Was können die Start-ups im Circular Valley lernen? Von welcher Expertise profitieren sie bei Ihnen?
Gerhardt: Die Start-ups werden gewissermaßen "grundbesohlt" in dem, was sie brauchen, um von der Idee zu einer Firma zu kommen. Wir starten bei Fragen des Patentschutzes und gehen weiter zu Themen wie Kommunikation, Marketing und Vertrieb. Diese Themen bieten wir teilweise inhouse an. Aber die wesentliche Fähigkeit und Fertigkeit eines Accelerators ist nicht, Meister aller Klassen beziehungsweise aller Inhalte zu sein, sondern die entsprechenden Verbindungen herzustellen. Dieses Vernetzen mit den jeweiligen Expertinnen und Experten in Forschung und Praxis ist der Hauptwert eines jeden Accelerators – und so auch unseres.
Unser Chief Scientist, Prof. Thomas Müller-Kirschbaum, ist beispielsweise ehemaliger Forschungsleiter von Henkel und hat selbst 30 Jahre Forschungserfahrung in der Industrie. Aber selbst als ehemaliger Henkel-Forschungsleiter kann er natürlich unmöglich alle wichtigen Disziplinen abdecken.
Es gibt viele Themen im Bereich der Circular Economy, sodass es eher darauf ankommt, geschickt die Verbindung zu den jeweiligen Menschen mit dem entsprechenden Know-how herzustellen. Genau das bieten wir den Start-ups hier auch. Wir stellen die Verbindung zu den großen Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern des Circular Valley her. Das sind neben Branchenriesen wie Bayer und Evonik auch kleinere Mittelständler. Da, wo es einen inhaltlichen Bezug gibt, stellen wir gerne den Kontakt her.
Wieso ist es Ihrer Meinung nach so wichtig, dass sich junge Unternehmen mit dem Thema Circular Economy auseinandersetzen?
Gerhardt: Das ist wichtig, weil es die größte Zukunfts-Herausforderung ist, die wir als Menschheit haben. Alle Welt spricht im Moment über eine Dimension von Circular Economy, nämlich über die Treibhausgase. Der offene Kohlenstoff-Kreislauf setzt pro Jahr rund 35 Milliarden Tonnen CO2 frei. Aber darüber hinaus gibt es eine ganze Menge von ähnlich problematischen Feldern wie beispielsweise Kunststoff und seine Single Use-Anwendung: Knapp 150 Millionen Tonnen Kunststoff landen nach einmaligem Gebrauch in der Verbrennung oder auf der Deponie. Wir belasten mit unseren Umwelt-Einträgen die Biosphäre über alle Maßen und gefährden damit unsere Lebensgrundlage. Aus diesem Grund haben nicht nur die Europäische Union, sondern auch die USA oder China das Thema mit den jeweiligen Regulationen ganz oben auf die Agenda genommen. Beim europäischen Green Deal geht es im Kern um das Thema Zirkularität: Wie schaffen wir es, Umwelt-Einträge zu reduzieren?