Welche Herausforderungen sehen Sie in der Skalierung von Recyclingprozessen und wie begegnet HolyPoly diesen?
Pflüger: Die Skalierung von Recyclingprozessen ist letztlich der Schlüssel zum Erfolg: Erst ab einer "kritischen Masse" ist der Einsatz recycelter Kunststoffe wirtschaftlich sinnvoll. Unsere bisherigen Projekte, beispielsweise für Bosch, haben bewiesen, dass mit den richtigen Prozessen am Ende Rezyklate entstehen, die dem Neumaterial in nichts nachstehen. Das gilt für Qualität, Optik und sämtliche regulatorischen Anforderungen wie Schadstoffrichtlinien und die geltenden rechtlichen Normen. Nun stehen wir vor der Herausforderung, den Preis für das Rezyklat in ein angemessen wirtschaftliches Verhältnis zur Neuware zu bringen und Sie ahnen es: Die Lösung heißt Skalierung.
Das größte strukturelle Hemmnis sehen wir allerdings im massiven Investitionsstau in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft. Die Energiewende ist ohne Solar- und Windkraftanlagen nicht machbar. Gleiches gilt für die Kreislaufwirtschaft: Ohne Investitionen in die nötige Infrastruktur bleibt sie nur ein schöner Traum.
HolyPoly begegnet der niedrigen Investitionsbereitschaft mit Fakten: Wir können mit den Daten aus unseren Machbarkeitsstudien und den Testläufen in der Closed-Loop Factory sehr fundierte Geschäftsmodelle mit Blick auf Rentabilität und Investitionsbedarf generieren. Diese Business-Cases zeigen, dass sich mit großem Mengendurchsatz bei Einsatz neuester Technologien ein konkurrenzfähiger Materialpreis erzielen lässt und sich die Investitionen auszahlen werden. Geht man zudem von mittelfristigen Preissteigerungen beim Neumaterial aus – etwa durch steigende CO2-Abgaben oder Rohölpreise – ergibt sich über kurz oder lang sogar ein Wettbewerbsvorteil.