MAG spricht Prof. Guido Kickelbick über das neue silikonähnliche Material, die Anwendung in lumineszierenden Solarkollektoren sowie darüber, wo diese konkret zum Einsatz kommen könnten.
Herr Prof. Kickelbick, Sie forschen seit einigen Jahren an flexiblen, silikonartigen Materialen. Was war das Ziel Ihrer Forschung?
Prof. Dr. Guido Kickelbick: Wir sind fasziniert von den hervorragenden thermischen und optischen Eigenschaften flexibler, silikonähnlicher Materialien. So haben wir uns in einem größeren Projekt mit ihrer Anwendung als LED-Verkapselungsmaterial beschäftigt. Es stellte sich heraus, dass bestimmte chemische Randbedingungen des Materials erfüllt sein müssen, damit organische Konversionsfarbstoffe unter den extremen Bedingungen auf einer LED beständig sind. Diese Farbstoffe, die das blaue Licht der LED teilweise in rotes oder grünes Licht umwandeln, um weißes Licht zu erzeugen, sollten anorganische Farbstoffe ersetzen, die mit seltenen Erden dotiert sind. Zudem haben wir völlig neuartige silikonähnliche Materialien für die Verkapselung von LEDs entwickelt, die die Stabilität von organischen Farbstoffen auf LEDs um Größenordnungen erhöhen könnten. Dank unseres Fachwissens auf dem Gebiet der synthetischen Chemie konnten wir viele Eigenschaften wie Brechungsindex und Viskosität variieren, was in vielen Anwendungen erforderlich ist.
In einer Kooperation mit der Universität Pisa wurde ein von Ihnen entwickeltes Material nun erstmals für flexible Solarkonzentratoren eingesetzt. Was hat es damit auf sich?
Kickelbick: Wir haben meinen Kollegen Prof. Andrea Pucci von der Universität Pisa auf einer Konferenz kennengelernt, und er war sofort von unseren optischen Materialien fasziniert, da wir in der Lage sind, langlebige und sehr effiziente Fluoreszenzfarbstoffe in flexible Materialien mit langer Lebensdauer einzubetten. Prof. Pucci forscht auf dem Gebiet der lumineszierenden Solarkollektoren (LSC). Dabei handelt es sich um Kunststoffe, die mit fluoreszierenden Farbstoffen gefüllt sind. Diese Farbstoffe absorbieren und emittieren Licht, das immer wieder von den Oberflächen der Platten ins Innere reflektiert wird, bis es die Ränder erreicht. Dort entweicht das Licht und kann über photovoltaische Elemente in Strom umgewandelt werden. Bislang konzentrierten sich die Forschungen vor allem auf harte Kunststoffe wie Polymethylmethacrylat, auch bekannt als Plexiglas. Mit unseren Polymeren lassen sich nun auch flexible LSCs erzeugen.