VYTAL: das erste digitale Mehrwegsystem für Take Away

Heute bleibt die Küche kalt: Wer keine Lust hat zu kochen, lässt sich einfach was liefern. Die Mahlzeiten kommen allerdings häufig in Einwegverpackungen, die nur eine kurze Lebensdauer haben. Daran störten sich die Gründer von VYTAL und entwickelten ein pfandfreies Mehrwegsystem. Sie beweisen, dass sich Plastik und Nachhaltigkeit nicht zwingend ausschließen.

Im Interview mit K-MAG spricht Dr. Tim Breker über das digitale Mehrwegsystem, warum die Behälter die Ökobilanz verbessern und welchen Anreiz VYTAL seinen Kunden bietet.

Herr Dr. Breker, wie ist die Idee rund um Ihr Mehrwegsystem entstanden?

Dr. Tim Breker: Wir Gründer haben alle drei ursprünglich in der Unternehmensberatung gearbeitet. Da war es üblich, dass man als Team auch zusammen im Büro zu Mittag isst. Die Müllberge, die das meist in Einwegverpackungen gelieferte Essen hinterlässt, haben uns einfach extrem gestört und wir dachten, das müsste doch eigentlich auch anders gehen. Die Mehrweg-Idee lag da nahe. Wichtig war für uns, dass unsere Lösung bequem zu nutzen ist. So ist dann VYTAL entstanden: das erste digitale Mehrwegsystem für Take Away und Lieferessen – ohne Pfand und gesteuert über die VYTAL App.

Aus welchem Material bestehen die Verpackungen und warum gerade dieses? Wird auch bei der Herstellung auf Nachhaltigkeit geachtet?

Breker: VYTAL arbeitet derzeit mit zwei europäischen Herstellern zusammen. Der Bekanntere von beiden ist die Firma Mepal BV aus den Niederlanden. VYTAL nutzt für sein Mehrwegsystem das bestehende Produkt Cirqula in drei Größen sowie mit eigener Farbkombination und Logo. Der für das VYTAL System maßgebliche QR-Code mit individuellem Schalennamen wird dabei in Zusammenarbeit mit einer Behindertenwerkstatt auf die Behälter aufgebracht.

Die VYTAL Schalen sind ist aus Polypropylen, das sich gut recyceln lässt. Sie sind frei von BPA sowie auslaufsicher und wärmespeichernd. Man kann sie in der Mikrowelle (ohne Deckel), im Gefrierschrank und natürlich in der Spülmaschine nutzen. Bei der Gestaltung setzen wir auf sehr schlichtes Design, denn am Ende soll das Essen unserer Partner überzeugen und unser Geschirr in Restaurants genauso gut nutzbar sein wie in der Betriebsgastronomie oder im Supermarkt.

Jede VYTAL Schale kann bis zu 200mal befüllt werden und schon ab der 10. Nutzung ist ihre Ökobilanz besser als die von Einweggeschirr. Über den gesamten Lebenszyklus einer VYTAL Schale lassen sich dann bis zu 30 Kilo CO2-Emission einsparen. Und das Wichtigste: Anders als bei Pfandsystemen erzielen wir im VYTAL System eine Rücklaufquote von 99 Prozent – nur so ist sichergestellt, dass die Mehrwegschalen auch tatsächlich einen positiven Umwelteffekt haben und nicht einfach nur im Schrank landen.

Je schneller ein Mehrwegbehälter zurückgebracht wird, desto mehr Einwegverpackungen kann dieser vermeiden. Da man im Pfandsystem immer den gleichen Pfandbetrag zurückerhält, egal ob man den Behälter am gleichen Tag oder erst zwei Jahre später (falls es den Anbieter dann noch gibt) zurückgibt, ist die Rückgabe kein "dringendes To-Do".

Folglich sammeln sich Mehrwegbehälter im Schrank und müssen nachproduziert werden. Unsere auf 14 Tage befristete Ausleihe führt dazu, dass 99 Prozent unserer #bowlswithbenefits pünktlich in den Kreislauf zurückkommen.

Mehrwegbehälter verbrauchen in der Produktion mehr Ressourcen als Einweg. Sie müssen also mehrmals benutzt werden, um wirklich Ressourcen im Sinne der Umwelt einzusparen. Pfandsysteme setzen auf das Prinzip Hoffnung, da die Anzahl der Nutzungen je Behälter nicht messbar sind. Im VYTAL System sorgen die individuelle Namen und QR-Codes auf den Behältern nicht nur für Spaß bei der VYTAL Nutzung, sondern ermöglichen auch die Messbarkeit der Umweltwirkung. Jeder Teilnehmer des VYTAL Systems weiß, wie viel er eingespart hat.

Sie sprechen auf Ihrer Homepage von einem "digitalen Mehrwegsystem" und "Gamification" – was meinen Sie damit?

Breker: Durch die Messbarkeit der Umwelteinsparungen können wir "Badges" und "Awards" an Systemteilnehmer verleihen, die besonders viel Einwegmüll einsparen oder das System auf andere Art unterstützen, zum Beispiel indem sie Mehrwegbehälter dort zurückbringen, wo Gastronomen wieder Behälter benötigen. So nutzen wir Gamification, um die Effizienz unseres Mehrwegsystems zu optimieren und so den größtmöglichen Nutzen für die Umwelt zu erzielen.

Kunststoff ist bei vielen Menschen negativ konnotiert, was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Inwiefern möchten Sie den Menschen mit Ihrem System das Gegenteil beweisen? Anders gefragt: Wie können Sie es schaffen, den "guten Ruf" von Kunststoff wiederherzustellen?

Breker: Mit VYTAL beweisen wir natürlich vor allem erstmal, dass sich beim Thema Mehrweg Nachhaltigkeit und Convenience nicht ausschließen. Unsere Mehrwegbehälter aus Kunststoff sind dabei essentiell, da sie Anwendern eine höhere Verpackungsqualität und mehr Funktionalität bieten als Einwegverpackungen. Digitale Kreislaufsysteme wie VYTAL können einen essenziellen Beitrag dazu leisten, dass hochwertige Mehrwegkunststoffverpackungen als besonders nachhaltige Verpackungsoption wahrgenommen und verstanden werden.

Welche Zukunftspläne haben Sie für Ihr System? Welche Weiterentwicklungen sind geplant?

Breker: Wer isst gerne aus Müll? Niemand würde man meinen. Doch bei Mitnahme- und Lieferessen haben wir uns daran gewöhnt. Aufwändig produzierte Einwegverpackungen werden oft nur 30 bis 60 Minuten genutzt, bevor sie im Müll landen, um schlimmstenfalls in der Natur oder bestenfalls in der Müllverbrennungsanlage zu enden.

Um das zu verhindern, möchten wir unser Mehrwegbehältersortiment erweitern, um zum Beispiel auch Sushi- und Pizzaverpackungen sowie Mehrwegverpackungen für Convenience Food anbieten zu können. Wir haben das große Glück, dass wir im globalen Vergleich bei diesem Thema einen klaren Standortvorteil in Deutschland haben: Die jahrzehntelange Mehrwegerfahrung von Konsumenten in Deutschland möchten wir nutzen, um weltweit Verpackungsmüll zu vermeiden. Also, wenn wir träumen dürfen, dann ist VYTAL in fünf Jahren DAS Betriebssystem für pfandfreie Mehrwegsysteme und DER internationale Exportschlager aus Deutschland.