Julian Lotz: Mein Co-Gründer Vinzenz Nienhaus hat an der TU Darmstadt Knochenersatz auf Biokunststoff-Basis entwickelt, ich selbst habe früher mal Orthopädietechnik-Unternehmen zu Kunststoffen beraten. Und da haben wir im Labor und den Uni-Kliniken immer riesige Müllberge gesehen; Single-Use-Produkte und Unmengen Verpackungen. Und das wurde der Qualität halber bisher aus fossilen Virgin-Kunststoffen gemacht. Unsere Mitgründerin Carmen hat das mal ausgerechnet – medizinische Kunststoffe verursachen weltweit pro Jahr so hohe CO2-Emissionen wie Schweden oder Dänemark. Das können und müssen wir ändern, und deswegen haben wir dieses Segment vor zwei Jahren „eröffnet“.
Was macht Ihre Kunststoffe nachhaltig?
Lotz: Wir verwenden verschiedene biobasierte Polymere, die meisten unserer Compounds sind zu 95 bis 100 Prozent biobasiert. Die Herstellung der Rohpolymere ist nicht nur energetisch sehr effizient, PLA kann man sogar energieeffizient chemisch rezyklieren, in einer Qualität, die für die Medizintechnik geeignet ist. So haben wir einen CO2-Fußabdruck, der Cradle-to-Gate bis zu 80 Prozent besser ist, als der von gängigen medizinischen fossilen Kunststoffen wie PET, PE, PP, PC und ABS. Aber auch in der im Gesundheitswesen noch üblichen Entsorgung, der Müllverbrennung, haben biobasierte Kunststoffe einen großen Vorteil: das freigesetzte CO2 stammt nicht aus Millionen Jahre alten fossilen Quellen, sondern wurde von den Pflanzen in der letzten Wachstumsperiode aus der Atmosphäre entfernt. Der Kreislauf ist also viel, viel kürzer und fossiler Kohlenstoff bleibt, wo er hingehört, nämlich tief unter der Erde. Gegenüber Polyolefinen wie PE und PP haben wir zudem einen geringeren Kohlenstoffanteil pro Kilogramm Kunststoff, auch das spart beim Verbrennen Emissionen.