Im Interview mit dem K-MAG spricht Dr. Christian Garthaus darüber, inwiefern sich die Composite-Profile maßschneidern lassen, welche Vorteile das hat und wie insbesondere die Umwelt davon profitiert.
Herr Dr. Garthaus, 2018 haben Sie herone als Spin-off der Technischen Universität Dresden gegründet. Wie kam es dazu?
Dr. Christian Garthaus: Nach mehreren Jahren der Forschung an der TU Dresden haben meine Kollegen Daniel Barfuß, Alexander Rohkamm und ich beschlossen, unsere Entwicklungen für bereits interessierte Kunden wirtschaftlich selbstständig in die Anwendung zu bringen. Damals hatten wir bereits viele Jahre mit namhaften Industriekunden zusammengearbeitet, die starkes Interesse an der Industrialisierung zeigten. So kam erstmals der Gedanke auf. Mithilfe des EXIST-Forschungstransfers des BMWK werden Hightech-Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind, gefördert. Dieses Programms hat uns den Übergang aus der Forschung in die Selbstständigkeit ermöglicht. Nach sechs Monaten haben wir dann die herone GmbH gegründet.
Sie bieten Composite-Profile an, die maßgeschneidert sind. Was bedeutet das genau? Wie gelingt Ihnen das?
Garthaus: Unter maßgenschneiderten Composite-Profilen verstehen wir die individuelle Integration weiterer Funktionen direkt ins Bauteil – während des Herstellungsprozesses. So können wir durch unsere herone-Technologie kombiniert mit den einzigartigen Eigenschaften thermoplastischer Kunststoffe beispielsweise kraftübertragende Elemente wie Zahnräder oder Gewinde aus dem gleichen Matrixmaterial direkt in das Composite-Bauteil integrieren. Damit wird das Bauteil leichter und robuster und gleichzeitig werden die Anzahl der erforderlichen Prozessschritte und damit Kosten eingespart. Durch die Integration standardisierter Schnittstellen, wie dem Gewinde, bieten wir eine einfache Möglichkeit für den Einsatz der Bauteile und damit für die Nutzung des Leitbaupotenzials.
Wo kommen Ihre Produkte genau zum Einsatz?
Garthaus: Unsere kosteneffizienten Faserverbund-Profile kommen dort zum Einsatz, wo Lasten, Bewegungen oder Flüssigkeiten übertragen werden und besonders hohe Anforderungen wie Druck, Temperatur oder Kraftübertragungen an das Material gestellt werden. Neben der Widerstandfähigkeit müssen die Bauteile häufig noch besonders leicht sein. Besonders gefragt ist das in der Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, im Sport oder Automotive-Bereich.
Aktuell beschäftigt sich unser inzwischen 13-köpfiges Team aus vorwiegend Luft- und Raumfahrt-Ingenieuren und Leichtbauern zum Beispiel mit vorgespannten Motorraumstreben sowie innovativen Wasserstoff-Treibstoffleitungen für emissionsfreies Fliegen der Zukunft. Grundsätzlich sind sehr viele Anwendungsbereiche für unsere Produkte denkbar.