Warum ist die Zusammenarbeit mit der Industrie – also Unternehmen wie Brückner, Reifenhäuser oder Pöppelmann – wichtig?
Schmitz: Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist von großer Bedeutung und hängt in ihrer Art und Weise von der jeweiligen Branche ab. Ein wichtiger Aspekt, der bislang nicht hinreichend berücksichtigt wurde, ist jedoch die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette. Um eine optimale Nachhaltigkeit zu erreichen, müssen Veränderungen an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette vorgenommen werden, die möglicherweise nicht aus eigener Motivation initiiert und umgesetzt werden. Zum Beispiel ließe sich die Verantwortung für nachhaltigere Kunststoffverpackungen allein auf den Sammel- und Aufbereitungsprozess verlagern, was jedoch mit Sicherheit nicht die effektivste und nachhaltigste Vorgehensweise wäre. Stattdessen ist es sinnvoller, Anreize und Geschäftsmodelle zu entwickeln, die eine globale Veränderung und eine Lastverteilung entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es unerlässlich, die Hürden und Potenziale für jeden Teilnehmer zu erfassen. Durch den KI-Anwendungshub, der Projektpartner von etablierten Maschinenherstellern bis hin zu Technologie-Start-ups sowie von Forschungsinstituten bis hin zu Nahrungsmittelherstellern und -distributeuren vernetzt, entsteht die Möglichkeit eines direkten Austauschs entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Nur auf diese Weise können wir ein gemeinsames Verständnis der Potenziale einer nachhaltigeren Verpackungsproduktion erreichen.
Wie sieht die Kunststoffverpackung der Zukunft aus?
Schmitz: Wie die Verpackung aussehen wird, lässt sich schwer vorhersagen, denn auch nachhaltige Kunststoffverpackungen werden wir in Zukunft in großer Vielfalt entwickeln und produzieren können. Diese werden individuell auf den konkreten Anwendungsfall zugeschnitten sein, sodass sie minimalen Materialverbrauch und gleichzeitig zuverlässige Eignung für die Anwendung erfüllen. Gleichzeitig werden diese Verpackungen aber dem Kreislauf mit möglichst minimalen Verlusten wieder zuzufügen sein.
Was man jedoch schon jetzt mit großer Sicherheit vorhersagen kann, ist, dass die Verpackung der Zukunft einen maximalen Anteil an Rezyklat beinhalten wird. Sie wird möglichst nur einen Polymertyp enthalten und beim Sortieren und Trennen einfacher zu handhaben sein. Um die Sortierprozesse zu verbessern und zu vereinfachen, werden digitale – und bestenfalls globale – Produkt- bzw. Materialpässe, die gerade durch verschiedene Initiativen entwickelt werden, eine entscheidende Rolle spielen. Und in diesem Bereich werden wir nicht ohne Digitalisierung und Methoden der Künstlichen Intelligenz vorankommen.