Für welche Altkunststoffe eignet sich diese Recyclingmethode besonders?
Edl: Wir konzentrieren uns auf Polyolefine. Konkret auf Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol. Das sind jene Kunststoffe mit dem höchsten Marktanteil. Da wir keinesfalls in Konkurrenz zum mechanischen Recycling treten wollen, beschäftigen wir uns mit den Altkunststoffen, die mit den bestehenden Verfahren im mechanischen Recycling nicht verarbeitet werden können, weil sie beispielsweise einen zu hohen Verschmutzungsgrad aufweisen. Diese Stoffe gehen heute in die thermische Verwertung. Wir haben im chemischen Recycling auch noch den Vorteil, dass wir keine sortenreinen Ströme benötigen, sondern auch Mischkunststofffraktionen verarbeiten können. Mit unseren ReOil-Anlagen fokussieren wir uns bei diesen Mischkunststoffen auf Folienmaterial.
Welchen ökologischen Nutzen hat das chemische Recycling?
Edl: Wir haben im vorigen Jahr ein Lifecycle-Assessment durchgeführt und dabei das chemische Recycling der thermischen Verwertung gegenübergestellt. Dieses LCA hat für das Jahr 2030 gezeigt, dass 34 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden können, wenn die beschriebenen Abfallströme, welche aktuell in die Verbrennung gehen, mit der ReOil- Technologie chemisch recycelt würden.
Das beweist, dass chemisches Recycling, als zusätzliche Technologie zu den bestehenden Verfahren, einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten kann. Die OMV-Gruppe hat auch mechanische Recyclinganlagen in ihrem Portfolio – wir sehen den Mehrwert in dem komplementären Einsatz von unterschiedlichen Recyclingtechnologien. Mit dem chemischen Recycling wollen wir die Lücke in der Kreislaufwirtschaft schließen, die derzeit besteht, da nicht alle Abfallströme mechanisch sinnvoll recycelt werden können und somit einer thermischen Verwertung zugeführt werden.
Wo bekommt die OMV die nötigen Stoffströme her?
Edl: Bei der Feedstock-Beschaffung arbeiten wir mit Abfallunternehmen sowohl in Österreich als auch im benachbarten Ausland zusammen. Warum auch im Ausland? Wir wollen, wie gesagt, nicht in Konkurrenz zu mechanischen Recyclern treten. Dies und die Größe der künftigen Anlage erfordert es, dass wird den Radius bei der Beschaffung von Kunststoffabfall erweitern.