Chris:
Einige Unternehmen berichten, dass sie das Gefühl haben, Verbraucher erwarten von Produkten eine vollkommene Perfektion. Hierzu kann man Telefone als Beispiel für Produkte anführen, bei denen alles völlig nahtlos zusammenpasst – sprich, es gibt keine Trennfugen und keine Schrauben. Das Interessante an der Tastatur ist, dass man dort eine uneinheitliche, gesprenkelte Beschaffenheit, die ja optisch eher auf Imperfektion hindeuten könnte, eventuell eher als natürlich interpretiert. Denken Sie, dass die Verbraucher eher bereit sind, diese Art von Effekt zu akzeptieren, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, weil es vielleicht bestimmte Materialien gibt, bei denen es sinnvoll ist, wenn sie nicht so perfekt und makellos sind?
Alastair:
Wenn Sie mir diese Frage in Bezug auf den Verbraucher von heute stellen, dann würde ich nein sagen. Ich bin mir sicher, dass es hier immer noch eine Perfektions-Erwartung gibt, die vor allem Apple in den letzten fünf bis zehn Jahren vorangetrieben hat. Ich denke, das müssen wir ändern, und ich glaube auch, die Verbraucher werden ihr Verständnis für Materialien, Nachhaltigkeit und die Auswirkungen von Nachhaltigkeit kritisch weiterentwickeln. In fünf oder zehn Jahren werden die Verbraucher eine andere Perspektive haben, und ich hoffe, dass es eine völlig andere Perspektive sein wird.
Das ist meiner Meinung nach auch eine Herausforderung für Logitech – wir sprechen viel darüber. Irgendwann müssen wir uns vielleicht auch überlegen, wie wir unsere nachhaltige Produktgestaltung besser kommunizieren können. Im Vergleich zur Konkurrenz verwenden wir nämlich nachhaltige Materialien und Prozesse. Denn wenn der Verbraucher nicht erkennt, dass unsere Materialien und Oberflächen nachhaltiger sind als die unserer Konkurrenz, sieht er oder sie unser Produkt aufgrund dieser Dimension der Perfektion eventuell als minderwertig an.
Und das ist im Prinzip ein sehr unfairer Vergleich. Wie können wir das ändern? Ich denke, da müssen wir uns noch einige Ideen durch den Kopf gehen lassen. Es ist wie bei Lebensmittelverpackungen. Wenn wir heute auf die Verpackungen schauen, finden wir eine Auflistung der darin enthaltenen Zutaten, Salzgehalt, Fette, Ballaststoffe etc. Damit können wir dann als Verbraucher abschätzen, wie gesund die Lebensmittel in der Verpackung sind. Ich frage mich, ob diese Idee aus der Verpackungswelt nicht auch auf den Markt für Unterhaltungselektronik übertragen werden sollte. Es hätte dann eine ähnliche Rolle wie in den frühen Tagen des Computers, in denen ein Verbraucher eine Maus mit einer anderen Maus vergleichen und sehen konnte, dass es sich zwar funktional um dasselbe Produkt handelt, aber dass eine Lösung weitaus nachhaltiger ist als die andere.
Ich denke, wir bewegen uns bereits in diese Richtung. Es wird Unternehmen geben, die eine Position einnehmen, entsprechend Pionierarbeit leisten und auf nachhaltigere Lösungen hinarbeiten, während andere ein eher langsameres Tempo hinlegen werden. Aber die Verbraucher werden das nicht erkennen, und wir müssen herausfinden, wie man sie "aufklärt" – was schrecklich bevormundend klingt – um ein Bewusstsein für ihre Entscheidungen zu schaffen.
Chris:
Was können Sie uns noch über das umweltbewusste Verhalten von Logitech verraten?
Alastair:
Im Allgemeinen haben wir uns sehr dem Nachhaltigkeitsprinzip verpflichtet und haben dabei nicht nur ein abstraktes Nachhaltigkeitsziel, sondern verfolgen klar definierte Nachhaltigkeitsziele, die sich an Ziele jenseits von Logitech orientieren. Wir beobachten dabei beispielsweise das Pariser Klimaabkommen und andere Maßnahmen. Wir haben unsere persönliche CO2-Bilanz als Unternehmen im Blick, angefangen mit unseren Fabriken. Dort streben wir Klimaneutralität an, von der Verpackung bis hin zu den Materialien.
Es ist also nicht so, als würden wir einen Schalter umlegen und sagen: "Okay, alles muss von Anfang an vollständig recycelbares Material sein", aber wir sind entschlossen, unser gesamtes Portfolio in Übereinstimmung mit unseren Nachhaltigkeitszielen umzuwandeln. Dinge wie PVC-Kabel haben wir bereits vor drei Jahren aus dem Sortiment genommen. Es geht mehr darum, das gesamte Portfolio nicht nur bezüglich der Materialien, sondern auch danach auszurichten, wie wir sie produzieren und wieder abbaubar machen können, um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Chris:
Ich habe gehört, dass Sie dies bei Logitech nicht tun, weil wir Nachforschungen über Sie angestellt haben, oder Ihre Kunden dies von Ihnen wollen oder erwarten, sondern weil es für Sie und Ihr Unternehmen ein ethisches Anliegen ist.
Alastair:
Dem stimme ich zu. Darum haben wir bisher auch nicht wirklich öffentlich als Unternehmen darüber gesprochen. Und diese ethische Auffassung zeigen wir auf der ganzen Linie, das fängt bei Bracken an, zieht sich durch das Führungsteam und das ganze Unternehmen. Wir tragen eine Verpflichtung gegenüber den zukünftigen Generationen – die ethische Auffassung basiert nicht darauf, durch ein verkaufsfähigeres Produkt einfach nur unseren Umsatz steigern zu wollen.