Joggingschuh und Co.: Kunststoffe in Sportbekleidung

Für jeden Sport das passende Outfit – was lange eher Leistungssportlerinnen und -sportlern vorbehalten war, ist mittlerweile fester Bestandteil des Freizeitsports. Selbst für die kleine Joggingrunde nach der Arbeit können Sportwillige auf ausgeklügeltes Equipment zugreifen. Vom atmungsaktiven Sportshirt, der kühlenden oder wärmenden (je nach Jahreszeit) Lauftight oder den Laufschuhen mit mittlerer oder hoher Sprengung, für Überpronation oder auch nicht. Die Auswahl ist vielfältig und manchmal auch schwierig. Es gibt jedoch einen verbindenden Faktor, den die meisten Modelle gemeinsam haben, ob Schuh oder Mütze, Hose oder Jacke – es werden Kunststoffe bei ihrer Herstellung verwendet.

Bei Sportkleidung auf Kunststoff zu setzen, ergibt sich aus seinen vielfältigen Eigenschaften, die die Produktion einfach machen und mit denen sich die gewünschten Ergebnisse erreichen lassen. Joggingschuhe/Laufschuhe können zum Beispiel durch Kunststoffschäume (häufig EVA oder TPU) in den Sohlen besonders leicht und flexibel gestaltet werden. Beim Laufen können sie die Aufprallkräfte dank einer guten Mittelsohle gut dämpfen, um Ferse und Knie zu entlasten oder auch die Energie an die Laufenden zurückgeben, was zum Beispiel im Wettkampfsport besonders erwünscht ist. (Wenn auch nicht immer erlaubt, siehe Kasten unten). Die Außensohle aus Kunststoff sorgt wiederum dafür, dass der Schuh wasserfest ist und eine lange Haltbarkeit aufweist. Der Schaft selbst kann durch die Verwendung verschiedener Materialien an spezielle Bedürfnisse angepasst werden: atmungsaktiv, wasserdicht, wärmend oder kühlend. Hier kommt außer Kunststoffmaterialien unter anderem auch Wolle zum Einsatz.

Besonders in Sportschuhen können Verbraucher nicht immer genau wissen, welche Kunststoffe verwendet werden, da Hersteller zum Teil eigene Namen für ihre Kunststoffsohlen usw. vergeben. Hier spielen Firmengeheimnisse und Patente eine Rolle, die für die Herstellung entwickelt wurden.

Allgemeine Informationen zu verwendeten Materialien gibt es hingegen schon. Klar ist, moderne Joggingschuhe nutzen Materialien wie zum Beispiel Ethylenvinylacetat (EVA) und Thermoplastische Elastomere (TPE).

Thermoplastisches Polyurethan (TPU) ist ein weiteres beliebtes Material, das für seine hohe Flexibilität und Widerstandsfähigkeit geschätzt wird. TPU wird häufig in Zwischensohlen und Außensohlen eingesetzt, um sowohl die Haltbarkeit als auch die Leistungsfähigkeit der Schuhe zu verbessern. Es ermöglicht eine optimale Energierückführung, was zu einem effizienteren Laufstil beitragen kann.

Auch 3D-Druck findet immer häufiger Anwendung bei der Herstellung von Sportartikeln. Hier sind meist die Profis die treibende Kraft, denn Anpassungen an Gewicht und Struktur – sei es der Laufschuh oder der genau passende Schienbeinschutz – können für eine bessere Leistung sorgen.

Eine gänzlich neue Anwendung für das Obermaterial von Laufschuhen hat die Schweizer Firma On gerade rechtzeitig für die Olympischen Spiele 2024 vorgestellt. Einen Laufschuh, der gesprüht wird! An dem Cloudboom Strike LS wird zwar bereits seit 2018 getüftelt und bereits 2020 konnte die Kenianerin Hellen Obiri in einer Entwicklungsversion damit den Boston Marathon gewinnen. Doch große Aufmerksamkeit dürfte ihr zuteilwerden, wenn sie zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 ab August mit diesem Modell antritt. Gefertigt aus nur sieben Teilen, wird an die  Zwischensohle, bestehend aus einer speziellen Pebax-Mischung mit Namen Helion™ HF-Hyperschaum, mit der sogenannten LightSpray™-Methode klebstofffrei in drei Minuten ein Obermaterial wie ein Spinnennetz auf einen Fußrohling gesprüht – das Ganze auch noch CO2-arm. Anzuziehen ist der Schuh dann wie eine Socke und soll somit perfekt am Fuß sitzen. Mit einem Gewicht zwischen circa 160/170 Gramm (je nach Schuhgröße) ist der Schuh ein echtes Leichtgewicht.

Fall jemand in Paris gerade vor Ort ist: Für die Olympischen Spiele in Paris wird On noch bis zum 10. August eine Live-Produktion des Cloudboom Strike LS im “On Labs Paris Pop-up” am 27 Boulevard Jules Ferry in Paris zeigen.

Um ihre Umweltbilanz zu verbessern, setzen immer mehr Hersteller auf recycelte Kunststoffe aus recycelten PET-Flaschen oder anderen Kunststoffabfällen. Recyceltes Polyester kennt man zum Beispiel aus Fleecejacken, wird aber auch für Sport-T-Shirts oder Sporthosen verwendet. Durch moderne Recyclingtechnologien können mittlerweile hochwertige Kunststoffe hergestellt werden, welche die gleiche Leistung und Haltbarkeit wie Neuware bieten. Zusammen mit nachhaltigeren Produktionsmethoden lässt sich so der ökologische Fußabdruck verbessern. Ein komplettes Closed-Loop-System herzustellen ist leider jedoch noch nicht möglich. Je nach Produktion lassen sich die Kunststoffe – etwa eines Oberteils – nicht mehr sortenrein trennen.

Auch biobasierte Kunststoffe, die zum Beispiel aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr hergestellt werden, gewinnen in der Sportbekleidungsherstellung an Bedeutung. Die modernen Herstellungsverfahren ermöglichen es, biobasierte Kunststoffe mit hervorragenden technischen Eigenschaften herzustellen und finden daher immer mehr Verwendung.

Insgesamt gibt es also sehr spannende Entwicklungen im Bereich der Sportartikel und ihrer Hersteller, die noch die ein oder andere Überraschung für uns bereithalten dürften. Sicher ist: Kunststoff wird ganz bestimmt  ein Teil dieser Entwicklung sein!