Das ist das Stichwort von Prof. Dr. Christiane Nitschke. Sie ist Juristin am Fachbereich Wirtschaft und interessiert sich dafür, welche Anforderungen vom Markt an den Einsatz von Rezyklaten gestellt werden und welche regulatorischen Vorgaben in den Blick genommen werden müssen, damit sich der Einsatz von wiedergewonnen Rohstoffen bei der Kunststoffproduktion erhöht. Nitschke: "Es ist zum Beispiel von entscheidender Bedeutung dafür, wie kostenaufwendig die Weiterverwertung ist, ob ein Stoff vorher als Abfall deklariert war oder nicht." Nitschke ist überzeugt, dass eine Circular Economy nur ins Werk gesetzt werden kann, wenn die regulatorischen Vorgaben, insbesondere auch auf EU-Ebene, entsprechend ausgerichtet sind. "Hier brauchen wir den Wissenstransfer in Richtung Politik und insbesondere zu Vertreterinnen und -vertretern der großen Industrieverbände in Brüssel. Andernfalls können die Erfolge, die auf dem Gebiet der Materialforschung erreicht werden, im Markt womöglich keinen Widerhall finden."
Was im Markt Erfolg hat und was nicht – das ist auch davon abhängig, was Konsumenten und Kunden im Business-to-Business-Bereich tatsächlich akzeptieren. Auf diesem Gebiet bringt Prof. Dr. Gerrit Hirschfeld seine Expertise ein: "Wenn man eine zirkuläre Ökonomie entwickeln will, ist es unverzichtbar, den Attitude-Behaviour-Gap zu überwinden", so Hirschfeld. Mit diesem "Gap" ist in der Sozialpsychologie der Befund gemeint, dass Menschen zwar angeben, ihnen sei Umweltschutz wichtig, sich diese Einstellung aber nicht nachhaltig in ihrem Verhalten niederschlägt. "Wir haben in der jüngsten Vergangenheit viele sogenannte Discrete-Choice-Experimente durchgeführt", berichtet Hirschfeld. Bei solchen Experimenten werden Probandinnen und Probanden "gezwungen", sich zwischen verschiedenen Varianten eines Produktes oder einer Dienstleistung zu entscheiden. "Beispielsweise haben wir uns die Frage gestellt, wie wichtig unseren Absolventinnen und Absolventen Nachhaltigkeitsaspekte bei potentiellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sind. Herausgefunden haben wir, dass Absolventinnen und Absolventen ihre Entscheidung für einen bestimmten Arbeitgeber beziehungsweise eine bestimmte Arbeitgeberin kaum davon abhängig machen, ob dieser besonders nachhaltig ist oder nicht – sie schauen eher auf die Bezahlung. Das ist zwar auf den ersten Blick klar, aber es widerspricht einer Reihe von Umfragen, die gezeigt haben, dass Nachhaltigkeitsaspekte jungen Erwachsenen heute sehr wichtig sind."