Frau Dr. Pachner, von 6.300 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen, die von 1950 bis 2015 angefallen sind, wurden lediglich 570 Millionen Tonnen recycelt. Warum ist die Recyclingrate so niedrig? Und wie können wir das ändern?
Dr. Sophie Pachner: Beim Kunststoffrecycling ist die Herausforderung, dass der zugeführte Stoffstrom in seiner Zusammensetzung – Form, Verschmutzungsgrad, etc. – sehr heterogen ist, aber am Ende die Rezyklate eine gleichbleibend hohe Qualität haben müssen, damit sie überhaupt wiederverwendet werden können. Um ein hochqualitatives Rezyklat produzieren zu können, bedarf es neben einer präzisen Abfallsortierung auch einer flexiblen Anpassung der Recyclingprozesse auf veränderliche Stoffströme.
Diese Recyclingprozesse sind jedoch sehr komplex: Das Ausgangsmaterial wird sortiert, zerkleinert, gewaschen, vorbereitet, extrudiert, entgast, gefiltert und zu Regranulat verarbeitet. Bei der Optimierung dieser Prozesse kann uns Künstliche Intelligenz helfen.
Inwiefern kann KI das Kunststoffrecycling optimieren?
Pachner: Entlang der Wertschöpfungskette arbeiten verschiedene Unternehmen zusammen: Wertstoffsammelstellen, Unternehmen, die den Müll kaufen, die Sortierung vornehmen und dann die Unternehmen, die die Rezyklate herstellen. Eine besondere Herausforderung beim Datenmanagement stellt die Nachverfolgbarkeit der Stoffströme entlang der Wertschöpfungskette dar. Bei einer unternehmensübergreifenden Datenanalyse ist aber oft das Problem, dass die Unternehmen die Daten nicht preisgeben wollen.
Hier entwickeln Universitäten und Competence Centren, privatsphärenerhaltende Methoden zur Datensammlung, um in Zukunft einen ganzheitlichen Blick auf Wertschöpfungsketten zu bekommen, ohne dass Daten über Unternehmensgrenzen hinweg ausgetauscht werden müssen. Mithilfe von KI wird der Abfall vernetzt und somit zu "Smart Waste".
Künstliche Intelligenz erkennt Muster in Produktionsdaten, kann bei Anomalien warnen, Prognosemodelle entwickeln, dem Kunden damit eine Entscheidungsunterstützung bieten und so schließlich eine konstante Produktqualität sichern.