Worum geht es bei der Initiative HolyGrail 2.0 und welche Ergebnisse erwarten Sie damit?
Eva Schneider: Eine der dringendsten Herausforderungen für das Erreichen einer Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen besteht darin, einen Weg zu finden, Verpackungsmüll akkurat zu sortieren, was wiederum zu einem effizienteren und qualitativ hochwertigeren Recycling führt. Digitale Wasserzeichen auf Verpackungen haben das Potenzial, diesen Prozess zu revolutionieren und neue Möglichkeiten zu eröffnen, die mit bestehenden Technologien derzeit nicht realisierbar sind.
Digitale Wasserzeichen sind unsichtbare Codes in der Größe einer Briefmarke, die die gesamte Verpackungsoberfläche bedecken können und eine Vielzahl von Attributen beinhalten. Ziel ist es, dass nach Eingang der Verpackung in eine Abfallsortieranlage das digitale Wasserzeichen von einer hochauflösenden Kamera auf der Sortierlinie erkannt und entschlüsselt wird, die dann die Verpackung entsprechend akkurater sortieren kann. Dies führt zu besseren und genaueren Sortierströmen und damit zu hochwertigeren Rezyklaten, was der gesamten Verpackungs-Wertschöpfungskette zugutekäme.
Wie läuft das Projekt konkret ab?
Schneider: Das Projekt umfasst 3 verschiedene Phasen: 1. die Entwicklung des Prototyps einer Sortier- und Erkennungsanlage, die NIR-Erkennung und digitale Wasserzeichenerkennung kombiniert, 2. die halbindustrielle Erprobung und 3. die industrielle Testphase. Auf diese Weise befasst sich HolyGrail 2.0 mit der Skalierung der Technologie vom derzeitigen Technology Readiness Level TRL 6 (Technologie-Reifegrad: Prototyp in einer Einsatzumgebung) – bis TRL9 (qualifiziertes System mit Nachweis des erfolgreichen Einsatzes).
Das Projekt soll ferner den wirtschaftlichen Nutzen mit Blick auf Business Cases in großem Maßstab demonstrieren, mit dem Ziel, es zu einer automatischen Wahl mit hohem ROI für die Abfallwirtschaft zu machen, in die sie nach der Initiative investieren kann.
Die Ergebnisse, die im Rahmen der (halb-)industriellen Versuche erzielt und in einem abschließenden techno-ökonomischen Analysebericht veröffentlicht werden, sollen zeigen, ob die Verpackungswertschöpfungskette digitale Wasserzeichen auf Verpackungen für eine verbesserte Sortierung skalieren und diese Technologie tatsächlich dorthin bringen kann, wo sie benötigt wird. Eine erfolgreiche Demonstration der technischen und wirtschaftlichen Realisierbarkeit dieser Technologie würde mehr Länder und Entsorgungsunternehmen dazu bewegen, diese neue Sortiertechnologie umzusetzen.