Was macht die Messtechnologie mittels STRIPP-Sensors innovativ und welchen Mehrwert bietet sie für Kunststoffverarbeiter?
Zerhusen: Durch diesen Sensor eröffnet sich die Möglichkeit, verschiedene Bauteile in der Serienfertigung zu 100 Prozent zu überwachen. Da das Messgerät nicht ionisierend und gesundheitlich unbedenklich ist, sind keine entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
Inwiefern hilft die Messtechnik, Kunststoffe besser im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu nutzen oder zu entwickeln?
Zerhusen: Der STRIPP-Sensor ist als Inline-Kontrolle von Kunststoffbauteilen gedacht und ist nicht Teil der Kreislaufwirtschaft. Allerdings ermöglicht die Technologie eine 100-Prozent-Überwachung in der Serienfertigung. Fehler im Prozess, beispielsweise Abweichungen in der Zellverteilung im TSG, können frühzeitig erkannt werden. In Zusammenhang mit Industrie 4.0 soll der STRIPP-Sensor zukünftig ein Echtzeit-Feedback an die Fertigungsanlagen geben. Daraus resultiert eine Ausschussreduzierung.
Was glauben Sie, wie sich die Forschung rund um Kunststoffe und Kreislaufwirtschaften weiter entwickeln wird?
Zerhusen: Das Bewusstsein der Gesellschaft hinsichtlich der Umwelt hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Die Kunststoffabfälle in den Meeren und auf dem Land resultieren in einem negativen Image der Kunststoffe. Um weitere Kunststoffe in der Umwelt zu reduzieren, sollten Kunststoffabfälle reduziert oder wiederverwendet werden. Zur Reduzierung der Kunststoffabfälle sollten die Prozesse mit einem minimalen Ausschuss gestaltet werden. Hierzu zählt die Optimierung der Anlagen, beispielsweise durch den STRIPP- Sensor, sowie der Wiedereinsatz von prozessbegleitenden Abfällen, wie Angüssen.
Die Möglichkeiten des recycelten Materials sind meiner Meinung nach nicht vollständig ausgeschöpft. Um diesen Einsatz zu steigern, gilt es, mehr Kunststoffartikel recyclingfähig zu gestalten und das Vertrauen der Kunden in Post Consumer Materialien (PCR) zu steigern.
Damit die Kunststoffartikel recyclingfähig sind, ist es erforderlich, bereits im Entwicklungsprozess Einfluss zu nehmen. Ein Beispiel ist der Trend, Joghurt-Becher aus Polypropylen (PP) mit einem Etikett aus Pappe zu gestalten. Der PP-Becher ist problemlos recyclefähig. Das Papp-Etikett muss jedoch vor der Entsorgung abgetrennt werden. Geschieht dies nicht, ist das Recycling des Bechers erschwert. In der Entwicklung der Verpackung sollten diese Hindernisse für das Recycling vermieden werden.
Besonders im Pharma- und Medizin-Bereich ist der Einsatz von PCR durch verschiedene Normen und Regularien nicht möglich. Um das Vertrauen der Kunden in das Material zu steigern, sind verschiedene Versuche nötig. Hierzu zählen Analysen der Struktur und Zusammensetzung, die Ermittlung verschiedener Kennwerte und das Aufbauen von Wareneingangskontrollen. Ich denke, dass das Interesse an PCR-Material in Zukunft immer weiter steigt. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks verschiedener Kunststoffartikel und zur Reduzierung des Kunststoffs in der Umwelt.