Welche Herausforderungen birgt die Digitalisierung?
Despineux: Mit den Möglichkeiten der Digitalisierung steigt natürlich auch das Risiko, dass traditionelle Maschinenbauer mit branchenfremden Unternehmen aus der Software- und Internet-Industrie im Wettbewerb stehen. Deshalb müssen wir als Maschinenbauer es schaffen, unser Domänen-Know-how mit der Digitalisierungsexpertise so intelligent zu vereinen, dass wir uns einerseits im Wettbewerb mit Datenunternehmen auch zukünftig behaupten und andererseits kontinuierliche Kundenmehrwerte schaffen, die von reinen Software-Konzernen so nicht erreicht werden können.
Was haben Sie in der nächsten Zeit in diesem Bereich geplant?
Despineux: Mit zunehmender Digitalisierung steigt die Menge an Maschinendaten, die verarbeitet werden können und müssen. Wir arbeiten daran, einen so genannten "Closed Loop" für laufende Verbesserungen von Prozessen und Produkten zu etablieren. Künftig werden auch datenbasierte Anwendungen die Grundlage für vorausschauende Wartungslösungen sein. Die technologischen Voraussetzungen hierfür sind bereits heute verfügbar.
Die Digitalisierung unterstützt uns dabei, Kundenzentrierung mit weiteren Inhalten zu füllen und neue, wertstiftende Digitalprodukte für unsere Kunden zu entwickeln. Kundenzentrierung ist erlernbar und muss als Kompetenz in relevanten Organisationseinheiten aufgebaut werden. Die digitale Welt stellt hierfür einen gut gefüllten Werkzeugkasten aus digitalen Technologien und Methoden der Kundenzentrierung zur Verfügung.
Auch auf der diesjährigen K 2022 werden wir einige Innovationen, die wir kundenzentriert entwickelt und in digitale Produkte überführt haben, im Detail vorstellen.
Welche Technologien werden Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren in der Kunststoffindustrie an Bedeutung gewinnen?
Despineux: Ein entscheidender Erfolgsfaktor für die digitale Transformation und damit die skalierbare Umsetzung der "Industrie 4.0" ist die Kundenzentrierung. Standardisierte und modulare Maschinen ergänzt durch digitale Lösungen werden den Kunden eine hoch effiziente und gleichzeitig flexible Produktion bis hin zur Produktion der Losgröße Eins ermöglichen. Dies wird durch umfassende und integrative Serviceangebote unterstützt.
Die Maschinenbauer selbst werden klimaneutral und lokaler produzieren, die hergestellten Maschinen haben aufgrund ihrer Automation und Digitalisierung einen weit größeren Einsatzbereich als heute.
Durch Digitalisierung und die "Hyper-Connectivity" müssen wir es schaffen, dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegenzuwirken. Durch immer intelligentere Funktionen, unter anderem durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz, sollen sich Maschinen zunehmend selbst regulieren und Menschen bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Darüber hinaus wird es Applikationen geben, die bestimmte Arbeitsabläufe obsolet machen und präventives frühzeitiges Handeln ermöglichen.