Am verschmutzten Rand der Welt: Lindner und Comberplast recyceln Fischernetze

Auf der K 2019 in Düsseldorf präsentiert und nun im Einsatz am Rand der Welt: der Micromat 1500 der Lindner Recyclingtech GmbH. Seit über einem Jahr verwendet dort Circular Economy-Pionier Comberplast die Maschine, um alte Fischernetze und Leinen zu zerkleinern – die zuvor an Patagoniens Küsten eingesammelt wurden.

Im Interview mit K-MAG spricht Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth über die Besonderheiten des Zerkleinerers sowie darüber, warum das Recycling von Fischernetzen so herausfordernd ist und welchen Beitrag Lindner und Comberplast damit für den Umweltschutz leisten.

Herr Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth, auf der K 2019 haben Sie den Micromat 1500 bereits vorgestellt und seine Funktion live anhand der Zerkleinerung von Fischernetzen demonstriert. Wie funktioniert die Maschine? Was ist das Besondere daran?

Stefan Scheiflinger-Ehrenwerth: Unsere bewährte Micromat-Serie wurde 2019 um das Modell 1500 erweitert; es war das richtige Produkt zur richtigen Zeit, um Firmen wie Comberplast zu bedienen.

Die Zerkleinerung von Fischernetzen ist eine große Herausforderung, da das Material sehr reißfest ist. Der Micromat arbeitet mit einem schneidenden System – die Netze und Seile werden kontinuierlich geschnitten und das Output ist ideal für den weiteren Recyclingprozess.

Das Besondere: Da die Netze aus dem Meer mit Salzrückständen, Sand und Organik verunreinigt sind, müssen die Maschine und deren Schneidwerkzeuge extrem robust sein.

Anfang 2020 haben Sie den Micromat 1500 dann an den Kunststoffrecycler Comberplast geliefert – nach Südamerika! Wie kam es dazu?

Scheiflinger-Ehrenwerth: Wir konnten Comberplast als Neukunden gewinnen, weil wir ihn von der hohen Zuverlässigkeit der Maschine überzeugen konnten – ebenso ist für Comberplast das Thema Kooperation und Zusammenarbeit im Hinblick auf Circular Economy sehr wichtig. Hier leisten unser Vertrieb in Südamerika und unser chilenischer Vertriebspartner Ingeniería Delta Limitada gemeinsam mit dem Lindner-Team tolle Arbeit.

Wie sehen die weiteren Schritte aus, nachdem die Fischernetze vom Micromat 1500 zerkleinert wurden?

Scheiflinger-Ehrenwerth: Anschließend werden die Netze und Seile gereinigt und granuliert. Der Spritzguss-Prozess für neue Produkte findet auch vor Ort bei Comberplast statt.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei diesem Prozess oder im Projekt im Allgemeinen?

Scheiflinger-Ehrenwerth: Die größte Herausforderung ist das abrasive Material – durch die Verunreinigungen mit Sand, Salz, Muscheln, Schmutz und Organik stellt es hohe Anforderungen an den Zerkleinerer. Die Netze und Seile wurden so konstruiert, dass sie im Gebrauch nicht reißen und sind daher auch sehr zäh zu zerkleinern. Ebenso muss das Material in hohen Mengen ökonomisch aufbereitet werden. Somit sind Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Wartungsfreundlichkeit wichtige Punkte.

Welche Erfolge konnten Sie bislang verbuchen?

Scheiflinger-Ehrenwerth: Die Maschine, welche als Plug & Play Lösung konzipiert ist, konnte während der Pandemie erfolgreich mit remote support von Lindner und Ingeniería Delta Limitada installiert werden. Die erwartete Performance des Schredders konnte von Anfang an erfüllt beziehungsweise sogar übertroffen werden.

Inwiefern trägt Lindner zu mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei? Was sind Ihre Pläne für die Zukunft diesbezüglich?

Scheiflinger-Ehrenwerth: Die Lindner Zerkleinerungstechnologie und Systemlösungen sind der erste Schritt im Recyclingprozess und somit der erste Berührungspunkt mit dem undefinierten Abfall. Um die Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben, ist die richtige Aufbereitungstechnologie von großer Bedeutung – hier möchten wir einen entscheidenden Beitrag für mehr Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz leisten und auch für zukünftige Herausforderungen die passende Technologie bereitstellen.