Herr Hardow, wie funktioniert das chemische Recycling?
Dirk Hardow: Beim chemischen Recycling werden in einem Hochtemperaturverfahren Altkunststoffe unter Ausschluss von Sauerstoff in Pyrolyseöl umgewandelt. Dieses Öl kann für die Herstellung von Kunststoffen eingesetzt werden und ersetzt damit konventionelles Rohöl. In unserem Fall stellen wir hieraus Hochleistungsfolien für das Verpacken von Produkten mit hohen Qualitäts- und Hygieneanforderungen wie etwa Lebensmittel und Pharmazeutika her.
Für welche Materialien eignet sich das Verfahren?
Hardow: Im Vergleich zum mechanischen Recycling bietet das chemische Recycling deutlich mehr Möglichkeiten, insbesondere verunreinigte, gemischte oder andere Kunststoff-Fraktionen, die nicht mechanisch recycelt werden können, einer nachhaltigen Wiederverwertung zuzuführen. Darüber hinaus ist das Verfahren auch dafür geeignet, hochkomplexe Mehrschichtfolien aus unterschiedlichen Kunststoffen zu verwerten. Diese werden unter anderem in der Lebensmittelindustrie zum Verpacken unterschiedlichster Produkte wie etwa Fleisch- und Wurstwaren, Käse, Fisch, Backwaren etc. eingesetzt.
Sie investieren konkret in eine spezielle Technologie des chemischen Recyclings. Worum geht es hier genau?
Hardow: Es handelt sich hierbei um einen fortgeschrittenen thermo-chemischen Prozess zur Verflüssigung von festen Kohlenwasserstoffen in einem einstufigen Verfahren, der auch als Direktverölung bezeichnet wird. Die Recyclinganlagen unseres Kooperationspartners im münsterländischen Ennigerloh sind für den vollkontinuierlichen Betrieb genehmigt und seit März 2021 entsprechend den Nachhaltigkeitskriterien nach ISCC-Plus zertifiziert.
Insgesamt erachten wir das chemische Recycling und speziell unser Verfahren als einen wichtigen, komplementären Baustein für eine zirkuläre Wirtschaft in der Kunststoffindustrie. Und zwar immer dann, wenn das mechanische Recycling trotz weitreichendem Design for Circularity an seine Grenzen stößt.