UBQ verwandelt Müll in eine Ressource der Zukunft

Für Albert Douer ist gewöhnlicher Hausmüll eine Kostbarkeit. Denn für ihn und sein Unternehmen -UBQ Materials Ltd. - ist es kein Müll, sondern ein wertvolles Rohmaterial.

Mit seinem patentierten Verfahren nimmt UBQ alltäglichen Müll, entfernt alle abrasiven Metalle, Glas oder Mineralien und wandelt ihn in thermoplastische Harze um, die zu einer breiten Palette langlebiger Produkte geformt oder extrudiert werden können. Dieser Müll ist überall, daher der Firmenname UBQ, der für ubiquitär steht. Ein globales Problem, das eine globale Perspektive erfordert.

Douer wurde in Kolumbien geboren, lebt in Panama und leitet das 13 Jahre alte Unternehmen UBQ mit Sitz in Tel Aviv, Israel. Das Unternehmen hat gerade eine kommerzielle Anlage in den Niederlanden und sein erstes US-Büro in Miami eröffnet. Außerdem hat es vor kurzem mit Plastribution ein Vertriebsabkommen für Großbritannien und Irland geschlossen.

Douer hält die Vereinigten Staaten für den idealen Standort für eine seiner Anlagen: „Sie sind ein großer Polymerverbraucher und haben ein Abfallproblem.“ Außerdem führt er aus, dass UBQ auch die Errichtung von Anlagen in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Brasilien, Kolumbien, Panama, Japan, Thailand und Australien, um nur einige zu nennen, genau prüft. Er erklärt den allgemeinen Ansatz seines Unternehmens folgendermaßen: „Die Technologie von UBQ nimmt den organischen Inhalt des kommunalen Haushaltsabfalls und reduziert ihn auf seine Grundbausteine: Zucker, Bänder, Fasern und Zellulose. Anschließend werden sie in eine firmeneigene Matrix umgewandelt, die den nicht umgewandelten Teil des Abfalls, einschließlich aller Kunststoffe, abdeckt. Der Schlüssel zu unserem Verfahren ist, dass das resultierende Verbundmaterial wie ein einziges homogenes Material wirkt, das immer wieder reproduziert werden kann."

UBQ beschäftigte weniger als 40 Mitarbeiter bis das Unternehmen begann, die Produktion in den Niederlanden auf kommerzielles Niveau zu bringen. Heute beschäftigt das Unternehmen fast 140 Mitarbeiter. Das gesamte Forschungs- und Entwicklungsteam befindet sich in Israel, wo die Technologie entwickelt wurde. Erst kürzlich hat das Unternehmen ein komplettes Vertriebs- und technisches Serviceteam in den USA, Europa, Lateinamerika und Asien aufgebaut.

UBQ gibt seinen Jahresumsatz nicht bekannt, aber Douer räumt ein, dass dieser immer noch sehr gering ist. „Wir sind sehr klein für das, was wir erreichen wollen. Jeder bei uns weiß, dass wir wahrscheinlich Geld verdienen werden. Wir haben ein wunderbares Produkt.“ Er rechnet fest damit, dass UBQ in den nächsten ein oder zwei Jahren finanziell „durchstarten“ wird.

„Aber das ist nicht der Erfolg von UBQ. Wenn wir in fünf Jahren nur noch eine Kapazität von 80.000 Tonnen haben - die wir heute haben -, dann habe ich das Gefühl, dass wir versagt haben. Wenn wir die Probleme lösen wollen, die UBQ löst, müssen wir Millionen und Abermillionen Tonnen an UBQ-Kapazität aufbauen. Wenn wir innerhalb von fünf Jahren nur reich geworden sind, haben wir versagt. In diesem Unternehmen geht es darum, ein Problem zu lösen, und daran werden wir im Laufe der Zeit gemessen werden."

Das Bestreben, zur Lösung des Problems der Kunststoffabfälle beizutragen, hat dazu beigetragen, Teknor Apex und UBQ zusammenzubringen. Die beiden Unternehmen, so Douer, teilen einige wichtige Werte.

Teknor ist ein Familienunternehmen, das sein 100-jähriges Bestehen feiert. In mancher Hinsicht ist Teknor UBQ sehr ähnlich, so Douer. „Wir betrachten die Dinge nicht auf vierteljährlicher Basis, wir betrachten die Dinge nicht auf jährlicher Basis, wir denken an unsere Enkelkinder. Und so weiter. Von der ersten Minute an, als wir uns trafen, hatten wir dieses Gefühl, und deshalb ist Teknor so besonders für uns.“

John Kaminsky, Senior Vice President von Teknor Apex, stimmt dem zu. Kaminsky weist darauf hin, dass sein Unternehmen bereits vor 50 Jahren mit dem Recycling von PVC begonnen hat und sich seit langem auf die Minimierung von Abfällen konzentriert, und sagt über die Beziehung: „Dies gibt uns die Möglichkeit, unseren Einfluss auf die Nachhaltigkeit durch die Zusammenarbeit mit UBQ wirklich zu verdreifachen, zu verdoppeln und zu vervierfachen. Wir arbeiten mit UBQ in einer schnell lernenden, teamorientierten, kollaborativen Beziehung, in der wir diese Möglichkeiten durcharbeiten und verstehen, wo wir der Welt helfen und gemeinsam gewinnen können. Wir haben also beide die Absicht zu wachsen und zwar nachhaltig."

Aber noch wichtiger, sagte er, ist es, den Anwendungsbereich zu verstehen und zu wissen, wie man möglicherweise Anpassungen vornehmen kann, um den Kunden zu helfen, erfolgreich zu sein und mehr und mehr UBQ zu verwenden. Es ist von entscheidender Bedeutung, weiterhin Leistung zu erbringen und gleichzeitig Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen.

Douer erinnert an die Anfänge von UBQ vor 13 Jahren, die auf einer Reihe von Patenten beruhten, die in israelischen Labors entwickelt wurden. Douer stieg als erster großer Investor ein, nachdem er von Tato Bigio, einem der Mitbegründer, angesprochen worden war. Unter Bezugnahme auf Gil Felus, den Chief Innovation Officer und Chief Operating Officer von UBQ in den letzten zehn Jahren, sagt Douer: „Wir kommen aus der chemischen Welt. Vom ersten Tag an, als UBQ gegründet wurde, war es als Industrieunternehmen gedacht. Es war nicht als Universitätsexperiment gedacht.

Das UBQ-Team arbeitete jahrelang an der Verfeinerung seiner Prozesse und erhielt wichtige Umweltgenehmigungen und -zertifizierungen für seine Materialien, bevor diese überhaupt auf den Markt kamen. Heute sind viele Einzelhändler, Marken und Erstausrüster mehr denn je bestrebt, ihre Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit zu verbessern.

Das Ergebnis ist eine breite Palette von mehr als 40 Produkten. Diese verteilten sich auf vier Branchen: Gebrauchsgüter, Bauwesen, Automobilindustrie sowie Lieferkette und Logistik. Zu den Kunden gehören Unternehmen wie McDonald's, PepsiCo und Mercedes Benz.

Die Produkte reichen von Cocktailtischen und rotationsgeformten Gartenmöbeln bis hin zu Haushaltswaren, Lampenbefestigungen und Autoteilen. Douer sagt, sein Unternehmen habe sogar einen Weg gefunden, 20 Prozent UBQ in Polyethylen-Blasfolien einzubauen.

 „Ich sehe eine große Menge an Kunststoff in der Haushaltswarenindustrie, die auf UBQ umgestellt wird. Ich meine damit eine große Menge an Dingen wie Schuppen für den Außenbereich, Blumentöpfe, Hundehütten, Stühle, Tische und verschiedene Arten von Möbeln“, führt Doue aus.

Kaminsky sagt: „Wir durchforsten den Markt aktiv nach Überschneidungen, wo Nachhaltigkeit und interessante, wertvolle Materialien zusammenkommen. Und wir sehen uns diese Möglichkeiten jeden Tag an.“

UBQ bezieht sein Rohmaterial aus einer Vielzahl von Quellen. „Wir haben auch eine ganze Patentfamilie, die mit vulkanisiertem Gummi aus Reifen zu tun hat. Können Sie sich vorstellen, vulkanisierten Gummi aus Reifen zu spritzen? Nun, wir können es."

Auch bei Papierschlämmen sehen sie ein großes Potenzial. „Die Leute wissen nicht, was sie mit diesen sehr kurzen Fasern machen sollen, die bei der Herstellung von Karton oder Papier anfallen. Sobald sie halbtrocken sind, können wir sie in unserem Prozess verwenden.“

„Ich sage den Leuten, das ist etwas Verrücktes, wir „modifizieren“ Abfälle. Das klingt wie die verrückteste Sache der Welt. Wir können Abfälle aus Amsterdam nehmen, die sich von den Abfällen aus Deutschland unterscheiden, und sie so modifizieren, dass Teknor, wenn sie ihr Material bekommen, genau das bekommen, was ihnen versprochen wurde“, fährt Douer fort.

Dazu gehört auch die Lösung des Geruchsproblems, mit dem Abfälle normalerweise zu kämpfen haben. In den Anfangszeiten von UBQ war dies ein großes Problem. Inzwischen hat das Unternehmen jedoch einen Weg gefunden, dieses Problem zu lösen.

„Wenn man darüber nachdenkt, entsteht der Geruch durch den Input“, erklärt Douer. „Und der Input ist in unserem Fall heterogen. Es ist also nicht so, dass man immer den gleichen Geruch erhält. Aber heute würde ich sagen, dass die meisten Geruchsprobleme darauf zurückzuführen sind, dass das Material bei der falschen Temperatur verarbeitet wird. Es verbrennt. Es liegt nicht am Material selbst."

Alles hat einen Geruch, stellt Kaminsky fest, und der muss kontrolliert werden. Aber UBQ hat zusammen mit Teknor Wege gefunden, dieses Problem sehr effektiv zu lösen.

UBQ ist auch bestrebt, mit der bestehenden Abfallinfrastruktur in einer bestimmten Region oder einem bestimmten Land zu arbeiten. „Wir wollen das Rad nicht neu erfinden“, unterstreicht Douer.

In Europa gibt es zum Beispiel eine Menge RDF (refuse-derived fuel) - im Wesentlichen Abfallverbrennungsanlagen, bemerkt er. „Was wir tun, ist, dass wir diesen Strom anzapfen. Offensichtlich stellen die Menschen lieber Tische, Stühle und Autoteile her, als Dinge zu verbrennen. Und dann sprechen wir in Ländern wie den USA mit verschiedenen Abfallpartnern, die bereits wissen, was die Kommunen brauchen und was all diese Menschen brauchen. Und wir lösen das Problem der Entsorgung auf eine viel schönere Art und Weise als mit all diesen Deponien“

Dieser Boom des kommerziellen Interesses und der Nachfrage veranlasste UBQ Ende letzten Jahres zur Eröffnung seiner großen neuen Anlage in der niederländischen Stadt Bergen op Zoom (BOZ).

„Die Niederlande erwiesen sich als perfekte Ausgangsbasis für die globalen Ambitionen von UBQ“, so das Unternehmen, vor allem aufgrund der strategischen Lage und des fortschrittlichen Abfallökosystems. Angesichts der regulatorischen Herausforderungen sicherte sich UBQ geschickt die Unterstützung der Gemeinschaft und der Regierung, indem es großen Wert auf die Beschaffung vorverarbeiteter Abfallmaterialien und die strikte Einhaltung von Umweltstandards legte.

Die BOZ-Anlage verwendet 104.600 Tonnen RDF von lokalen Abfallverarbeitungspartnern und wandelt sie in 80.000 Tonnen UBQ pro Jahr um. Das System wurde so konzipiert, dass es ressourceneffizient, modular und skalierbar ist und die Kapazität mehrerer Linien nutzt, was die Massenproduktion und die globale Expansion von UBQ ermöglicht. Die Anlagenbetreiber haben versprochen, 130 Vollzeitarbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig die Umwandlung der Region in ein nachhaltiges Produktionszentrum zu unterstützen, während sie gleichzeitig die Recyclingraten erhöht, um die staatlichen Zielvorgaben zu erfüllen.

„Wenn Sie richtig umwandeln und UBQ richtig einsetzen“, sagt er, „sind die Chancen sehr hoch, dass das Endprodukt nicht mehr kostet als das, was Sie heute herstellen. Und Sie müssen definitiv nicht Ihre gesamte Kapitalausstattung ändern, um UBQ zu verwenden, was ein weiterer großer Vorteil ist.“

„Bei UBQ sind wir unter anderem sehr froh darüber, dass wir den Menschen Nachhaltigkeit bieten können, ohne dass sie dafür einen Preis zahlen müssen - solange wir es richtig umwandeln und richtig verarbeiten. Auch hier gilt, dass das Endprodukt nicht mehr kosten sollte als das Original.“

Das klingt alles sehr vielversprechend. Man nimmt gewöhnlichen Haushaltsmüll und verwandelt ihn in thermoplastischen Kunststoff, der mit den gängigen Geräten zu hochwertigen, langlebigen Produkten verarbeitet werden kann - und das zu einem erschwinglichen Preis. Doch Douer mahnt auch hier zur Vorsicht:

„Ich möchte das nur klarstellen, weil es manchmal zur Sprache kommt: UBQ ist kein Wundermittel. Es ist ein großartiges Produkt. Es löst eine Menge Probleme. Aber so etwas wie eine Wunderwaffe gibt es nicht. Um die Probleme der Welt zu lösen, müssen viele verschiedene Menschen an vielen verschiedenen Dingen arbeiten."