Logistik: umweltfreundlich und wirtschaftlich transportieren mit Kunststoffpaletten

Acht- bis zehnmal wird eine Holzpalette im Umschlagsbereich der Logistik im Schnitt verwendet, bevor sie einen Defekt aufweist und aussortiert werden muss. Das ist weder besonders wirtschaftlich noch gut für die Umwelt. Eine nachhaltigere Lösung bieten Paletten aus Kunststoff.

Im Interview mit dem K-MAG spricht Wolfgang P. Albeck über den Umstieg von Holz auf Kunststoff sowie die konkreten Vorteile der Kunststoffpaletten für Unternehmen und Umwelt.

Herr Albeck, wie kam es damals zu der Entscheidung, Paletten aus Kunststoff statt aus Holz zu verwenden?

Wolfgang P. Albeck: Wir haben 2019 bundesweit damit angefangen, Kunststoffpaletten als Ladehilfsmittel in unseren Langstreckenverkehren einzusetzen, also im Transport zwischen unseren 36 Sortierzentren in Deutschland. Paletten sind ein lange unterschätzter Produktionsfaktor in der Logistik. Viele Firmen nehmen an, dass die Nutzung von Holzpaletten und die Tauschmöglichkeit alternativlos, günstig und nachhaltig sind, aber all das ist es bei näherem Hinsehen nicht.

Inwiefern?

Albeck: Wir haben den Einsatz unserer Holzpaletten genau analysiert und dabei im Kern drei strukturelle Punkte festgestellt. Erstens die geringe Haltbarkeit. Holzpaletten haben im Umschlagsbereich der Logistik schon nach wenigen Umläufen (8 bis 10!) einen Defekt, sind nicht mehr sicher und müssen als Bruchpalette aussortiert und ausgebucht werden. Außerdem erhält man im Palettentausch nicht immer einwandfreie, sondern schon beschädigte Ladehilfsmittel. Zweitens sind Holzpaletten schwerer als die von uns eingesetzten H1-Paletten, nehmen im Laufe der Zeit immer mehr Feuchtigkeit auf und werden dadurch noch schwerer. Drittens werden die Holzpaletten durch die Aufnahme von Feuchtigkeit und Schmutz dunkler. Dann gelten sie nicht mehr als hygienisch und dürfen nach den EU-Regeln für den Arzneimitteltransport (GDP), an die sich trans-o-flex hält, nicht mehr verwendet werden.

Wie konnten die Kunststoffpaletten diese Probleme lösen?

Albeck: Durch die von uns seit 2019 eingesetzten 30.000 Kunststoffpaletten ist die jährliche Zahl der Bruchpaletten um 240.000 zurückgegangen. Wir haben hingegen kaum Bruch bei den H1-Paletten. Ihnen wird eine Einsatzzeit von mehr als sieben Jahren vorhergesagt.

Die H1-Paletten sind mit 18 Kilo um ein Viertel leichter als Holzpaletten. Die wiegen neu 24 Kilo und nehmen im Laufe ihres Lebens außerdem immer mehr Feuchtigkeit auf und werden damit noch schwerer. Ein voller Sattelzug mit Fracht auf Holzpaletten muss dadurch auf jeder Fahrt über 200 Kilo mehr Last befördern. Schließlich sind die Kunststoffpaletten während ihrer gesamten Einsatzdauer GDP-konform.

Wie profitieren Sie als Unternehmen vom Umstieg?

Albeck: Wir konnten die Produktivität steigern, weil wir weniger Aufwand mit den Kunststoffpaletten haben. Außerdem sind sie unterm Strich günstiger. Sie haben zwar höhere Anschaffungskosten, sparen aber in einer Vollkostenberechnung am Ende Geld. Und die Preise für Holzpaletten haben sich in den letzten knapp zwei Jahren zeitweise verdreifacht.

Seit Kurzem stellen Sie auch Ihren Kunden die Paletten zur Verfügung. Wie funktioniert das genau? Und welchen Vorteil hat das für die Kunden?

Albeck: Nachdem sich die Vorteile im internen Transport klar erwiesen haben, wollten wir diese Vorteile auch direkt unseren Kunden ermöglichen. Wir haben daher jetzt damit begonnen, unseren Kunden Kunststoffpaletten für sogenannte Mischpaletten zur Verfügung zu stellen. Das sind Sendungen, auf denen der Kunde Pakete für verschiedene Empfänger stapelt. Wir holen diese Mischpaletten beim Kunden ab und bringen sie in eins unserer Sortierzentren. Dort werden die Pakete von der Palette genommen, auf die verschiedenen Relationen verteilt und die Palette kann wieder zurück zum Kunden gehen. Um sicherzustellen, dass auch bei Mengenschwankungen immer genug Paletten beim Kunden vorrätig sind, kann man als Faustformel davon ausgehen, dass der Kunde etwa die dreifache Zahl an Paletten benötigt, die er täglich als Mischpalette versendet. Der Nutzen für den Kunden ist ebenfalls weniger Bruch, leichteres Handling für die Mitarbeitenden, weniger administrativer Aufwand.

Inwiefern können Kunststoffpaletten die Logistik nachhaltiger machen?

Albeck: Ganz einfach: indem sie wirtschaftlicher und umweltfreundlicher sind. Die Langlebigkeit, das geringere Gewicht und die GDP-Konformität sprechen eindeutig für die Kunststoffpalette. Nach einer Fraunhofer-Studie verursacht eine H1-Palette über ihren kompletten Lebenszyklus 50 Prozent weniger CO₂-Ausstoß als eine entsprechende Zahl Holzpaletten in derselben Zeit. Darüber hinaus können die von uns eingesetzten Paletten, wenn sie denn mal kaputt gehen, komplett recycelt werden. Der Kunststoff wird regranuliert und daraus können wieder neue Paletten gemacht werden.