Welche spezifischen Herausforderungen gibt es bei der Anwendung dieser Technologie auf Textilien, und wie hat Carbios diese gemeistert?
Alain Martin: Textilien sind weit komplexer als PET-Flaschen, da sie aus vielfältigen Materialmischungen, Färbetechniken und chemischen Behandlungen bestehen. Diese Faktoren stellen besondere Herausforderungen dar, um PET abzubauen und gleichzeitig andere Materialien intakt zu lassen.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, haben wir mit großen Marken wie Patagonia, Puma und Salomon zusammengearbeitet, um unsere Technologie an realen Textilabfällen zu testen. Diese Partnerschaften ermöglichten es uns, unseren Prozess mit postindustriellen Textilproben zu verfeinern, die die Vielfalt des Marktes widerspiegeln. Zum Beispiel haben wir 11 verschiedene Textilproben verwendet, um unser erstes biorecyceltes T-Shirt herzustellen – ein Beweis für die Robustheit und Vielseitigkeit unseres Prozesses.
Innovative Technologien zu skalieren, ist oft eine Herausforderung. Wie hat Carbios diesen Übergang gemeistert?
Alain Martin: Der Übergang vom Labor- zum Industrie-Maßstab ist immer eine kritische Herausforderung für neue Technologien. Bei Carbios haben wir unseren enzymatischen Prozess in drei Phasen skaliert: Labor-, Pilot- und Demonstrationsmaßstab.
Unsere Demonstrationsanlage in Frankreich kann bis zu zwei Tonnen PET-Abfälle pro Charge verarbeiten – das entspricht etwa 100.000 Flaschen oder 20.000 T-Shirts. Bemerkenswert ist, dass die Kinetik der enzymatischen Reaktion unabhängig von der Reaktorgröße konstant bleibt. Diese Skalierbarkeit erleichtert die Integration unseres Prozesses in industrielle Umgebungen.
Derzeit bauen wir unsere erste voll skalierte Industrieanlage im Nordosten Frankreichs. Mit einer Reaktorkapazität von 350 Kubikmetern wird diese Anlage jährlich 50.000 Tonnen PET-Abfall verarbeiten können.