Im Interview mit dem K-MAG spricht Jens Meyer zu Drewer darüber, wie aus Gras ein Verstärkungsstoff für Kunststoff hergestellt wird, wie das innovative Material verarbeitet werden kann und was genau AgriPlast so nachhaltig macht.
Herr Meyer zu Drewer, Sie betreiben eine sogenannte Grasfabrik. Was hat es damit auf sich?
Jens Meyer zu Drewer: Wir haben festgestellt, dass mit Gras ein nachhaltiger Werkstoff zur Verfügung steht. Die daraus gewonnene Zellulosefaser kann sehr gut als Füll- oder Verstärkungsstoff in Kunststoffe integriert werden, um die Eigenschaften zu verbessern. Weiterhin ist Gras ein schnell nachwachsendes und robustes Naturmaterial, welches je nach Witterungsbedingungen mehrfach in der Saison geerntet werden kann. In unserer sogenannten Grasfabrik extrahieren wir die flüssigen Komponenten von der eigentlichen Zellulosefaser, die dann in die Kunststoffe eingearbeitet wird. Biowert strebt bei der Produktion von naturfaserverstärkten Kunststoffen eine vollständige Kreislaufwirtschaft an, bei der keinerlei Abwässer oder Abfälle entstehen.
Wie wird der Verstärkungsstoff für Kunststoff aus Gras hergestellt?
Meyer zu Drewer: Der Prozess beginnt mit der Grasernte durch eine Erzeugergemeinschaft von Landwirtinnen und Landwirten aus der Region. Das frisch geschnittene Gras wird in unserem eigenen Grassilo siliert und für die weitere Verarbeitung vorbereitet. Die Grassilage wird mit warmem Wasser gewaschen, welches aus der Abwärme der angeschlossenen Biogasanlage bzw. dessen Blockheizkraftwerk (BHKW) geheizt wird. Die Grasfasern werden danach in einem mechanischen Nassverfahren mittels eines Mazerators aufgeschlossen und anschließend in drei Pressstufen vom Grassaft getrennt. Die aufgereinigten Zellulosefasern werden in einem zweistufigen Verfahren bei 60°C getrocknet, wodurch eine Restfeuchte von 10 % erreicht wird. Die Trocknungsenergie stammt wiederum aus der Abwärme der BHKWs. Die Restfeuchte ist notwendig, damit die Fasern nicht zu spröde werden und brechen. Die so gewonnen Fasern werden verpackt und sind lange lagerfähig, um später mit Recycling-Kunststoffen zu dem innovativen Kunststoff AgriPlast compoundiert zu werden.