Wo ist das chemische Recycling dem mechanischen überlegen?
Schofer: Der große Vorteil von chemischem Recycling gegenüber dem mechanischen ist, dass man damit alle Arten von Kunststoff recyceln kann. Man braucht keine sortenreinen Stoffströme mehr, wie beim mechanischen Recycling – etwa ausschließlich Polyethylen oder Polypropylen. So können mit chemischem Recycling auch Verbundstoffe recycelt werden. Voraussetzung ist aber, dass man einen großen Stoffstrom hat, denn nur dann kann das Verfahren wirtschaftlich betrieben werden. Es sind bereits einige große Anlagen für das chemische Recycling mit Durchsätzen von bis zu 25 Tonnen pro Stunde in der Planung.
Auf welche Recycling-Methode setzt der Maschinenbauer Coperion vorrangig?
Schofer: Wir als Maschinenbauer haben es uns zum Ziel gesetzt, die Kunststoffindustrie auf ihrem Weg zur Kreislaufwirtschaft bestmöglich zu unterstützen. Wir entwickeln Lösungen für das chemische Recycling, mechanische Recycling und sogar noch für viele weitere Verfahren, wie beispielsweise für das lösemittelbasierte Recycling. Hier werden zwei unterschiedliche Polymere voneinander getrennt und das Lösemittel im Extruder entgast. Wir bieten Technologien zur Verarbeitung aller Kunststoff-Stoffströme, für gut sortierte ebenso wie für schlecht sortierte. Aber es ist die Frage, ob man die Energie in die Vorsortierung steckt oder im Fall von chemischem Recycling nachher in die Aufbereitung der Ölqualität. Denn je schlechter das Produkt ist, das aus dem Reaktor herauskommt, desto stärker muss es aufbereitet werden. Auch hier dreht es sich am Ende um die Wirtschaftlichkeit. Weil der chemische Recyclingprozess energetisch sehr aufwändig ist, empfiehlt es sich bei hohen Durchsätzen den Fokus mehr auf die vorgeschalteten Schritte zu legen. Bei kleineren Anlagen kann es vielleicht auch wirtschaftlich Sinn machen, in die Aufbereitung des gewonnenen Öls zu investieren.